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Neuer Wasseratlas: Jedes zweite deutsche Gewässer in schlechtem Zustand

Deutschland hat sich gegenüber der EU verpflichtet, bis 2027 alle Gewässer in guten Zustand zu versetzen. Das erscheint nun unrealistischer als je, zeigt eine Bestandsaufnahme.
Unterwasseraufnahme einer Schleie im Chiemsee
Die Gewässerqualität in Deutschland ist anhaltend schlecht – so schlecht wie in fast keinem anderen EU-Land.

Deutschlands Gewässer sind einem aktuellen Bericht zufolge häufig in einem schlechten Zustand. Das geht aus dem Wasseratlas der Heinrich-Böll-Stiftung und des Bunds für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) hervor.

Demnach befinden sich fast 53 Prozent der Flüsse, Bäche und Seen in einem schlechten oder sehr schlechten ökologischen Zustand – ein Prozentwert, der höher sei als in den meisten anderen EU-Mitgliedstaaten. Nur in Kroatien und Luxemburg sieht es dem Bericht zufolge mit Werten von jeweils 53,2 beziehungsweise 58,5 Prozent noch schlechter aus.

Ausschlaggebend für die Bewertung ist die Wasserrahmenrichtlinie (WRRL) der EU. Dabei spielt etwa der biologische oder chemische Zustand des Gewässers eine Rolle. So wird beispielsweise gemessen, ob sich bedenkliche Stoffe im Wasser befinden.

Es sei damit unrealistisch, dass Deutschland wie von der WRRL vorgesehen bis 2027 alle seine Gewässer in einen guten Zustand versetzen könne, heißt es im Wasseratlas. Damit würde die Bundesrepublik die WRRL verletzen und hohe Strafzahlungen riskieren.

Die Heinrich-Böll-Stiftung und der BUND mahnten zu Konsequenzen. »Es braucht nun verbindliche politische Regeln, die auch die Industrie und die Landwirtschaft verbindlich in die Pflicht nehmen«, forderte der BUND-Vorsitzende Olaf Bandt. Die Verursacher von Verschmutzungen müssten an den entstehenden Kosten beteiligt werden.

Mit Blick auf die weltweite Situation weist der Wasseratlas darauf hin, dass ein Viertel der Weltbevölkerung keinen sicheren Zugang zu Trinkwasser hat. Die zehn Länder mit dem schlechtesten Zugang zur Wasserversorgung liegen alle in Afrika. Am schlechtesten sei die Lage im Tschad, wo 88 Prozent der Bevölkerung keinen Zugang zu grundlegender Sanitärversorgung hätten.

Dies werde durch die Klimakrise noch verstärkt. Zwischen 2002 und 2021 litten demnach 1,4 Milliarden Menschen unter Dürren. Auch Deutschland verliere durch sinkende Grundwasserspiegel pro Jahr 2,5 Kubikkilometer Wasser. Das ist mehr Wasser, als Deutschlands drittgrößter See, der Chiemsee in Bayern, enthält.

Der Wasseratlas präsentiert Daten verschiedener nationaler und internationaler Organisationen zum Thema Wasserverbrauch und Wasserqualität. (dpa/jad)

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