Und jetzt zum Wetter: Jagd nach dem Brockengespenst
Das Wetter: Weitere Wetterberuhigung
Ein weiße Überraschung erlebten am Montagmorgen noch einige Autofahrer im Südwesten und Süden, nachdem am Wochenende zuvor ruhiges Winterwetter geherrscht hatte. Doch dieser Schnee war wohl eher ein vorerst letztes Aufbäumen von Tiefdruckgebieten, die über Mitteleuropa hinweggezogen sind und deren Auswirkungen spätestens am Mittwoch Geschichte sind. Denn von Westen her kündigt sich eine Umstellung der Großwetterlage an: Hoch "Gabriela" soll ab Mittwoch die Regie übernehmen – mit zumindest tagsüber steigenden Temperaturen und erhöhten Chancen auf Sonnenschein. Bis zu 10 Grad Celsius mild kann es dann im Westen und Südwesten werden, und selbst in den Hochlagen der Mittelgebirge setzt Tauwetter ein. Nachts droht über Schnee allerdings weiterhin starker Frost.
Die Ursache: Hoch "Gabriela" rückt nach Osten vor
Momentan lagert "Gabriela" noch über Irland, so dass sich Deutschland am Montag an der Ostflanke des Hochs befindet. Doch ganz allmählich verlagert sich dieser Komplex ostwärts, und der antizyklonale Einfluss verstärkt sich langsam – sprich: Wir geraten zunehmend unter den Einfluss absteigender Luftmassen, und der Luftdruck erhöht sich. Gleichzeitig strömt mildere Luft von der Nordsee her ein, weshalb die Temperaturen langsam wieder steigen. Dieser Prozess verläuft aber gerade in Süddeutschland recht schleppend, da die ausgekühlten Luftmassen über dem verschneiten Untergrund ziemlich träge sind und der Wind zudem noch weiter nachlässt. Erst ab Mittwoch setzt auch hier zunehmende Milderung von oben ein, wenn sich die absteigende, erwärmte Luft langsam durchsetzt. Bis dahin muss man zudem mit weiteren leichten Niederschlägen in Form von feinem Schnee, gefrierendem Regen, Nieselregen oder einer Mischung aus allem rechnen.
Ab Mittwoch positioniert sich dann das Bodenhoch direkt über Westdeutschland, während das damit zusammenhängende Höhenhoch noch ein Stückchen weiter westlich lagert. Insgesamt beruhigt sich das Wettergeschehen dadurch noch weiter. Die letzten Schnee und Regenfälle enden, Nieselregen ist aus dem vorerst erwarteten Hochnebel jedoch weiterhin möglich. Im weiteren Verlauf der Woche zieht dann der gesamte Hochdruckkomplex nach Osten; er bleibt aber für uns bis über das Wochenende hinaus wohl wetterbestimmend. Es kommt zu ruhigem, spätwinterlichem Wetter, bei Aufklaren sind in der Sonne sogar schon Frühlingsgefühle möglich.
Die Folgen: Bestes Ausflugswetter in den Bergen
Winterliche Hochdruckwetterlagen haben oft einen entscheidenden Nachteil: Sie bürgen meist nicht unbedingt für Sonnenschein – sondern decken den Himmel mit einem einheitlich grauen Tuch zu. Doch das gilt vor allem für das Flachland und die Täler, denn auf den Bergen herrscht gleichzeitig schönstes Ausflugswetter. Schuld ist daran die so genannte Inversion: Warme Luft legt sich über kältere und kehrt damit den natürlichen Temperaturverlauf um. Gleichzeitig stabilisiert sich dabei die Atmosphäre, die Luft mischt sich kaum noch. Unterhalb der Grenze zwischen kalten und warmen Luftmassen können sich dann Luftfeuchtigkeit und/oder Schutzstoffe wie Rußpartikel und Schwefelsäuretröpfchen anreichern. Es entsteht meist zäher Hochnebel oder in stark belasteten Regionen der gefürchtete Wintersmog – Letzteres war in früheren Zeiten vor Rauchgasreinigung und Katalysator ein häufiges Problem etwa im Ruhrgebiet und belastet heute noch die Gesundheit in Städten wie Peking.
Hier zu Lande macht sich nun leider eine Absinkinversion breit, denn in Bodennähe fließt vorerst feuchte Luft ein, während die Luft über 900 bis 1000 Meter zunehmend trockener und wärmer wird: Zuerst ragen also die höchsten Gipfel der Mittelgebirge und Teile der Alpen aus dem Grau. Gleichzeitig ist es dort mit erwarteten 5 bis 8 Grad Celsius zum Teil milder als in den Tälern oder im Vorland, wo die kalte Luft träge lastet. Immerhin verstärkt sich das Hoch bis zum Wochenende, was die Inversionsschicht weiter nach unten drückt: Auch niedrigere Mittelgebirge und teilweise sogar deren unmittelbares Umfeld könnten dann Sonne genießen. In den Flusstälern des Südens sowie flächendeckend im Norden und Osten bleibt es dagegen ziemlich sicher weiter trist. Ein Ausflug in die Berge böte sich also an.
Die Aussichten: Die Suche nach dem Brockengespenst
Wie es nach dem Wochenende weitergeht, ist naturgemäß noch sehr unsicher: Die wichtigsten Wettermodelle neigen zu fortgesetztem ruhigen Hochdruckwetter, ohne dass sich am beschriebenen neblig-trüben Gesamtcharakter im Flachland und sonnigen Bergeshöhen groß etwas ändert. Unabhängig davon sollte man das anstehende Wetter zu einer Suche nach einer besonderen Himmelserscheinung nutzen – allen voran zur Jagd nach dem Brockengespenst. Dem Namen zum Trotz kann es in allen höheren Mittelgebirgen und in den Alpen auftauchen.
Gemeint ist damit allerdings kein okkultes Gespenst, sondern ein Wetterphänomen, das vor allem bei Inversionslagen auftritt: eine riesenhafte Gestalt, die sich sogar bewegt. Das Brockengespenst taucht auf, wenn die Sonne einen Menschen auf dem Gipfel oder Berggrat von hinten bescheint, während sich unterhalb eine Nebeldecke ausbreitet. Dann fällt der Schatten nicht auf eine feste Fläche, sondern auf unzählige Wassertröpfchen. Wie bei einer Kinoleinwand wird der entfernte Schatten vergrößert, zugleich bewegt er sich mit den Nebelschwaden – beim Betrachter entsteht das dreidimensionale Bild eines wackelnden Riesen. Verstärkt wird der Gänsehauteffekt oft durch eine Glorie: eine farbige, ringförmige Leuchterscheinung, die sich um den Kopf des Gespenstes entwickelt, wenn die Tröpfchen das Sonnenlicht reflektieren und beugen: Es bildet sich ein kreisrunder Regenbogen. Wer also nicht Schi fahren möchte, den lockt vielleicht zumindest diese Sagengestalt auf die Gipfel.
Weitere Wetterphänomene finden Sie im Artikel "Sieben faszinierende Leuchterscheinungen am Himmel".
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