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Megalithkultur: Jungsteinzeitrevolte im Super-Stonehenge?

Einst lag die größte Jungsteinzeitsiedlung Nordeuropas zu Füßen der Steinkreise im Norden von Stonehenge. Am Ende ist Superhenge aber womöglich teilweise absichtlich eingeebnet worden.
Der Steinkreis von Stonehenge

Die im 4. Jahrtausend v. Chr. wohl größte Siedlung Nordeuropas – die Durrington Walls mit dem gewaltigen Superhenge – soll einst viel weiträumiger angelegte Megalithreihen und Wallanlagen als der etwas südlich gelegene berühmte Komplex von Stonehenge geboten haben. Ein exakter Überblick über die Bedeutung der Monumente fehlt den Archäologen, die seit geraumer Zeit vor Ort buddeln, aber noch immer. Nun fördern Grabungsberichte neue Theorien über ein offenbar einschneidendes Ereignis in der Geschichte der Jungsteinzeitsiedlung: Offenbar wurde der riesige Komplex in den letzten Bauphasen nie fertig gestellt und schließlich sogar gezielt und sorgfältig verschüttet, so dass die Ausgräber heute über eine radikale, umwälzende Episode in der Jungsteinzeit spekulieren können.

© Ludwig Boltzmann Institute for Archaeological Prospection and Virtual Archaeology
Grabungen am Superhenge

Ausgangspunkt der Überlegungen ist die gerade abgeschlossene Grabung an Stellen, wo auf Grund von Bodenradaruntersuchungen alte Steinsetzungen vermutet worden waren. Diese gruppierten sich, wie man gedacht hatte, einst zu einer imposanten Reihe von 200 bis 300 Megalithen. Tatsächlich aber fanden sich an zwei der fraglichen Orte keine Spuren einstiger Megalithe: Das zuvor identifizierte radardichte Material entpuppte sich stattdessen als Kalksteinschutt, mit dem die rund eineinhalb Meter tief ausgehobenen Löcher noch in der Jungsteinzeit verfüllt worden waren. Spuren seitlicher Stabilisierungspfahlaushebungen deuten darauf hin, dass hier einst größere Holzpfähle aufgerichtet waren. Unter einem Loch fanden die Archäologen ein vielleicht rituell vergrabenes, in eine Schaufelform umgeschnitztes Schulterblatt eines Rinds.

Offenbar, so vermuten die Forscher nun, hatte man die Holzpfosten irgendwann gezielt umgelegt und anschließend damit begonnen, die gesamte Struktur in der Landschaft verschwinden zu lassen. Dazu hatten die Jungsteinzeitler die Pfostenlöcher verfüllt und schließlich begonnen, die Anlage mit Erde und Kalksteinschutt zu bedecken. Vielleicht wollte eine neue Elite so die Spuren eines älteren Ritualkomplexes verschwinden lassen, spekulieren die Ausgräber des Stonehenge Hidden Landscape Project. Die Gesamtanlage – ein Areal von rund zehn Hektar Größe – war vor rund 4500 Jahren wohl von Menschen der mittelneolithischen Grooved-Ware-Kultur errichtet worden. Der Bezug der Anlage zum etwas besser erhaltenen und neueren Avebury oder dem berühmten Stonehenge ist recht unklar: Dessen älteste Bereiche waren wohl noch früher, um etwa 3100 v. Chr., aufgerichtet worden. Die Anlage blieb dann aber deutlich länger und bis in die Bronzezeit hinein auf unterschiedliche Weise in Betrieb.

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