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Zentralamerika: Jedem seinen Tempel

Die Errichtung der großen Stufenpyramiden der Maya lag offenbar nicht allein in den Händen des Königs. Auch Adlige, Priester und das normale Volk ließen jene gestuften Tempel für ihre Zwecke errichten.

Mit dieser These widerspricht Lisa Lucero von der University of Illinois der gängigen Lehrmeinung. Im nur wenig bekannten Yalbac im Staat Belize auf der Halbinsel Yucatán wurden in der späten klassischen Periode (550 bis 850 n. Chr.) mindestens sechs Tempel gebaut, die von sechs verschiedenen Bauherren stammen – dafür spricht jedenfalls, dass sie alle aus unterschiedlicher Baustoffen errichtet wurden und jeder für sich auf eigene Art und Weise konstruiert war.

Die Tempel gruppieren sich um drei Platzanlagen, die wohl verschiedenen Zwecken dienten. Gravierte Stelen kennzeichnen den einen als königliche Residenz. Mit prächtigem Stuck versehene Gebäude und die Nähe zum heiligen Ballspielplatz weisen den anderen als religiöses Zentrum aus. Um einen dritten Platz reihen sich Stufenbauten, die anscheinend als Begräbnisstätten dienten.

Die Erkenntnisse werfen ein neues Licht auf die sozialen Strukturen. Das normale Volk der Maya hatte in politischen und religiösen Dingen womöglich durchaus ein Mitspracherecht. Vielleicht, so Lucero, waren die Tempel in Yalbac sogar Bühnen für einen Wettbewerb zwischen der Königsfamilie, Adligen und der Priesterschaft um die Gunst der Menschen.

Cindy Franke

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