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News: Junge Dinger

Gut, dass die chinesischen Astronomen vor über 1600 Jahren so ausführliche Notizen machten. Sie beobachteten, wie mit einem Mal ein neuer Stern am Firmament funkelte. Heutige Wissenschaftler können mit diesen Aufzeichnungen eine Supernova-Explosion genau datieren, die somit viel jünger ist als bisher angenommen.
386 Jahre nach Christus: Während in Mainz der Allemannenfürst Rando meuchelt und brandschatzt, beobachten Astronomen im fernen China, wie mit einem Mal am Himmel ein neuer Stern erscheint. Akribisch vermerken sie die Entdeckung in ihren Tagebüchern - ohne zu ahnen, wie wertvoll diese Aufzeichungen einst sein werden. Was die chinesischen Sternenforscher zwischen Mitte April und Mitte Mai des Jahres 386 beobachteten, war nämlich ganz offensichtlich eine Supernova-Explosion.

Derlei historische Überlieferungen sind überaus wertvoll, denn die Altersbestimmung astronomischer Objekte gehört zu den notorisch kniffeligen Aufgaben. Doch sind sie rar, schließlich sind aus den vergangenen 2 000 Jahren nicht einmal zehn Berichte über mögliche Supernovae bekannt. Nun gelang es Forschern unter der Leitung von Victoria Kaspi und Mallory Roberts vom Physics Department der McGill University - zum zweiten Mal überhaupt - die heute sichtbaren Überreste einer Supernova-Explosion (G11.2-0.3) historisch zu belegen (197th Meeting of the American Astronomical Society vom 7. bis 11. Januar 2001).

Genau im Zentrum von G11.2-0.3 stießen die Forscher mithilfe des Chandra-Röntgenteleskops auf einen Pulsar, einen Neutronenstern, der sich 14 mal pro Sekunde um seine eigene Achse dreht. Mit zunehmendem Alter verlieren diese extrem kleinen und dichten Sterne, deren Materie im wesentlichen aus freien Neutronen besteht, an Energie und werden immer langsamer. Dieser Umstand ist Grundlage verschiedener Modelle, mit deren Hilfe sich der Zeitpunkt der Supernova-Explosion abschätzen lässt. Aufgrund der Daten des Advanced Satellite for Cosmology and Astrophysics (ASCA) kam man auf diese Weise zu dem Ergebnis, dass G11.2-0.3 etwa 24 000 Jahre alt sei, die Explosion also weit vor der Zeit der chinesischen Astronomen erfolgte.

Kaspi und Roberts verweisen indes auf die geometrisch exakt zentrale Lage des Neutronensterns inmitten von G11.2-0.3. Pulsare beginnen nämlich gleich nach ihrer Enstehung, sich mit hoher Geschwindigkeit durch das All zu bewegen. Und da dieser sich bisher noch nicht von der Stelle gerührt hat, kommt Roberts zu dem Schluss, "dass der Pulsar und G11.2-0.3 die Überreste jener Explosion sind, welche vor mehr als 1 600 Jahren in China beobachtet wurde".

Im Konflikt zwischen den beiden unterschiedlichen Altersabschätzungen argumentieren Kaspi und Roberts, dass sich die Drehgeschwindigkeit des Pulsars im Laufe dieser kurzen Zeit vermutlich kaum veränderte - was wiederum eine Schwäche der herkömmlichen Modelle aufzeigt. Schließlich können die ASCA-Daten nur dann zu einem so hohen Alter von 24 000 Jahren kommen, wenn man davon ausgeht, dieser Neutronenstern habe sich in der Vergangenheit noch schneller gedreht. Dem ist aber aufgrund seines geringen Alters offenbar nicht so. Somit drehen sich Pulsare möglicherweise langsamer als bisher angenommen. Und das hieße dann auch, dass man ihre Alter überschätzte.

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