Menschenaffen: »Es war nicht mutig, es war mein Traum«
Jane Goodall wurde am 3. April 2024 90 Jahre alt. 2018 sprach »Gehirn&Geist« mit ihr über die Entscheidung, als junge Frau nach Afrika zu gehen, ihre bahnbrechenden Entdeckungen in den Schimpansenkolonien und darüber, was sie noch immer antreibt. Hier können Sie das Interview noch einmal lesen.
Frau Doktor Goodall, Sie haben in Ihrem Leben viele Dinge getan, die für eine junge Frau in der damaligen Zeit sehr ungewöhnlich waren. Im Alter von 23 Jahren wanderten Sie nach Afrika aus, und mit 26 begannen Sie, frei lebende Schimpansen in Tansania zu beobachten. Was trieb Sie an?
Ich wurde schon mit einer großen Tierliebe geboren. Meine Mutter suchte für mich immer nach Büchern über Tiere, denn sie dachte, dass ich dadurch schneller lesen lernen würde. So erfuhr ich von Doktor Dolittle und der Geschichte, in der er Zirkustiere zurück nach Afrika brachte. Das beeindruckte mich. Mit zehn Jahren verschlang ich das Buch »Tarzan bei den Affen« und verliebte mich unsterblich in diesen Helden des Dschungels. In mir entstand der innige Wunsch: Wenn ich erwachsen bin, werde ich nach Afrika gehen. Ich werde mit wilden Tieren leben und Bücher über sie schreiben.
Und genau das haben Sie getan.
Richtig, das tat ich. Ich hatte nie den Traum, Wissenschaftlerin zu werden, denn damals wurden Mädchen keine Forscher. Man heiratete und bekam Kinder. Zuvor konnte man eventuell eine Ausbildung zur Sekretärin oder Krankenschwester machen. Es war nicht vergleichbar mit den Möglichkeiten, die Frauen heute haben.
Umso mutiger von Ihnen, allein nach Afrika zu gehen.
Es war nicht mutig, es war mein Traum.
Bevor Sie Ihre Feldforschung begannen, wusste man nahezu nichts über das Leben der Menschenaffen. Sie beobachteten viele Verhaltensweisen zum ersten Mal. Wie haben Sie das Vertrauen der Schimpansen gewonnen, und wie lange hat das gedauert?
Ich gewann ihr Vertrauen durch sehr viel Geduld. Das dauerte Wochen und war oft frustrierend. Denn am Anfang rannten die Schimpansen alle weg, sobald sie mich erblickten. Ich trug jeden Tag dieselbe Kleidung, ein helles Hemd und eine kurze Hose. Ich versuchte, stets Abstand zu halten und ihnen nicht zu schnell zu nahe zu kommen. Und ich gab vor, mich nicht im Geringsten für sie zu interessieren. Zum Beispiel grub ich kleine Löcher in die Erde oder tat so, als ob ich Blätter essen würde. Ich dachte mir, sie werden früher oder später neugierig und erkennen, dass ich nicht gefährlich bin. Und irgendwann verlor einer der Affen, den ich David Greybeard nannte, wirklich seine Angst vor mir. Ich glaube, er hat den anderen sehr dabei geholfen, zu merken, dass ich keine Bedrohung darstellte. Es gab jedoch eine sehr schwierige Zeit, als die Angst der Tiere mir gegenüber in Aggression umschlug. Sie behandelten mich wie einen Feind und versuchten, mich zu vertreiben.
»Währenddessen dachte ich immer nur: Oh, ihr dummen Geschöpfe. Warum verhaltet ihr euch so? Ich tue euch doch gar nichts. Aber hinterher habe ich dann gezittert«
Jane Goodall
Was haben die Affen gemacht?
Sie schrien mich an. Sie warfen Äste und Zweige in meine Richtung. Einmal hat mich einer von ihnen tatsächlich angegriffen und am Kopf getroffen. Ich habe dann versucht, so zu tun, als würde ich essen und als würde mich das alles gar nicht interessieren.
Hatten Sie in solchen Momenten Angst?
Währenddessen dachte ich immer nur: Oh, ihr dummen Geschöpfe. Warum verhaltet ihr euch so? Ich tue euch doch gar nichts. Aber hinterher habe ich dann gezittert.
Weil Ihnen erst im Nachhinein klar wurde, dass Schimpansen sehr stark sind, viel stärker als Sie selbst?
