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Jagdverhalten: Spinne verwendet Glühwürmchen als Leuchtköder

Spinnen der Art Araneus ventricosus nutzen eine besonders raffinierte Jagdtaktik: Sie bringen eingefangene Glühwürmchen dazu, so zu blinken, dass weitere Leuchtkäfer-Männchen in ihr Netz schwärmen.
Ein Glühwürmchen mit hell leuchtendem Schwanzteil sitz im Dunkeln auf einem Grashalm
Ein verführerisches Blinken kann Leuchtkäfer der Art Abscondita terminalis direkt in die Falle locken.

Gib einer Spinne ein Glühwürmchen und du ernährst sie für einen Tag – außer es ist eine Kreuzspinne der Art Araneus ventricosus. Denn wenn ihr ein Leuchtkäfer ins Netz geht, malträtiert sie diesen so, dass er sich als paarungswilliges Weibchen ausgibt und weitere männliche Artgenossen in die Falle lockt. Fachleute um Daiqin Li von der National University of Singapore beschreiben diese raffinierte Jagdstrategie in einer Arbeit in »Current Biology«.

Ein kurioses Muster, das sie während ihrer Feldarbeit bemerkt hatten, brachte die Forschenden auf die Fährte: In den Netzen von Araneus ventricosus verfingen sich häufig mehrere ausschließlich männliche Glühwürmchen der Art Abscondita terminalis. Diese Leuchtkäfer nutzen bei ihrer Partnersuche bestimmte Blinkmuster. Während Männchen im Flug mit zwei Segmenten ihres Unterleibs blitzen, bleiben Weibchen ortsgebunden und signalisieren ihre Paarungswilligkeit mit einem einzelnen Segment, das in einem anderen Muster aufscheint.

Doch verfängt sich ein Männchen im Netz besagter Kreuzspinne, verändert sich sein Leuchtmuster. Zunächst vermuteten die Fachleute hinter diesem Phänomen eine Art Hilferuf. Doch dann bemerkten sie, dass sich das Signal wiederum unterschied, sobald eine Kreuzspinne anwesend war. In dem Fall nahm es ein Muster an, das dem weiblicher Tiere ähnelte. So setzten die verhedderten Leuchtkäfer plötzlich mit nur einem ihrer Leuchtsegmente Lichtpulse ab, und zwar in einer ähnlichen Länge und Frequenz wie es sonst paarungswillige Weibchen tun. Ein solches Verhalten wird als Mimikry (englisch für Nachahmung) bezeichnet. Es ist im Tierreich weit verbreitet und dient meist entweder als Locksignal oder als Abschreckung.

Das vermeintliche Weibchen lockt mit dem Blinken weitere Männchen ins Netz und sichert der Kreuzspinne so gleich mehrere zusätzliche Mahlzeiten. Sie nutzt also offensichtlich das geschlechtsspezifische Paarungsverhalten ihrer Beute zu ihren Gunsten. Wie sie die männlichen Leuchtkäfer manipuliert, ist noch unklar. Die Hypothese, dass die Spinne dazu eine Sequenz aus Wickel- und Bissattacken nutzt, wollen die Forscherinnen und Forscher in einer künftigen Studie prüfen.

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  • Quellen
https://doi.org/10.1016/j.cub.2024.07.011

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