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Europas Raumfrachter ATV: "Johannes Kepler" auf dem Weg zur Selbstzerstörung

ATV-1 verglüht über dem Pazifik
"Johannes Kepler" nach dem Ablegen von der ISS | Am 20. Juni 2011 legte der unbemannte europäische Raumfrachter ATV namens "Johannes Kepler" nach vier Monaten im All von der Internationalen Raumstation ab, um einen Tag später in der Erdatmosphäre über dem südlichen Pazifik zu verglühen.
Nach rund vier Monaten im All hat der zweite unbemannte europäische Weltraumfrachter "Automated Transfer Vehicle" (ATV-2) von der Internationalen Raumstation ISS abgelegt. Das Raumfahrzeug mit dem Eigennamen "Johannes Kepler" befindet sich nun auf dem Weg zum feurigen Wiedereintritt in die Erdatmosphäre und damit zu seiner absichtlichen Zerstörung.

Das ATV ist nicht mit Hitzeschutzschilden ausgestattet und wird während des Wiedereintritts weitgehend verglühen. Nur besonders massive und hitzefeste Bestandteile überleben das Inferno, wenn ATV-2 gezielt über dem südlichen Pazifik zum Absturz gebracht wird, so dass allfällige Trümmerteile ohne Gefahr ins Meer fallen. In der gleichen Region stürzte bereits das ATV-1 "Jules Verne" im Jahre 2008 ab, und im Jahr 2001 fielen hier die weitaus massiveren Überreste der russischen Raumstation Mir ins Wasser.

"Johannes Kepler" bei der Zündung der Bremstriebwerke | So, wie in dieser Computergrafik dargestellt, werden die Bordtriebwerke des Raumfrachters ATV dazu genutzt, das Raumfahrzeug über dem südlichen Pazifik gezielt zum Absturz zu bringen.
ATV-2 legte am 20. Juni 2011 von der ISS ab und entfernt sich nun von der Raumstation. Am 21. Juni werden um 19:07 Uhr MESZ die Bordtriebwerke gezündet, um den Raumfrachter auf den Kurs in die Erdatmosphäre zu bringen. Um 22:05 Uhr wird eine zweite Zündung das ATV-2 direkt in sein Zielgebiet lenken. In etwa 100 Kilometer Höhe wird das ATV auf die dichtere Schichten der Erdatmosphäre treffen und anfangen, unkontrolliert zu taumeln. Gegen 23 Uhr dürften dann einzelne Bruchstücke in die Weiten des unbesiedelten südlichen Pazifiks fallen. Am 21. Juni besteht für Beobachter in Deutschland eine Möglichkeit, das ATV auf seinem letzten Orbit noch einmal zu sichten, bevor es wenige Minuten später verglüht. Mehr dazu schreibt Michael Kahn in den KosmoLogs.

Der Raumfrachter hatte Mitte Juni seine Pflicht getan und wurde nun für den Absturz mit 1200 Kilogramm Abfällen, Fäkalien und Schrott beladen. Bei seinem Start im Februar 2011 war "Johannes Kepler" mit rund sieben Tonnen Fracht beladen, darunter Nahrung und Ausrüstungsgegenstände für die ISS-Mannschaft, Sauerstoff für das Lebenserhaltungssystem der ISS und Treibstoffe.

Anfang Juni 2011 waren die Triebwerke des Raumfrachters dazu genutzt worden, die Umlaufbahn der ISS von 345 auf 380 Kilometer über der Erdoberfläche anzuheben. Durch die Erhöhung der Umlaufhöhe um 35 Kilometer sinkt der Reibungswiderstand der ISS in den dünnen Ausläufern der irdischen Hochatmosphäre beträchtlich, so dass ab sofort deutlich weniger Treibstoff für die Bahnerhaltung mittels der Bordtriebwerke benötigt wird.

Mitte 2012 soll sich das dritte ATV mit dem Namen "Edoardo Amaldi" auf den Weg zur ISS machen. Es wurde nach einem italienischen Physiker benannt. Das vierte ATV ist derzeit bei Astrium in Bremen im Bau und wurde vor kurzem auf den Namen "Albert Einstein" getauft.

Tilmann Althaus

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