Ja, achtmal stärker als ich. So etwas realisiert man immer erst später.
Hat die Aggressivität der Tiere Sie überrascht?
Die Erkenntnis, dass Schimpansen – ebenso wie Menschen – zu Gewalt und Brutalität neigen, war für mich die schockierendste von allen. Sie sind dazu fähig, Krieg zu führen. Wir beobachteten extreme Gewalt, Verstümmlungen, Morde und Kannibalismus.
Welche Entdeckung beeindruckte Sie am meisten?
Die Beobachtung, die alles veränderte, war der Werkzeuggebrauch. Denn damals dachte man, nur Menschen seien dazu in der Lage. Und dann erblickte ich eines Tages David Greybeard, wie er mit einem Grashalm Termiten aus einem Erdloch angelte. Kurze Zeit später sah ich sogar, dass er einen Zweig von einem Baum abknickte, sorgfältig die Blätter entfernte und damit auf Termitenfang ging. Er stellte eigenes Werkzeug her.
Das war eine Sensation.
Diese Entdeckung ermöglichte es Louis Leakey, den Filmemacher und Fotografen Hugo van Lawick von »National Geographic« nach Gombe zu holen. Hugo dokumentierte von da an, was ich beobachtete. Das lieferte all denen den Beweis, die an meinen Befunden zweifelten. Denn viele glaubten mir damals nicht, weil ich jung war und nie ein College besucht hatte.
Erstaunte Sie das Verhalten von David Greybeard?
Als ich sah, dass er mit Grashalmen nach Termiten angelte, war ich aufgeregt, denn ich wusste, was für einen Effekt die Entdeckung haben würde. Überrascht hat sie mich aber nicht. Denn ich hatte das Buch »Intelligenzprüfungen an Menschenaffen« des deutschen Psychologen Wolfgang Köhler gelesen. Darin schildert der Autor bei in Gefangenschaft lebenden Schimpansen verschiedene clevere Verhaltensweisen wie den Gebrauch von Werkzeug. Er beschreibt auch detailliert, welche unterschiedlichen Persönlichkeiten die Tiere besaßen. Das Buch war für mich eine Art Bibel. Andere Forscher zweifelten Köhlers Erkenntnisse jedoch an und glaubten, dass die Tiere solche schlauen Dinge nur taten, weil sie sich diese von Menschen abgeschaut hatten oder gar durch den Kontakt mit Menschen klüger geworden waren. Das war natürlich albern, aber die gängige Meinung zu jener Zeit.
»Viele glaubten mir damals nicht, weil ich jung war und nie ein College besucht hatte«
Jane Goodall
Welche Erkenntnis über die Tiere hat Sie dann persönlich am meisten fasziniert?
Als ich realisierte, dass es unter Schimpansen gute und schlechte Mütter gibt. Heute, 60 Jahre später, wissen wir, dass die Nachkommen von guten Müttern, die ihren Nachwuchs unterstützen – so wie es meine eigene Mutter immer getan hat –, besser im Leben zurechtkommen. Je verlässlicher die Bindung zwischen Mutter und Kind ist, desto höher ist zum Beispiel der Rang, den es später in der Gruppe einnimmt.
Damals wusste man auch noch wenig darüber, wie wichtig die Eltern-Kind-Beziehung bei Menschen ist.
Die ersten Wissenschaftler, die sich für meine Beobachtungen interessierten, waren tatsächlich keine Zoologen oder Biologen, sondern Kinderpsychiater und Kinderpsychologen wie John Bowlby und René Spitz. Sie waren begeistert von meiner Entdeckung.
Was ist in Ihren Augen der wichtigste Unterschied zwischen Menschen und Schimpansen?
Der menschliche Verstand hat sich explosionsartig entwickelt, was wahrscheinlich erst durch den Erwerb einer komplexen Sprache möglich wurde. Auch Schimpansen sind im Stande, Zeichensprache zu lernen. Sie können mehr als 400 Zeichen beherrschen und nicht nur mit ihrem Lehrer, sondern zu einem gewissen Grad auch miteinander oder mit einem Computer kommunizieren. Aber wie schlau Schimpansen auch immer sind, oder Elefanten, Delfine, Oktopusse oder Bienen, sie sind weit davon entfernt, eine Rakete zu bauen, die mit einem Roboter zum Mars fliegt, der dort Bilder für sie macht. Und dennoch zerstörten wir, die intelligenteste Spezies, die jemals auf diesem Planeten gelebt hat, unser wunderschönes und einziges Zuhause. Wir haben Fotografien vom Mars gesehen, bei dem Leben noch am ehesten möglich sein dürfte. Ich will dort nicht leben. Ich denke, niemand möchte das.
