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Insekten: Käfer tarnt sich als Hintern

Der Regenwald ist ein gefährlicher Ort für kleine Insekten. Eine Käferart aus Costa Rica trickst deshalb ihren schlimmsten Feind aus, um zu reisen.

Wenn Heeresameisen losziehen, ist der Regenwald in Aufruhr: Zu Zehntausenden marschieren sie auf der Suche nach einem neuen Neststandort über den Grund und überwältigen unterwegs fast jedes Tier, das ihnen über den Weg läuft. Dennoch sucht die kleine, neu entdeckte Käferart Nymphister kronaueri gezielt die Gesellschaft der Ameisen auf, um sich durch den Wald transportieren zu lassen – als Anhängsel am Hinterteil der unfreiwilligen Vehikel. Entdeckt haben die beiden Biologen Christoph von Beeren von der TU Darmstadt und Daniel Kronauer von der Rockefeller University in New York dieses Verhalten zufällig: Kronauer hatte eine der Ameisen gefangen und beim Betrachten bemerkt, dass das Insekt anscheinend zwei Hinterleibe besaß. Er schüttelte das Glasröhrchen, worauf der Käfer losließ und seine Füße sowie die Fühler abstreckte. Dass andere Insekten die Heeres- oder Treiberameisen nutzen, hinter ihnen durch den Regenwald wandern, sich auf dem Rücken oder sogar auf Beute tragen lassen, war bekannt. Doch Nymphister kronaueri treibt dieses Verhalten durch seine Anpassung an die Spitze: Der Käfer ist auf den ersten Blick nicht vom normalen Ameisenhinterleib zu unterscheiden. Dazu verhakt sich der Käfer mit seinen Mandibeln am Bindeglied zwischen Thorax und Abdomen der Ameisen.

Warum er das macht und wie er den hungrigen Ameisen vor und nach dem Andocken entgeht, ist noch völlig unklar. