News: Jedem die individuelle Medikamenten-Dosis
Das MDR-1-Gen kommt natürlicherweise in zahlreichen Variationen vor. Wissenschaftler haben 15 Versionen oder Polymorphismen gefunden, die sich in der Folge bestimmter DNA-Bausteine unterscheiden. Einer dieser Polymorphismen tritt bei jedem vierten Menschen auf und dürfte ganz erheblich beeinflussen, wie gut ein Medikament anschlägt oder ob es zu Nebenwirkungen führt. Hat ein Patient den Polymorphismus nur als so genannte TT-Ausprägung, bildet er nur wenig PGP im Darm. Ein Arzneimittel kann dann recht ungestört aus dem Darm ins Blut treten, und die Konzentration dort ist relativ hoch. Patienten mit dieser Variante dürfen viele Medikamente wie das Herzmittel Digoxin deshalb nur in relativ niedriger Dosis einnehmen. Demgegenüber produziert ein Patient mit zwei Kopien der selteneren CC-Variante des Gens viel PGP. Dadurch gelangen Substanzen nur in geringem Umfang ins Blut und die Menschen benötigen eine größere Menge des Medikaments, um die gleiche Wirkung zu erreichen (Proceedings of the National Academy of Science, 28. März 2000, Abstract).
Roots erwartet, dass binnen ein bis zwei Jahren ein sehr preisgünstiger Test vorliegen wird, mit dem Mediziner die Varianten der Patienten erkennen können. Damit wäre es ihnen möglich, die Patienten ganz individuell zu therapieren. Die neuen Erkenntnisse sind auch für die Industrie wichtig. Sie kann zukünftig Medikamente abgestimmt auf die Träger bestimmter Erbgutprofile entwickeln. So lassen sich Wirkungen besser erzielen und Nebenwirkungen vermeiden.
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