Nachwuchsforscher: Jugend forscht: Preiswürdige Bananenflanken
Die Entscheidung dürfte nicht einfach gewesen sein angesichts des Einfallsreichtums der eingereichten Schülerbeiträge. Nun wurden in Freiburg die Sieger des 41. Bundeswettbewerbes "Jugend forscht" ausgezeichnet.
Mit dem Sonderpreis für den originellsten Beitrag – dem Preis der Bundeskanzlerin – wurde die wissenschaftliche Analyse des Flugverhaltens von Bällen gewürdigt: Johannes Burkart und Alexander Joos vom Hans-Thoma-Gymnasium in Lörrach analysierten mit einer Tischtennis-Trainingsmaschine eigene Flugkurvenexperimente als auch Bananenflanken Freiburger Profi-Fußballer und werteten sie am Computer aus. Dabei stellten sie fest, dass manche theoretischen Erklärungen der Phänomene in Lehrbüchern nicht richtig dargestellt wird.
Ebenfalls einen Sonderpreis – für die beste interdisziplinäre Arbeit – erhielt Simon Schmitt vom Kippenberg-Gymnasium in Bremen. Der 18-Jährige entwickelte ein System zur akustischen Mückenjagd: Mehrere im Raum platzierte Mikrofone erlauben, die Plagegeister genau zu orten. Den Sonderpreis des Bundespräsidenten bekam Thomas Gigl vom Gymnasium Wolnzach für seine selbst gebauten Spektrografen, mit dem er das Spektrum von Doppelsternen vermessen konnte.
Schon zum dritten Mal wurde Marcel Schmittfull vom Celtis-Gymnasium in Schweinfurt ausgezeichnet. Zusammen mit Jörg Metzner hatte er ein neues Messverfahren entwickelt, wie der Druck in Schläuchen bei der Blutwäsche erfasst werden kann. Anstelle der bisherigen Verfahren, die ein T-Stück einsetzen, verwendeten die beiden Jungforscher eine optische Methode. So verhinderten sie, dass das Blut mit Luftsauerstoff in Berührung kommt und dadurch gerinnen könnte. Der zweite Preis für den Bereich Arbeitswelt ging an Jan Krümpel und Christian Borgmann von der Snedwinkela-Realschule in Neuenkirchen, die ein Kontrollsystem für Tiefkühlwaren entwickelten, das über eine Farbveränderung anzeigt, ob die Kühlkette unterbrochen wurde.
Der experimentelle Nachweis, dass Fliegenlarven und insbesondere -puppen antibiotische Substanzen enthalten, brachte Matthias Hölzer von der Staatlichen Berufsbildenden Schule Gesundheit/Soziales in Jena den Bundessieg im Bereich Biologie. Der zweite Preis ging an Carsten Reinhard vom Lloyd-Gymnasium Bremerhaven, der über ein Jahr hinweg Falterarten und ihre bevorzugten Nahrungspflanzen sowie Wetterdaten und Veränderungen der Biotope im Speckenbütteler Park von Bremerhaven und den angrenzenden Bahngebieten erfasst und Vorschläge zum besseren Schutz der Tiere ausgearbeitet hatte. Dabei fand der Nachwuchsbiologe Schmetterlingsarten, die zuvor noch nie in Norddeutschland dokumentiert worden waren.
Eine handelsübliche Mikrowelle nutzten Jörg Gramich und Philipp Klein vom Kepler-Seminar für Naturwissenschaft in Stuttgart, um damit Kohlenwasserstoffe wie Altöl oder Kunststoff bei Zugabe von Aktivkohle zu zerlegen. Die beiden Jungchemiker erforschten die Reaktionsabläufe und entwickelten ein eigenes, computergestütztes Analysegerät – und bekamen dafür den ersten Preis für den Bereich Chemie. Den zweiten Platz holten sich Sebastian Spohner und Alexej Grjasnow von der Max-Beckmann-Schule in Frankfurt, indem sie Strom aus Tee gewannen – oder Brombeersaft. Dafür hatten sie den Aufbau einer Farbstoff-Solarzelle, einer so genannten Grätzel-Zelle, optimiert.
Denis Möller von der Marienschule Hildesheim untersuchte das Wetter an seinem Heimatort. Bei seinen langjährigen Beobachtungen, Befragungen und durch die akribische Auswertung vieler Messwerte stieß er unter anderem auf eine interessante klimatische Grenze, die sich mitten durch die Stadt Hildesheim zieht. Sie trennt ein feuchtes und kühles Bergland von einer warmen und trockenen Börde, die ein Ausläufer des Mitteldeutschen Trockengebietes ist. Für seine Untersuchungen von Lufteinschlüssen in Antarktis-Eisbohrkernen mit hochauflösenden Röntgenverfahren bekam Markus Giftthaler vom Maximilian-von-Monteglas-Gymnasium in Vilsbiburg den zweiten Platz im Bereich Geo- und Raumwissenschaften.
Den Bundessieg für Mathematik/Informatik steckte Robert Bamler, inzwischen an der Technischen Universität München, in die Tasche: Er hat das Online-Lexiko Wikipedia auch für den iPod nutzbar gemacht – ein Gerät, das für selbst geschriebene Programme eigentlich gar nicht geeignet ist – zur Freude von inzwischen über 17 000 iPod-Besitzern, die Bamlers Entwicklung bereits einsetzen. Alexander Mensch vom Paul-Gerhardt-Gymnasium in Gräfenhainichen überzeugte die Jury mit einer automatisierten Qualitätskontrolle von Korund-Granulaten, mit der er die aufwändige Prüfung von Hand überflüssig macht – dafür erhielt er den zweiten Platz in diesem Bereich.
Die Arbeit von Christoph Muster, Jonas Schmöle und Jens Pfeifer könnte moderne Physiklehrbücher umschreiben. Sie widerlegten ein Experiment des Physikers Geoffrey Taylor aus dem Jahr 1909, das als eindeutiger Nachweis für den Wellen-Teilchen-Charakter des Lichts aufgeführt wird. Die Schüler vom Physikclub Kassel konnten aber zeigen, dass sich anhand von Taylors Versuchsaufbau mit Gaslampe und Schwarzweißfilm keinesfalls einzelne Photonen nachweisen lassen. Dafür erhielten sie den ersten Preis im Bereich Physik.
Auf dem zweiten Platz landete die Studie von Andrej Stepanchuk und Asar Hage-Ali von der Heinrich-Hertz-Oberschule in Berlin. Die beiden analysierten die hin und her schwankende Bewegung von Objekten, die zu Boden gleiten – wie beispielsweise eines Blattes Papier. Dafür schickten sie Testobjekte wie beispielsweise CDs über eine schiefe Ebene in ein Aquarium und filmten die Bewegung mit einer Digitalkamera, deren Bilder sie anschließend auswerteten.
Im Bereich Technik beeindruckte das selbst konstruierte, kostengünstige Fotometer von Sivarathai Loganathan. Die Schülerin vom Bertha-von-Suttner- Gymnasium in Andernach kombinierte dafür Dreifarb-LEDs und kann somit die Absorption bei drei Wellenlängen gleichzeitig messen. Keine Schnapsidee ist auch das neue Alkoholmessprinzip von Timo Hauber, Stephan Walter und Dennis Lipschinski von der SICK AG in Waldkirch. Sie entwickelten damit einen vollautomatischen Destillat-Trenner, der selbstständig einen Brand nach den voreingestellten Werten trennt. Der Preis für den zweiten Platz geht dafür an sie.
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