Glauben Sie, dass Schimpansen in der Lage sind, über die Zukunft nachzudenken?
Ich gehe davon aus, dass erst unsere Sprache es uns Menschen ermöglicht hat, die ferne Zukunft zu planen. Schimpansen schmieden definitiv Pläne. Das habe ich immer wieder beobachten können. Wenn die Mitglieder einer Gruppe beispielsweise einen unbekannten Artgenossen in ihrem Territorium entdecken und sich gegenseitig anblicken, haben sie vor, den Eindringling anzugreifen. Oder wenn ein Schimpanse morgens aufwacht, zuerst einen Büschel Grashalme pflückt und sich dann auf den Weg zu einem Termitenhügel macht, der nicht in Sichtweite liegt. Dabei geht es jedoch um die unmittelbare Zukunft. Ich denke nicht, dass Menschenaffen in der Lage sind, für die nächsten zwei oder drei Jahre zu planen.
»Wir haben diesen wundervollen Planeten, den wir Tag für Tag zerstören«
Jane Goodall
Was wissen wir heute über die Gefühle, das Verhalten und die Gedanken von Schimpansen?
Sie sind sehr intelligent, sie leben in einem komplexen sozialen Gefüge zusammen, und es gibt große Persönlichkeitsunterschiede zwischen ihnen – wie bei Menschen. Die Tiere haben eine Kultur, welche sich die jüngeren durch Beobachten, Imitieren und Üben aneignen – und diese unterscheidet sich zwischen Gruppen. So haben sich in verschiedenen Regionen Afrikas unterschiedliche Formen des Werkzeuggebrauchs etabliert. Während die Mitglieder mancher Gemeinschaften zum Beispiel Steine benutzen, um Nüsse zu knacken, haben wir dieses Verhalten in Gombe nie beobachtet.
Was haben Sie von den Schimpansen gelernt?
Ich habe viel darüber gelernt, was es bedeutet, Mutter zu sein. Viele der Mütter hatten so unglaublich viel Spaß mit ihren Babys, und ich dachte: Ich will das auch irgendwann haben.
Und hat es auch so viel Spaß gemacht?
Absolut. Ich hatte große Freude mit meinem Sohn.
Wie hat sich die Verhaltensforschung seit Ihrer frühen Arbeit in den 1960er Jahren verändert? Sind wir auf dem richtigen Weg?
Das sind wir. Denn die Wissenschaftler haben verstanden, dass wir Menschen nicht die Einzigen mit Persönlichkeit sind, mit Verstand und Emotionen. Es ist im Moment eine unglaublich spannende Zeit für die Verhaltensforschung, vermutlich die spannendste überhaupt. Wir erfahren jeden Tag Neues: wie schlau Oktopusse sind, wie Bäume etwa über Pheromone miteinander kommunizieren und dass sogar Insekten durch Beobachtung lernen können.
Wie oft besuchen Sie noch Ihr altes Camp im Gombe-Stream-Nationalpark?
Ich komme ungefähr zweimal im Jahr nach Gombe. Das alte Camp existiert als solches nicht mehr, aber die Studien an Schimpansen und Pavianen gehen weiter. Leider leben nur noch zwei oder drei der Schimpansen, die ich einst gut kannte. Und oft sehe ich sie bei meinen Besuchen gar nicht, weil ich nur so kurz da bin.
Filmtipp
Jane
90 Minuten, National Geographic Society, 2017
Mit bisher unveröffentlichten Filmaufnahmen zeichnet Regisseur Brett Morgen ein eindrucksvolles Porträt von Jane Goodall.
Sind Sie noch in die Forschung dort involviert?
Nein, das machen inzwischen andere.
An welchen Themen wird geforscht?
