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Stellenverlust durch KI : Je höher das Einkommen, desto anfälliger der Job?

Klassisch gelten Industriearbeiter als wahrscheinliche Opfer der KI-Verdrängung. Eine Studie hat nun Patentanträge ausgewertet – und kommt zu einem völlig anderen Ergebnis.
Arbeitnehmer im Büro

Die künstliche Intelligenz (KI) könnte schon in naher Zukunft grundlegend die Arbeitswelt verändern – auch wenn die Zahl der Firmen, die heute schon auf echte KI setzen, noch recht gering ist. Wen würde eine solche Transformation am ehesten treffen? Es seien vor allem die besser bezahlten Jobs, die durch KI in Bedrängnis geraten, heißt es nun in dem Bericht eines renommierten Washingtoner Thinktanks, der Brookings Institution.

Bislang galten vor allem schlechter bezahlte Jobs, etwa in der Produktion oder Logistik als gefährdet. So könnten, lange bevor selbstfahrende Autos die Norm werden, automatisierte Lastwagen Fracht befördern. Und Roboter in der Industrie verdrängen schon seit Jahren die wenig Qualifizierten aus den Werkshallen. Doch künftig könnte sich dieses Bild radikal verändern. Als besonders anfällig erwiesen sich in der Auswertung unter anderem Berufsgruppen in der Wirtschaft, der Wissenschaft und noch stärker in der Ingenieurtechnik.

Eine Aufschlüsselung nach Gehaltsklasse machte den Zusammenhang deutlich: Je höher das monatliche Einkommen, desto höher das Verdrängungsrisiko durch KI.

Wie die Autoren der Studie zu diesem Resultat – das sie offenbar selbst überrascht – kommen, schildern sie auf ihrer Website. Sie stützen sich dabei auf eine Methode, die der Stanfordforscher Michael Webb entwickelte. Mit Hilfe von Textanalyseverfahren ermittelt seine Software in aktuellen Berufsbeschreibungen relevante Schlüsselbegriffspaare, die die Tätigkeit beschreiben, wie zum Beispiel »Einstellungen überwachen« oder »Finanzdaten analysieren«. Anschließend identifiziert sie für jedes Betätigungsfeld, wie viele dieser Begriffe ebenfalls in KI-Patentanträgen auftauchen. Je größer die Überschneidung für einen gegebenen Job, desto größer setzen die Autoren das angenommene Risiko für eine Verdrängung an.

Auch wenn die Ergebnisse nicht für jede einzelne Berufsgruppe verlässliche Informationen liefern dürften, zeigen sie doch, dass sich der Blick der KI-Entwickler von den einfachen Tätigkeiten wegbewegt hat. Im Fokus sind nun primär Tätigkeiten, die – vereinfacht gesagt – an einem PC stattfinden. Am ehesten geschützt sind jene Berufe, in denen Menschen mit anderen Menschen interagieren, etwa in der Medizin, Pflege und dem Unterricht. Weil diese Tätigkeiten überdurchschnittlich häufig von Frauen ausgeübt werden, betreffe eine mögliche »KI-Revolution« auch die Männerwelt stärker.

Ob der Einsatz künstlich-intelligenter Software in den Büros der Welt auch tatsächlich zum Wegfall von Jobs führt, ist seit Langem umstritten. So könnten ebenso gut mit Hilfe der Technik neue Berufsfelder geschaffen werden.

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