Jupitersonde: Wird der Start der NASA-Sonde Europa Clipper verschoben?
Beunruhigung herrscht zurzeit in Teilen der US-amerikanischen Raumfahrtbehörde NASA: Bislang war der Start der Raumsonde Europa Clipper an Bord einer Trägerrakete des Typs Falcon Heavy während eines dreiwöchigen Startfensters geplant, das sich ab dem 10. Oktober 2024 öffnet. Aber möglicherweise wird daraus nichts, denn kleine Bauteile in der Bordelektronik könnten den Start vereiteln: Wie sich bei Tests herausstellte, sind spezielle Transistoren, so genannte MOSFETs (Metalloxidhalbleiter-Feldeffekttransistoren), entgegen der Hersteller-Spezifikationen nicht ausreichend strahlungsresistent, um die harsche Strahlungsumgebung bei Jupiter zu überstehen. Dies könnte bedeuten, dass Europa Clipper wenige Tage bis Wochen nach der Ankunft bei Jupiter ausfällt, was den Super-GAU für die rund 4,25 Milliarden US-Dollar teure Mission darstellen würde.
Derzeit untersucht die NASA, ob sich die Transistoren durch zusätzliche Abschirmungen direkt in der Elektronik oder um die Elektronikboxen, in denen sich die Bordtechnik befindet, ausreichend schützen lässt. Sollte sich dies als unbefriedigend herausstellen, müsste die gesamte Elektronik der Raumsonde auseinandergebaut werden, um die MOSFETs zu ersetzen. Da bis Oktober jedoch nur wenig Zeit zur Verfügung steht, bedeutet das eine Verschiebung auf die nächsten Startfenster entweder im Jahr 2025 oder im Jahr 2026. Diese Startfenster sind aber nicht so günstig wie das in diesem Jahr, unter anderem würde bei einem Start im Jahr 2025 ein Vorbeiflug am Mars entfallen, wohingegen ein zweiter Erdvorbeiflug fällig würde. Dadurch würde auch die Reisezeit zu Jupiter signifikant verlängert, Details dazu wurden von der NASA bis jetzt nicht kommuniziert.
Bei einem Start in diesem Jahr würde der sechs Tonnen schwere Europa Clipper im Februar 2025 dicht am Mars und im Dezember 2026 an der Erde vorbeifliegen, um Schwung zu holen für den Flug zum Jupiter, der im April 2030 erreicht würde. Die Hauptaufgabe der Sonde ist die detaillierte Erkundung des Jupitermonds Europa bei einer Vielzahl von nahen Vorbeiflügen, wodurch nach und nach die gesamte Oberfläche kartiert würde. Bei diesem Mond wird davon ausgegangen, dass sich unter der Eiskruste in wenigen dutzend Kilometer Tiefe ein Ozean aus flüssigem Wasser verbirgt, der sich vielleicht für Leben eignen könnte. Die drei weiteren großen Jupitermonde Kallisto, Ganymed und Io würden ebenfalls von Europa Clipper unter die Lupe genommen werden. Zudem sind gemeinsame Beobachtungen mit der europäischen Raumsonde JUICE geplant, die im Juli 2031 bei Jupiter eintreffen wird.
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