Beobachtungstipp: Jupiterbedeckung am Sonntagmorgen
Reizvoller Anblick im Morgengrauen
Wichtig für eine erfolgreiche Beobachtung ist ein freier Blick zum Osthorizont. Die schmale, abnehmende Mondsichel steht dort zum Zeitpunkt der Bedeckung zwischen 10 und 15 Grad hoch am Himmel. Eingerahmt wird sie von den Sternhaufen der Plejaden – dem berühmten "Siebengestirn" – und den Hyaden mit dem auffälligen Aldebaran, dem Leitstern des Sternbilds Stier. Dicht dabei steht außerdem die helle Venus, die sich nach ihrem Sonnendurchlauf Anfang Juni nun als Morgenstern präsentiert. Dieser Anblick alleine ist schon das Aufstehen wert – zumal die Bedeckung des Jupiter durch den Mond bereits leicht mit dem bloßen Auge verfolgt werden kann. Problematisch könnte bei der niedrigen Horizonthöhe die Luftunruhe sein.
Spannendes Schauspiel im Teleskop
So auch am Sonntagmorgen: Weil sich der Mond dann als schmale, abnehmende Sichel zeigt, erfolgt die Bedeckung an der beleuchteten Seite und endet an der unbeleuchteten. Im Vorteil sind Fernglas- und Teleskopbeobachter, die das Verschwinden und Wiederauftauchen des Planeten im Detail verfolgen können. Obwohl das Jupiterscheibchen aufgrund der recht großen Erdentfernung (zur Zeit rund 850 Millionen Kilometer) nur knapp 35 Bogensekunden groß ist, dauern Ein- und Austritt jeweils etwa zwei Minuten, denn der Eintrittswinkel zum Mondrand ist recht spitz. Bereits vor der eigentlichen Jupiterbedeckung werden die beiden Monde Europa und Io, später dann auch Ganymed und Kallisto vom Mondrand "verschluckt". Idealerweise reihen sich die Galileischen Monde zum Bedeckungszeitpunkt entlang der Äquatorlinie des Planeten wie die Perlen einer Kette auf. Auch das Verschwinden der Monde erfolgt wegen ihrer nicht vernachlässigbaren scheinbaren Ausdehnung nicht plötzlich, sondern dauert jeweils zwei bis drei Sekunden.
Als erstes wird der Mond Europa vom hellen Mondrand bedeckt, je nach Standort etwa zwischen 3:30 Uhr und 3:45 Uhr MESZ. Jupiter folgt bereits vier Minuten später. Da sich Deutschland am nördlichen Rand der Bedeckungszone befindet, dauert die Bedeckung nur etwa eine halbe Stunde – im Süden etwas mehr, im Norden weniger. Bereits zwischen 4:16 Uhr und 4:20 Uhr MESZ taucht Jupiter am gegenüberliegenden, dunklen Mondrand wieder auf. Im nördlichen Dänemark, in Schweden und im Süden Englands verläuft die Bedeckung entlang eines etwa 130 Kilometer breiten Streifens sogar streifend – eventuell lohnt sich dafür eine längere Autofahrt.
Wo beobachten?
Je weiter Richtung Nordosten man sich postiert, desto höher stehen Mond und Jupiter zum Bedeckungszeitraum am Osthimmel. Das gilt aber auch für die Sonne – das Ereignis findet jahreszeitbedingt während der Morgendämmerung statt. Im Süden und Westen Deutschlands steht die Sonne zum Bedeckungsende etwa zehn Grad unter dem Horizont, im Norden und Osten fünf Grad, im Norden Dänemarks sogar nur noch drei Grad. Klare Sicht vorausgesetzt, können Teleskopbeobachter den Schluss der Bedeckung auch hier noch sehen, für das freie Auge dürfte der Himmel bereits recht hell sein. Beobachter in Süddeutschland, Österreich und der Schweiz können als Zugabe noch eine Sternbedeckung verfolgen: Ab etwa 4:18 Uhr MESZ wandert der Mond über den 6 mag hellen Stern HIP 20417. In einer Linie Straßburg-Bamberg-Cottbus verläuft diese Bedeckung streifend. Interessant ist es, den Unterschied zur Bedeckung der Jupitermonde zu verfolgen: Wegen der erheblich größeren Entfernung von HIP 20417 (rund 1700 Lichtjahre) erscheint dieser punktförmig und wird praktisch augenblicklich aus- und wieder angeknipst.
Einziger Unsicherheitsfaktor ist (wie immer) das Wetter. Es bleibt zu hoffen, dass dieses Mal mehr Sternfreunde Glück haben als beim Venustransit!
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