Fossilien: Jagte Riesentintenfisch urzeitliche Ichthyosaurier?
In der Tiefsee spielen sich bisweilen heftige Scharmützel ab: Wenn Pottwale Jagd auf ihre Lieblingsbeute machen, die Riesenkalmare der Gattung Architeuthis, geht es selten ohne Verletzungen für den Räuber ab, der mit bis zu 18 Metern immerhin so lang wie ein Gelenkbus werden kann. Doch immerhin kann Architeuthis den Spieß nicht völlig umdrehen – ganz im Gegensatz zu einem seiner Vorfahren aus der Trias, wie nun der Paläontologe Mark McMenamin vom Mount Holyoke College in South Hadley behauptet: Er vermutet, dass vor 200 bis 250 Millionen Jahren gigantischer Kopffüßer den ebenfalls busgroßen Ichthyosauriern nachgestellt und sie erbeutet hat.
Direkte Fossilbelege für diese frühen Verwandten von Kalmaren und Kraken fehlen ihm bislang zwar noch, doch leitet er ihr Vorkommen von einer ganzen Beweiskette ab. Seine Aufmerksamkeit erregt hatte ein Friedhof der Ichthyosaurier in Berlin, Nevada, wo bisher die Überreste von neun versteinerten Tieren gefunden worden waren, die auffällig ordentlich sortiert vorlagen. Bislang gingen Geologen davon aus, dass sie in flachem Wasser – womöglich als Folge einer giftigen Algenblüte – plötzlich verstarben und auf den Grund sanken. Doch sprechen die umlagernden Sedimentgesteine eher dafür, dass sie in der Tiefsee entstanden, was die akkurate Ablagerung mysteriös macht. Außerdem zeigen die Knochen unterschiedliche Ausmaße an Abnutzung, was wiederum gegen einen gleichzeitigen Tod ihrer Besitzer spricht.
Die einzelnen Glieder der Wirbelsäule verschiedener Tiere liegen in doppelten Linien in einem nahezu perfekten geometrischen Muster vor – was nach McMenamins Ansicht eher für eine gezielte Anordnung durch einen Beutegreifer spricht: einen riesigen Kopffüßer, der die Ichthyosaurier in der Tiefsee erbeutet und zu seinem Versteck transportiert hatte, wo er sie dann fraß und die Knochen zurückließ. Dieses Verhalten zeigen manche Krakenarten noch heute, so der Forscher. Das Muster der abgelagerten Knochen ähnele zudem verblüffend den Saugnäpfen, die sich an den Greifarmen von Kraken und anderer Kopffüßer befinden.
Und Kopffüßer sind tatsächlich auch in der Lage, große, schwimmende Tiere mit festem Griff zu erbeuten, zu überwältigen und anschließend aufzufressen, wie Videoaufnahmen aus dem Seattle Aquarium zeigen. Nachdem sie immer wieder tote Haie in einem ihrer Becken gefunden hatten, installierten die Mitarbeiter eine Kamera. Sie überführten den Übeltäter: einen Kraken, der auf die Haie lauerte, sie mit seinen Armen umschlang und tötete – durch Ertränken (Haie müssen schwimmen, um zu atmen) oder Genickbruch. Dass viele der Ichthyosaurierfossilien einige Rippenbrüche und verdrehte Hälse hatten, wertet McMenamin ebenfalls als Indiz für diese spezielle Räuber-Beute-Beziehung. Ein fossiler Beleg seines Riesenkraken steht allerdings bislang aus: Noch fand sich kein Schnabel – der einzige harte Bestandteil der sonst weichen Kopffüßerkörper. (dl)
Und Kopffüßer sind tatsächlich auch in der Lage, große, schwimmende Tiere mit festem Griff zu erbeuten, zu überwältigen und anschließend aufzufressen, wie Videoaufnahmen aus dem Seattle Aquarium zeigen. Nachdem sie immer wieder tote Haie in einem ihrer Becken gefunden hatten, installierten die Mitarbeiter eine Kamera. Sie überführten den Übeltäter: einen Kraken, der auf die Haie lauerte, sie mit seinen Armen umschlang und tötete – durch Ertränken (Haie müssen schwimmen, um zu atmen) oder Genickbruch. Dass viele der Ichthyosaurierfossilien einige Rippenbrüche und verdrehte Hälse hatten, wertet McMenamin ebenfalls als Indiz für diese spezielle Räuber-Beute-Beziehung. Ein fossiler Beleg seines Riesenkraken steht allerdings bislang aus: Noch fand sich kein Schnabel – der einzige harte Bestandteil der sonst weichen Kopffüßerkörper. (dl)
Wenn Sie inhaltliche Anmerkungen zu diesem Artikel haben, können Sie die Redaktion per E-Mail informieren. Wir lesen Ihre Zuschrift, bitten jedoch um Verständnis, dass wir nicht jede beantworten können.