Japanische Mission: SLIM ist erfolgreich gelandet – hat aber Probleme
Update 2, 19. Januar 2024, 18:45 Uhr: Die Landung war erfolgreich, so die japanische Raumfahrtbehörde JAXA, allerdings produzieren die Solarzellen keinen Strom, so dass die Sonde nun von ihren Batterien zehrt. Es sollen nun alle Daten so rasch wie möglich zur Erde übermittelt werden, bevor die Batterien leer sind. Die beiden kleinen Rover wurden kurz vor dem Aufsetzen abgeworfen, zumindest der Hüpfrover LEV-1 hat funktioniert, das Schicksal von LEV-2 ist derzeit unbekannt.
Update 1, 19. Januar 2024, 16:30 Uhr: Die Landung der Raumsonde SLIM der staatlichen Raumfahrtbehörde JAXA um 16:20 Uhr MEZ scheint gelungen. Noch wartet die JAXA mit einer offiziellen Bestätigung, aber die Funkamateur-Gesellschaft AMSAT-Deutschland empfängt mit der 20-Meter-Antenne in Bochum ein klares und stabiles Signal von der Mondoberfläche. Jetzt heißt es warten auf mögliche Bilder und Resultate.
Der Andrang auf den Mond reißt nicht ab: Wenige Tage nach dem Scheitern der privat entwickelten US-amerikanischen Mondsonde Peregrine strebt nun die staatliche japanische Raumfahrtbehörde JAXA die Landung ihrer Raumsonde SLIM an, dem »Smart Lander for Investigating Moon«. Die Sonde startete bereits am 6. September 2023 an Bord einer HIIA-Rakete vom japanischen Startplatz Tanegashima als sekundäre Nutzlast und umrundete zunächst die Erde auf weiten elliptischen Bahnen. Am 25. Dezember trat SLIM in eine weite Umlaufbahn um den Mond ein, die in der Folgezeit immer weiter abgesenkt wurde.
Nun ist die Landung am 19. Januar 2024 um 16:20 Uhr MEZ vorgesehen, der endgültige Abstieg aus einer Höhe von 15 Kilometern zur Oberfläche beginnt um 16 Uhr. An Bord der Sonde sind Instrumente montiert wie eine Multispektralkamera, welche die Oberfläche nach der Landung untersuchen soll, und ein passiver Laserreflektor, der Laserstrahlen zur Messung des Abstands von Mond und Erde zurückwirft. Zusätzlich befinden sich zwei kleine Rover an Bord – Lunar Exploration Vehicle-1 und -2 (LEV-1 und LEV-2), die unmittelbar vor dem Aufsetzen von der Muttersonde abgeworfen werden.
LEV-1 ist ein hüpfendes Gerät und enthält ein Thermometer, einen Neigungssensor und einen Strahlendetektor. LEV-2 ist kugelförmig und kann seine Form verändern. An Bord befinden sich zwei Kameras, mit denen das Umfeld des Landeplatzes erkundet werden soll. Der batteriebetriebene Rover hat eine Lebensdauer von nur wenigen Stunden. Ein baugleiches Gerät wurde auf der fehlgeschlagenen privaten japanischen Mondsonde Hakuto-R mitgeführt, die im April 2023 auf dem Mond zerschellte.
Mit einem Gesamtgewicht von etwa 720 Kilogramm mit Treibstoffen und noch 200 Kilogramm nach der Landung ist SLIM eine ausgesprochen kleine und leichte Sonde für einen Mondlander. Interessant ist ihr ungewöhnliches Landemanöver: Statt wie üblich mit den Bremstriebwerken zwischen den Landebeinen auf der Oberfläche sanft auf dem Mond aufzusetzen, bremst SLIM zunächst ab und steigt aus einer Höhe von sieben Kilometern steil zur Oberfläche ab. Kurz vor dem Aufsetzen zündet eine Steuerdüse und lässt die Sonde auf die Seite kippen. Erst setzen zwei Landebeine nahe der Haupttriebwerke auf dem Mondboden auf, danach zwei weitere auf der Seite. Ein derartiges Landeverfahren führte bislang noch keine Raumsonde durch. Die Landung steuert vollautomatisch der Bordcomputer von SLIM.
Auch ist der Landeplatz von SLIM auf etwa 100 Meter genau vorgegeben: Die Sonde soll in der Nähe des kleinen Mondkraters Shioli aufsetzen, der einen Durchmesser von 270 Metern aufweist. Der Krater liegt nahe dem Mare Nectaris (lateinisch: Nektarmeer) bei einer südlichen Breite von 13,3 Grad und einer östlichen Länge von 25,2 Grad auf der Mondvorderseite. Nun bleibt abzuwarten, ob die JAXA bei ihrem Landeversuch erfolgreicher ist als ihre Vorgänger in den vergangenen Monaten. Mit dem sanften Aufsetzen von SLIM wäre Japan die fünfte Nation nach Russland, den USA, China und Indien, welche den Mond erreicht hat.
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