Direkt zum Inhalt

Jupiter : Astronomen entdecken 'Großen Kalten Fleck'

Sein roter Fleck ist Jupiters Markenzeichen. Doch nun stellen Forscher fest: Es gibt noch einen weiteren, genauso großen Wirbel. Er findet sich sogar in 15 Jahre alten Fotos.
Jupiters roter Fleck

In den obersten Schichten des Gasplaneten Jupiter gibt es einen auffallend kühlen Bereich, der sich seit mindestens 15 Jahren – aber vermutlich weit länger – an ein und derselben Stelle befindet. Was hinter diesem von den Entdeckern "Großer Kalter Fleck" getauften Phänomen steckt, ist noch nicht eindeutig erklärt.

Das Wissenschaftlerteam um Tom Stallard von der University of Leicester publizierte seine Entdeckung jetzt im Fachmagazin "Geophysical Research Letters". Fündig wurde es mit Hilfe von Temperaturmessungen, unter anderem am Very Large Telescope der Europäischen Südsternwarte in Chile.

Der Große Kalte Fleck befindet sich knapp unterhalb des Jupiter-Nordpols. Während das Gas in der Umgebung auf Temperaturen zwischen 400 und mehr als 700 Grad Celsius aufgeheizt wird, ist es im Bereich des kalten Flecks rund 200 Grad kühler.

Großer Kalter Fleck auf Jupiter | Aufnahmen der IRTF NSFCam am 19. Dezember 2000 wurden zu einem (teils stark flackernden) Film zusammengefügt, auf dem der stationäre Fleck auf dem rotierenden Jupiter erkennbar wird.

In Form und Größe ist er wechselhafter als sein rotes Pendant, erklären die Wissenschaftler. Seine Ausdehnung geben sie mit rund 24 000 Kilometer Länge und 12 000 Kilometer Breite an. Binnen Tagen verändere der Fleck sein Aussehen, verschwinde dabei aber nie ganz und wachse immer wieder zur alten Größe heran, erläutert Stallard. Anhand archivierter Daten ließ sich seine Existenz über die vergangenen 15 Jahre durchgängig zurückverfolgen.

Stallard und Kollegen gehen davon aus, dass das Magnetfeld des Gasriesen das Temperaturphänomen indirekt auslöst. Der Große Kalte Fleck steht vermutlich in Beziehung zu den Nordlichtern des Jupiters, die entstehen, weil Gas des Jupitermonds Io und Teilchen des Sonnenwinds entlang der Magnetfeldlinien in die obersten Atmosphärenschichten gelenkt werden. Die dabei erzeugte Hitze wird aber offenbar nicht gleichmäßig über die angrenzenden Gasschichten verteilt wie bislang angenommen. Stattdessen kommt es zu komplexen Wetterphänomenen, zeigt die Entdeckung des kalten Wirbels. Welche Prozesse im Detail ablaufen, können die Forscher noch nicht mit Sicherheit sagen.

Da der Fleck so stabil zu sein scheint, vermutet Stallard, dass er womöglich schon so lange existiert, wie der Vulkanmond sein Gas auf Jupiter sprüht – "vielleicht viele tausend Jahre", sagt der Forscher. Ähnliche Prozesse könnten auch in den obersten Atmosphärenschichten der Erde ablaufen.

Von der Jupitersonde Juno, die Anfang Juli 2017 in eine Umlaufbahn um den Gasriesen einschwenken soll, erhoffen sich die Wissenschaftler nun nähere Informationen über den Großen Kalten Fleck. Dass man ein derart ausgedehntes Phänomen bislang übersehen habe, weckt die Hoffnung, mit der Sonde noch weitere Entdeckungen am größten Planeten des Sonnensystems machen zu können.

Schreiben Sie uns!

Wenn Sie inhaltliche Anmerkungen zu diesem Artikel haben, können Sie die Redaktion per E-Mail informieren. Wir lesen Ihre Zuschrift, bitten jedoch um Verständnis, dass wir nicht jede beantworten können.

Partnerinhalte

Bitte erlauben Sie Javascript, um die volle Funktionalität von Spektrum.de zu erhalten.