News: Japanische Raumsonden vor dem Start
Am Donnerstag, dem 20. Mai um 23:58 MESZ startet vom japanischen Weltraumbahnhof Tanagashima eine
H-IIA-Rakete. An Bord sind die Venus-Sonde „Akatsuki“ und der experimentelle "Weltraumsegler" IKAROS, sowie noch vier kleine Forschungssatelliten.
Der Start hätte schon am 18. Mai stattfinden sollen, jedoch machte ein drohendes Gewitter der japanischen Raumfahrtbehörde JAXA einen Strich durch die Rechnung. Nur sechs Minuten vor dem Start wurde dieser abgebrochen und auf einen späteren Termin verschoben, für den besseres Wetter zu erwarten war.
Wenn alles planmäßig läuft, wird "Akatsuki" im Dezember die Venus erreichen und dort die Messungen der europäischen Raumsonde "Venus Express" ergänzen. Zum Beispiel wollen Forscher herausfinden, wie die starken Winde zustande kommen, die mit Geschwindigkeiten von bis zu 100 Meter pro Sekunde wehen – sechzig Mal so schnell die Venus rotiert, bzw. ein Punkt auf ihrem Äquator. Ebenso wollen Forscher nach aktiven Vulkanen suchen, sowie nach Anzeichen von Gewittern in der Atmosphäre unseres Nachbarplaneten. "Akatsuki" wird eine stark elliptische Umlaufbahn einschlagen, auf der sie sich der Venus auf bis zu 800 km nähert.
Die Trägerrakete transportiert zweitens den "Weltraumsegler" IKAROS. Er hat die Form einer Scheibe mit 1,6 Metern Durchmesser und besitzt eine Masse von insgesamt 320 Kilogramm. Die Raumsonde trägt ein 14 Quadratmeter großes Sonnensegel mit sich, das sich im All durch Rotation entfalten soll. Es ist nur 0,0075 Millimeter dünn – ein menschliches Haar ist rund fünfmal dicker. Auf einem Teil des Segels sind Dünnschichtsolarzellen aufgedruckt, die Elektrizität aus Sonnenlicht erzeugen.
Bisher wurden Sonnensegel zwar schon mehrfach getestet, aber noch nie als Hauptantrieb eingesetzt; die Japaner wollen die ersten sein, denen das gelingt. Das Prinzip ist ähnlich wie bei einem Segelschiff, das der Wind antreibt: Das Licht der Sonne wird vom Sonnensegel reflektiert, so dass der Photonendruck die Sonde beschleunigt. IKAROS benötigt also keinen Treibstoff.
Die Japaner wollen untersuchen, wie stark die Raumsonde mit Hilfe des Sonnensegels beschleunigen kann. Weiterhin wollen sie die Navigation testen. Wenn man den Winkel des Segels zur Sonne ändert, wird das einfallende Licht in eine andere Richtung reflektiert; so sollte es möglich sein, die Sonde gezielt zu steuern.
Wenn die Mission gelingt, will die JAXA in den nächsten Jahren eine Sonde mit einem noch größeren Sonnensegel zum Jupiter schicken.
Manuela Kuhar
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