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Paläoanthropologie: Jungsteinzeitliche Zahnbehandlungen

Archäologen haben im pakistanischen Baluchistan Schädel aus dem Neolithikum vor 7500 bis 9000 Jahren ausgegraben, deren Zähne eindeutige Spuren von Bohrungen aufwiesen. Sie sind damit wohl die bislang ältesten Hinweise auf zahnmedizinische Behandlungen der Bevölkerung.

Gebohrter Steinzeit-Zahn | Backenzahn eines neolithischen Mannes, der sich einer Zahnbehandlung unterziehen musste (oben im Original): Das Bild in der Mitte zeigt die negative Wiedergabe der Bohrlöcher wie sie unter dem Rasterelektronenmikroskop erscheinen. In der untersten Abbildung ist eine 3-D-Rekonstruktion des Zahnes zu sehen, in dem in den rötlichen Farben die Bohrlöcher eingezeichnet sind.
Nach Angaben der Archäologen unter Federführung von Roberto Macchiarelli von Universität Poitiers fanden sich im Umkreis der Fundstätte von Mergarh zahlreiche Bohrköpfe aus Feuersteinen. Sie wurden vor allem bei der Verarbeitung von Knochen, Perlmutt und Gehäusen von Schnecken und Muscheln verwendet, dürften aber auch zahnmedizinischen Zwecken gedient haben. Insgesamt entdeckten die Forscher neun Personen mit behandelten Zähnen. Nähere Betrachtungen mittels Licht- und Elektronenmikroskopen zeigten sogar, dass mindestens eines der gebohrten Löcher mit Hilfe feinerer Werkzeuge nachbehandelt wurde.

Da die Ränder der Bohrlöcher zudem in allen Fällen durch späteren Abrieb beim Kauen abgerundet wurden, fand die Behandlung an lebenden Menschen statt. Die meisten der behandelten Zähne liegen zudem im hinteren Kieferbereich der Schädel. Macchiarelli und seine Kollegen vermuten daher, dass die Behandlung tatsächlich medizinischen Zwecken – wahrscheinlich der Kariesentfernung – diente und nicht etwa dem rituellen Ausschmücken der Personen.

Mindestens 1500 Jahre lang wurde diese Praxis in Mergarh gepflegt, bis sie spätestens vor 6500 Jahren zum Erliegen kam. Denn in höheren Erdschichten finden sich keine derartigen Schädel mit Zahndeformationen, obwohl sich auch später die Zahngesundheit nicht gebessert hatte.
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