Bienenzucht: Jungsteinzeitliche Bauern verlegten sich auch aufs Imkern
Vermutlich seit jeher plündern Menschen und ihre Vorfahren wilde Bienennester, um an süßen Honig zu gelangen. Auch die Vorzüge des Bienenwachses kennen Menschen seit mindestens 40 000 Jahren, wie Funde in Afrika belegen. Doch der Beginn der planvollen Bienenhaltung fällt wohl in dieselbe Zeit, in der Menschen auch andere Tiere für ihre Zwecke einzuspannen begannen: Vor gut 9000 Jahren im Fruchtbaren Halbmond dürften die ersten Bienenstöcke aufgestellt worden sein.
So geht es jedenfalls aus einer Untersuchung von insgesamt 6400 Kochgefäßen aus Ton hervor, die ein Team um Richard Evershed von der University of Bristol nun auf Reste von Bienenwachs analysiert hat. Die Scherben stammten aus einer Zeit zwischen 9000 und 4000 Jahren vor heute, damit waren die ältesten ungefähr genauso alt wie Ackerbau und Viehzucht in Eurasien. Evershed und Kollegin Mélanie Roffet-Salque wählten ihre Proben so, dass sie den gesamten europäischen Raum und Vorderasien abdeckten.
Zwar wurden sie nur an insgesamt wenigen Scherben fündig, diese stammten jedoch aus nahezu allen untersuchten Regionen. Mehr noch, die Verteilung zeigt, dass die Imkerei mit der Ausbreitung von Ackerbau und Viehzucht nach Zentraleuropa vordrang. Ausgenommen davon waren Regionen nördlich der heutigen deutsch-dänischen Grenze. Hier war es damals wohl noch zu kalt für Bienen. Auch auf der Iberischen Halbinsel fand das Team keine Wachsspuren.
Noch fehlt der endgültige Beleg dafür, dass das Wachs von kultivierten Bienenvölkern stammte. Angesichts der tief greifenden Umwälzungen in der Lebensweise, die die Menschen zu jener Zeit durchmachten, scheint diese Annahme allerdings plausibel. Wer dazu übergeht, Rinder oder Schafe nicht länger zu erjagen, sondern bei sich zu behalten, kommt vermutlich auch auf die Idee, sich nach ähnlichem Prinzip einen beständigen Vorrat an Honig zu sichern.
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