News: Jungbrunnen für das Gleichgewicht
Es ist normalerweise äußerst schwierig, das Gleichgewicht zu halten, wenn der Boden schwankt. Unter bestimmten Bedingungen aber können Vibrationen den Gleichgewichtssinn unterstützen - und sogar älteren Menschen ihre jugendliche Trittfestigkeit zurückgeben.
Ob auf Partys, wo die Geräuschkulisse jedes Gespräch unmöglich macht, oder auf dem Fernsehbildschirm während des Fußballspiels: Rauschen ist oftmals lästig und unerwünscht. Ganz anders sieht das unter unseren Fußsohlen aus. Dort kann Rauschen - zufällige Vibrationen des Untergrunds - durchaus angenehme Nebenwirkungen haben.
Die Rede ist nicht von einem neuen Fußmassage-Gerät, sondern von einer Methode das Gleichgewicht zu stabilisieren. Attila Priplata und seine Kollegen von der Boston University jedenfalls nahmen an, dass ein leichtes Schwanken des Bodens den Gleichgewichtssinn unterstützten kann. Um ihre Hypothese zu testen, bauten sie eine Plattform und baten jeweils vierzehn jüngere Testpersonen im Alter zwischen 21 und 26 Jahren und sechzehn ältere im Alter zwischen 67 und 83 Jahren, sich mit geschlossenen Augen draufzustellen.
Dann ließen sie den Boden in einem zufälligen Muster mit einer Frequenz von etwa 100 Hertz vibrieren - und zwar unbemerkt für die Versuchsteilnehmer. Denn die Stärke der Vibrationen wurde von den Testpersonen vor dem Versuch so eingestellt, dass sie gerade unterhalb der Wahrnehmungsschwelle lag.
Tatsächlich erhöhte sich die Standfestigkeit aller Personen - egal ob jung oder alt - bei vibrierendem Boden beträchtlich: Sie schwankten um einige Millimeter weniger als "normal". Die älteren Versuchsteilnehmer erreichten sogar Werte, wie sie normalerweise nur jüngere Menschen aufweisen. Einen Placebo-Effekt schlossen die Forscher durch Kontrollversuche ohne Vibration aus.
Doch worauf ist dieser - auf den ersten Blick absurd erscheinende - Effekt zurückzuführen? Des Rätsels Lösung liegt in der Instabilität des aufrechten Ganges und der Arbeitsweise unseres Gleichgewichtssinns. Denn auch wenn wir versuchen, absolut still zu stehen, wird uns das nie vollkommen gelingen. Wir schwanken immer ein klein wenig in die eine oder andere Richtung. Der Gleichgewichtssinn registriert diese Abweichungen, sobald sie eine gewisse Stärke - die Wahrnehmungsschwelle - erreichen, und löst eine ausgleichende Gegenbewegung aus.
Leider lassen im Alter alle Sinne mehr oder weniger nach - auch der Gleichgewichtssinn. Eine Abweichung von der Senkrechten wird erst später bemerkt - manchmal sogar zu spät. Die Folge: Der Mensch ist nicht mehr in der Lage, ohne Hilfe zu stehen.
Aber wie sollen Schwankungen da helfen? Nun, in dem Moment, indem der Mensch droht, in eine Richtung umzukippen, gehen von der Plattform zusätzliche Stöße aus. Diese verstärken das Signal, welches den Gleichgewichtssinn erreicht - und zwar über die Wahrnehmungsschwelle hinaus. Damit reagiert das Gehirn viel früher auf das drohende Kippen als ohne Vibration.
Dabei, so stellten Priplata und seine Kollegen fest, ist es wichtig, dass die Plattform zufällig schwankt. Denn an eine gleichmäßige Stimulation gewöhnt sich der Körper, und der Effekt wäre dahin.
