Beobachtungstipps für Amateurastronomen: Schattenspiele auf Jupiter und ein Komet
Der Mond nimmt in der ersten Hälfte des Monats Mai wieder zu und ist somit jede Nacht etwas länger zu sehen. Der Erdtrabant wandert weiter über das Firmament und begegnet in der Nacht vom 7. auf den 8. Mai dem hellen Jupiter im Sternbild Jungfrau. Die beiden Himmelskörper stehen dann mit nur rund einem Grad Abstand (also zwei Vollmondbreiten) sehr nahe beieinander und zeigen sich bei geringen Vergrößerungen zusammen in einem Gesichtsfeld. Am besten für die Beobachtung eignet sich wohl ein Fernglas. Jupiter ist allerdings rund 1800-mal so weit von uns entfernt wie der Mond. Ein Lichtstrahl benötigt von Jupiter anstatt der etwa 1,3 Sekunden vom Mond zu uns fast 40 Minuten, bis er uns erreicht.
Am 10. Mai 2017 lässt sich beobachten, wie der Jupitermond Ganymed zwischen 02:33 und 04:54 Uhr MESZ von seinem Mutterplaneten verfinstert wird. Links neben Jupiter befinden sich außen die anderen Monde Io, innen Kallisto und am linken Jupiterrand Ganymed. Kurz vor 2 Uhr morgens taucht der Mond hinter dem Riesenplaneten auf, um gegen 2:33 Uhr plötzlich wieder vom dunklen Schatten des Planeten verschluckt zu werden. Etwa 2,5 Stunden später gibt der Schatten Ganymed wieder frei. Der letzte Teil spielt sich unter dem Horizont statt und ist deshalb für uns nicht beobachtbar. Während des ganzen Ereignisses ist außerdem noch im Südlichen Äquatorialband (SEB) der Große Rote Fleck zu sehen, ein gigantischer Wirbelsturm, größer als unsere Erde. Er erscheint als ein blass rötliches Oval. Das Südliche Äquatorialband ist eines der beiden dunkelbraunen Wolkenbänder in der Mitte der Jupiterscheibe, die man schon in sehr kleinen Teleskopen erkennen kann.
Etwas kürzer ist hingegen das seltene Schattenspiel am 12. Mai: Ab 3:58 Uhr MESZ befinden sich für 6 Minuten und 24 Sekunden der Mond Io und die Schatten der Monde Europa und Io auf dem Planetenscheibchen und zwar dicht an den gegenüberliegenden Rändern. Beide Schatten gleichzeitig auf Jupiter zu sehen, wird etwas schwierig und verlangt sehr gute Beobachtungsbedingungen. Nach dem kurzen Zeitfenster verlässt Ios Schatten Jupiter und "nur" noch der Mond selbst und der Schatten von Europa sind auf dem Planeten zu sehen. Bei ruhiger Luft wirken die schwarzen Mondschatten auf dem Planeten, als hätte dort jemand ein Loch hineingestanzt. Daher lohnt es sich auch, schon vor dem Mehrfachereignis den Schatten von Io zu beobachten.
Es ist ein neuer Komet am Himmel zu sehen, der dazu auch relativ hell werden soll. Sein Name ist C/2015 ER61 (PanSTARRS). Der Name könnte Ihnen bekannt vorkommen, denn das PanSTARRS-Observatorium auf dem Haleakala auf Hawaii hat schon viele dieser eisigen Schutthalden im Sonnensystem entdeckt. Das Teleskop tastet den kompletten, am Standort sichtbaren Himmel mehrmals pro Monat ab. Seine Hauptaufgabe ist die Suche nach Asteroiden oder Kometen, die der Erde möglicherweise gefährlich werden könnten. Häufig sind diese Objekte jedoch relativ klein und sehr leuchtschwach und daher nicht in der Reichweite von Amateurteleskopen.
C/2015 ER61 gehört jedoch nicht zur gefährlichen Sorte. Er kann der Erde zwar relativ nahe kommen, seine Bahn schneidet die Erdbahn aber nicht. Selbst bei seiner größten Annäherung sind noch viele Millionen Kilometer zwischen uns und dem Kometen. Der Komet befindet sich zur Zeit im Sternbild Fische und ist nur in den frühen Morgenstunden gegen 3:00 Uhr sichtbar, kurz bevor die Venus im Osten aufgeht. Aktuelle Bahndaten und Himmelspositionen stellt das Minor Planet Center in den USA bereit.
Im Teleskop sollte der Schweifstern mit einer Helligkeit von rund 6 mag gut zu erkennen sein. Allerdings sind Vorhersagen zur Helligkeit von Kometen immer mit großen Unsicherheiten behaftet, so dass er viel heller, aber auch sehr viel leuchtschwächer erscheinen kann. Aktuelle Bilder zeigen einen hellen runden Kometenkopf, die Koma, mit einem deutlichen Staubschweif. Die Prognosen sagen nochmal eine deutliche Helligkeitssteigerung voraus, mit einem Helligkeitsmaximum Anfang Mai. Am 9. Mai befindet er sich in seinem Perihel und erreicht damit den kleinsten Abstand zur Sonne. Wir dürfen also gespannt sein, welche Überraschungen der Komet noch für uns bereithält. Sie sollten jedenfalls den Wecker stellen und die Gelegenheit nutzen, denn dieser Komet kommt erst wieder in rund 7700 Jahren bei uns vorbei.
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