Plattentektonik: Jüngster Kontinent sitzt auf ältestem Gestein
Noch ist gänzlich ungeklärt, ob Geologen einen achten Kontinent offiziell anerkennen: Zealandia könnte er heißen, und er ist zu mehr als 90 Prozent im Meer versunken. Nur einige größere Bruchstücke wie Neuseeland oder Neukaledonien erheben sich über den Ozean. Allerdings deuten Gesteinsproben und Gravitationsdaten an, dass Zealandia aus einem einzigen, intakten Stück kontinentaler Kruste besteht und immerhin fünf Millionen Quadratkilometer groß ist. Und eine Studie von James Scott von der University of Otago in Dunedin in »Earth and Planetary Science Letters« zeigt, dass der potenzielle Kontinent auch solide Wurzeln hätte. Die Geowissenschaftler haben dazu die geochemischen Eigenschaften von Gesteinen der neuseeländischen Südinsel und mehrere umliegender Eilande analysiert und mit Proben anderer Kontinente verglichen.
In den untersuchten Proben fanden sich Fragmente der Kontinentalkruste, welche die Basis von Zealandia bilden – und die chemischen Gesteinen gleichen, die die unterste Grundlage anderer Kontinente bilden. Sie stammen aus der Zeit vor dem Archaikum, das vor 4 bis 2,5 Milliarden Jahren stattfand und während dem sich erste Teile der festen Erdkruste entwickelten. Unterhalb dieser Archaikumskruste befinden sich noch tiefere Gesteine, die sich verklumpten, teilweise aufschmolzen und letztlich verdickten. Aus ihnen entwickelte sich eine stabile Wurzel für die darüber entstehenden frühen Kontinente. Bestandteile dieser Wurzel wiesen Scott und Co nun auch für Zealandia nach, was Argumente für einen eigenständigen Kontinent mehrt.
Zealandia selbst spaltete sich vor etwa 85 Millionen Jahren vom Superkontinent Gondwana ab, was ihn geologisch relativ jung macht. Dadurch wurde die Landmasse zwar eigenständig; gleichzeitig sorgte die Abspaltung und die nachfolgende Plattenbewegung dafür, dass die kontinentale Kruste ausdünnte – bis sie letztlich vom Pazifik überspült wurde. Ihre Kruste entspricht im Durchmesser nicht einer typischen kontinentalen Landmasse, die 30 bis über 45 Kilometer dick sein kann. Sie ist aber auch deutlich mächtiger als die üblichen sieben Kilometer für ozeanische Krusten. Tiefseebohrungen im Jahr 2017 brachten zudem Hinweise auf zahlreiche Fossilien – beispielsweise von Algen und Weichtieren, die in flachen und warmen Gewässern lebten, sowie Sporen und Pollen von Landpflanzen. Sie lassen vermuten, dass die Geografie und das Klima Zealandias einst deutlich anders war, als dies über große Teile des Gebiets heute der Fall ist.
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