Also endlich einmal eine Erfindung zum Wohle der Menschheit? Neurologe John Milton rät zur Vorsicht. Erst müsse festgestellt werden, ob die Reduzierung von Schwankungen auch wirklich gehbehinderten Menschen auf die Beine helfen kann. Priplata und seine Kollegen denken jedenfalls schon über vibrierende Schuheinlagen nach. Die Forscher wissen nur noch nicht, wie sie diese betreiben sollen. Batterien kommen nicht in Frage, denn diese wären recht schwer und unhandlich - und würden den Träger behindern.
Die Rede ist nicht von einem neuen Fußmassage-Gerät, sondern von einer Methode das Gleichgewicht zu stabilisieren. Attila Priplata und seine Kollegen von der Boston University jedenfalls nahmen an, dass ein leichtes Schwanken des Bodens den Gleichgewichtssinn unterstützten kann. Um ihre Hypothese zu testen, bauten sie eine Plattform und baten jeweils vierzehn jüngere Testpersonen im Alter zwischen 21 und 26 Jahren und sechzehn ältere im Alter zwischen 67 und 83 Jahren, sich mit geschlossenen Augen draufzustellen.
Dann ließen sie den Boden in einem zufälligen Muster mit einer Frequenz von etwa 100 Hertz vibrieren - und zwar unbemerkt für die Versuchsteilnehmer. Denn die Stärke der Vibrationen wurde von den Testpersonen vor dem Versuch so eingestellt, dass sie gerade unterhalb der Wahrnehmungsschwelle lag.
Tatsächlich erhöhte sich die Standfestigkeit aller Personen - egal ob jung oder alt - bei vibrierendem Boden beträchtlich: Sie schwankten um einige Millimeter weniger als "normal". Die älteren Versuchsteilnehmer erreichten sogar Werte, wie sie normalerweise nur jüngere Menschen aufweisen. Einen Placebo-Effekt schlossen die Forscher durch Kontrollversuche ohne Vibration aus.
Doch worauf ist dieser - auf den ersten Blick absurd erscheinende - Effekt zurückzuführen? Des Rätsels Lösung liegt in der Instabilität des aufrechten Ganges und der Arbeitsweise unseres Gleichgewichtssinns. Denn auch wenn wir versuchen, absolut still zu stehen, wird uns das nie vollkommen gelingen. Wir schwanken immer ein klein wenig in die eine oder andere Richtung. Der Gleichgewichtssinn registriert diese Abweichungen, sobald sie eine gewisse Stärke - die Wahrnehmungsschwelle - erreichen, und löst eine ausgleichende Gegenbewegung aus.
Leider lassen im Alter alle Sinne mehr oder weniger nach - auch der Gleichgewichtssinn. Eine Abweichung von der Senkrechten wird erst später bemerkt - manchmal sogar zu spät. Die Folge: Der Mensch ist nicht mehr in der Lage, ohne Hilfe zu stehen.
Aber wie sollen Schwankungen da helfen? Nun, in dem Moment, indem der Mensch droht, in eine Richtung umzukippen, gehen von der Plattform zusätzliche Stöße aus. Diese verstärken das Signal, welches den Gleichgewichtssinn erreicht - und zwar über die Wahrnehmungsschwelle hinaus. Damit reagiert das Gehirn viel früher auf das drohende Kippen als ohne Vibration.
Dabei, so stellten Priplata und seine Kollegen fest, ist es wichtig, dass die Plattform zufällig schwankt. Denn an eine gleichmäßige Stimulation gewöhnt sich der Körper, und der Effekt wäre dahin.
Also endlich einmal eine Erfindung zum Wohle der Menschheit? Neurologe John Milton rät zur Vorsicht. Erst müsse festgestellt werden, ob die Reduzierung von Schwankungen auch wirklich gehbehinderten Menschen auf die Beine helfen kann. Priplata und seine Kollegen denken jedenfalls schon über vibrierende Schuheinlagen nach. Die Forscher wissen nur noch nicht, wie sie diese betreiben sollen. Batterien kommen nicht in Frage, denn diese wären recht schwer und unhandlich - und würden den Träger behindern.
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