Meine Kollegen beschäftigen sich mit ganz unterschiedlichen Fragestellungen und nutzen dafür ausgeklügelte Techniken. Zum Beispiel wissen sie endlich, wer die Väter der jungen Schimpansen sind. Denn sie haben von jedem Tier inzwischen ein DNA-Profil. Dadurch haben sie entdeckt, dass es etwas mehr Inzest gibt, als wir vermutet hatten. Das liegt jedoch nur an ein oder zwei Männchen der Gruppe. Wir erfahren auch nach wie vor Neues über das Ess- und Wanderungsverhalten der Menschenaffen. So versuchen wir im Moment herauszufinden, warum manche Weibchen in der Pubertät ihre Gemeinschaft für eine andere verlassen, dort schwanger werden und zur alten Gruppe zurückkommen, während andere bei der neuen Gemeinschaft bleiben. Bisher haben wir noch keine Ahnung, welche Faktoren dieses Verhalten beeinflussen.
Es gibt also noch viele unbeantwortete Fragen.
Ja. Am entscheidendsten für mich ist es allerdings, etwas über die Anpassungsfähigkeit der unterschiedlichen Gruppen zu erfahren. Denn während wir uns gerade unterhalten, verlieren die Schimpansen Teile ihres Waldes, sie werden für Buschfleisch geschossen, Mütter werden umgebracht, um ihre Kinder zu stehlen. Daher müssen wir sehr schnell arbeiten und die biologischen Hotspots der Affen schützen. Es gibt in Mali eine kleine Gruppe von Schimpansen, die in einem Gebiet lebt, das so gar kein typischer Lebensraum für sie ist. Dort ist es heiß und trocken, und es gibt viele Höhlen und Schluchten. Wir müssen unbedingt herausfinden, wie die Tiere es schaffen, unter diesen Bedingungen zu leben, bevor es zu spät ist. Dafür haben wir 2017 eine Studie gestartet.
Sie haben 25 Jahre lang in Gombe gelebt. Seit 1986 reisen Sie den Großteil des Jahres um die Welt, um das Bewusstsein der Menschen für die großen sozialen und ökologischen Probleme zu schärfen. Dafür schlafen Sie oft jede Nacht in einem anderen Hotel, Sie sprechen auf vielen Konferenzen und geben Interviews. Wo fühlen Sie sich zu Hause?
In dem Haus in Bournemouth an der Südküste Englands, in dem ich aufgewachsen bin. Es gehört mittlerweile meiner Schwester und mir. Sie lebt dort mit ihrer Familie, und ich verbringe da die Zeit zwischen meinen Reisen. Dort sind meine Wurzeln. All die Bücher, die ich früher gelesen habe, die Bäume, auf die ich geklettert bin. Das Haus hat sich nicht viel verändert, es steckt voller Erinnerungen.
Und fühlen Sie sich auch immer noch in Tansania zu Hause?
Nein.
Ist Ihr Leben dort schon zu lange her?
Nein, aber das Land hat sich verändert. Gombe hat nun zu viele Touristen. Und die jetzige Regierung schert sich nicht um die Natur, genau wie so viele andere Politiker im Moment.
Versuchen Sie, mit Regierungschefs ins Gespräch zu kommen?
Manchmal. Ich habe zum Beispiel in Washington, D.C. mit Republikanern und Demokraten geredet, und hin und wieder treffe ich die Präsidenten oder Umweltminister verschiedener Länder.
Haben Sie das Gefühl, die Welt ist heute besser als 1986, als Sie Ihr Leben als Aktivistin begannen?
Nein. Seit ich Gombe verlassen habe, hat die Abholzung der Wälder stark zugenommen, ebenso die Verschmutzung der Meere. Es leben heute mehr Menschen auf der Erde als jemals zuvor, und viele führen einen nicht nachhaltigen Lebensstil. Wir haben diesen wundervollen Planeten, den wir Tag für Tag zerstören. Glücklicherweise gibt es auch Menschen, die jeden Tag etwas dagegen tun. Aber es gibt so viele Fronten, an denen wir kämpfen müssen: gegen Korruption, Hoffnungslosigkeit, Klimaerwärmung, Armut und Umweltzerstörung.
Wie schaffen Sie es, dennoch nicht die Hoffnung zu verlieren?
Wegen all der erstaunlichen Menschen, die ich treffe, wenn ich umherreise. Sie leisten Außergewöhnliches. Sie stellen Lebensräume wieder her, die wir zerstört haben. Retten Tiere, die vom Aussterben bedroht sind. Und auf Grund unseres Programms für Kinder und Jugendliche »Roots & Shoots«, das es mittlerweile in 100 Ländern gibt. Überall, wo ich hinkomme, treffe ich junge Menschen mit glänzenden Augen, die Doktor Jane von ihrem Projekt erzählen wollen. Man kann nicht die Hoffnung verlieren, solange es junge Menschen gibt, die das Problem erkannt haben. Wir hören uns an, was sie zu sagen haben, ermutigen sie, über Dinge zu diskutieren, die ihnen wichtig sind. Dann überlegen sie, was für ein Projekt sie realisieren möchten, um die Welt ein kleines Stück besser zu machen. Wir geben ihnen das nicht vor, sondern unterstützen sie mit Ratschlägen und Beispielen. Das halte ich für entscheidend.
