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Technologie: Nicht Bauern, sondern Jäger und Sammler töpferten als Erste in Europa

Vor fast 8000 Jahren verbreitete sich eine neue Technologie rasend schnell in Europa: der Kochtopf. Jäger und Sammler waren offenbar auf den Geschmack neuer Speisen gekommen.
In einem modernen Tontopf kocht ein Gemüsegericht, erhitzt auf glühenden Kohlen.
In einem modernen Tontopf kocht ein Gemüsegericht, erhitzt auf glühenden Kohlen. Vielleicht bereiteten Jäger und Sammler vor Tausenden von Jahren Speisen auf ähnliche Weise zu.

Als die Menschheit den Kochtopf erfand, war ihr ein technologischer und kulinarischer Fortschritt gelungen: Die Tongefäße waren stabiler und feuerfester als Tierhäute oder Holzbehälter. Und mit dem Topf lernte man womöglich auch neue Methoden der Zubereitung. Nach Europa gelangte das Wissen über die Keramikherstellung mit den ersten Bauern. Und die alteingesessenen Jäger und Sammler übernahmen es von den Einwanderern aus Anatolien. Davon waren Forschende jedenfalls lange Zeit überzeugt. Doch offenbar hatte sich die Idee, aus Ton Gefäße zu brennen und sie zum Kochen zu benutzen, schon Jahrtausende zuvor unter mobilen Wildbeutern verbreitet.

Zu diesem Schluss kommt ein internationales Team um T. Rowan McLaughlin von der Maynooth University, das die Überreste von 1226 Keramikgefäßen von 156 Fundorten aus Nord- und Osteuropa auswertete. Wie die Wissenschaftlergruppe im Fachmagazin »Nature Human Behaviour« feststellt, breitete sich die Topftechnologie vergleichsweise rasch aus. Vermutlich weil sie von Kulturgruppe zu Kulturgruppe weitergegeben wurde.

Erstmals haben Menschen in Ostasien Keramik getöpfert und gebrannt. Die ältesten bekannten Tongefäße der Welt entstanden vor rund 20 000 Jahren in Ostchina. Von dort wanderte das Wissen über Sibirien bis nach Europa. Vor mehr als 7900 Jahren tauchten die ersten Tontöpfe nördlich des Kaspischen Meers auf. Anschließend griffen weitere Wildbeutergruppen die Technologie auf. In nur wenigen Jahrhunderten verbreitete sie sich gen Westen bis ins Baltikum.

Demzufolge war die Idee in einem Zeitraum von 200 bis 300 Jahren über eine Strecke von mehr als 3000 Kilometern gewandert. Das entspricht ungefähr 250 Kilometern je Generation. Damit verlief die Ausbreitung »um ein Vielfaches schneller als beispielsweise die Verbreitung der neolithischen Keramik aus dem Vorderen Orient in den Mittelmeerraum und Westeuropa«, heißt es in der Studie. Ein möglicher Grund dafür: Als die ersten Bauern nach Europa kamen, brachten sie neues Wissen mit, das die Neolithiker stets selbst in neue Regionen einführten. Die Technologien wanderten also mit den Menschen.

Anders im Fall der europäischen Wildbeuter: »In Hinsicht auf die Ausbreitungsgeschwindigkeit gehen wir davon aus«, schreibt die Forschergruppe um McLaughlin, »dass die Keramikproduktion durch Wissenstransfer über die bestehenden Netzwerke der verstreut lebenden Jäger-Sammler-Gemeinschaften schnell verbreitet wurde«. Möglicherweise tauschten sich die Menschen bei überregionalen Festen aus oder Frauen, die in andere Kulturgruppen einheirateten, brachten die neue Kenntnisse mit.

Die Forschenden konnten anhand organischer Rückstände an den Tonwandungen das Alter und die Funktion der Töpfe bestimmen. Ungefähr in 75 Prozent der Proben fanden sie Fette von Meeres- und Landtieren, außerdem Reste von Pflanzen. Ob deshalb aber mehr Fleisch und Fisch als pflanzliche Nahrung verspeist wurde, ist nicht sicher, da sich tierische Lipide leichter bestimmen lassen.

Weitgehend sicher sei aber, dass die Wildbeuter in den Gefäßen Mahlzeiten gekocht hatten. Die Wissenschaftler fanden zudem Hinweise, »dass die Verwendung der Töpferwaren zusammen mit dem Wissen über ihre Herstellung und Dekoration weitergegeben wurde«, sagt Studienautor Carl Heron vom British Museum gemäß einer Pressemitteilung. Womöglich gab es »kulinarische Traditionen, die mit den Objekten« von Mensch zu Mensch gelangten.

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