Können Haustiere Kindern ein besseres Verständnis für Tiere und die Natur vermitteln?
Ich glaube, dass Haustiere dabei hilfreich sein können. Aber nur, wenn sie auch anständig behandelt werden. Sonst lernen die Kinder nämlich bloß, die Wünsche anderer Lebewesen nicht zu respektieren. Es gibt etwa viele Studien dazu, wie förderlich Pferde für die Arbeit mit autistischen Kindern sein können. Für mich persönlich waren Hunde jedoch immer die besten Begleiter.
Wie können Eltern und Lehrer Kinder darin bestärken, dass es sich lohnt, die Erde zu schützen?
Ich glaube, das Wichtigste ist, Heranwachsende in die Natur zu bringen, damit sie ihre Schönheit, aber auch ihre Fragilität und Zerstörung selbst sehen. Wenn das nicht möglich ist, dann sollten wir die Natur in den Klassenraum holen. Mit meinem »Roots & Shoots«-Programm möchte ich die Kinder und Jugendlichen dazu anregen, Probleme zu erkennen und selbst aktiv zu werden.
Ich hoffe, dass Sie Ihre Arbeit noch lange fortsetzen können.
Wir werden sehen. Das hängt vor allem von meinem Körper ab. Vielleicht breche ich auf einmal zusammen, gebe auf oder komme bei einem Terroranschlag oder Flugzeugabsturz um. Wir wissen es einfach nicht.
Möchten Sie denn weitermachen?
Eigentlich nicht. Aber solange ich kann, werde ich es tun. Mein Job ist es, anderen Hoffnung zu geben. Manchmal denke ich, dass ich nun genug Menschen inspiriert habe, dass es auch ohne mich geht und ich nicht mehr notwendig bin. Aber ich weiß auch, dass ich es nach wie vor bin, weil es mir die Menschen immer wieder sagen. Daher mache ich weiter, solange es noch geht.
Vielen Dank für das Gespräch!
Die Fragen stellte Liesa Bauer, Psychologin und Redakteurin bei "Gehirn&Geist".
Jane Goodall
ist die berühmteste Schimpansenforscherin der Welt. 25 Jahre lang untersuchte sie das Verhalten dieser Menschenaffen. Viele wichtige Erkenntnisse über die Tiere haben wir der Britin zu verdanken.
Jane Goodall wurde am 3. April 1934 in England geboren und besuchte nach der Schule einen Sekretärinnenkurs. Im Alter von 23 Jahren nahm sie die Einladung einer ehemaligen Schulfreundin an und reiste mit dem Schiff nach Kenia. Dort lernte sie den berühmten Anthropologen Louis Leakey (1903–1972) kennen. Er war davon überzeugt, dass die Beobachtung von frei lebenden Primaten mehr über das Leben unserer Vorfahren enthüllen könnte, und suchte eine geeignete, unvoreingenommene Person für eine Feldstudie.
1960 begann Goodall damit, das Verhalten von Schimpansen im Gombe-Stream-Nationalpark in Tansania zu beobachten. Sie war die Erste, der das in der natürlichen Umgebung der Tiere gelang. Goodalls Methodik und ihre Schlussfolgerungen stießen bei anderen Wissenschaftlern zunächst auf Skepsis, unter anderem da sie den Tieren Namen gab und sie als Individuen mit Persönlichkeit betrachtete. Obwohl sie nie studiert hatte, durfte sie mit einer Ausnahmegenehmigung an der University of Cambridge promovieren.
Seit 1986 engagiert sich die Verhaltensforscherin weltweit als Tierschutz- und Umweltaktivistin. Sie erhielt zahlreiche Preise und Auszeichnungen wie den "Ehrenpreis des Deutschen Nachhaltigkeitspreises 2017", wurde von Königin Elizabeth II. geadelt und 2002 von UN-Generalsekretär Kofi Annan zur Friedensbotschafterin der Vereinten Nationen ernannt.
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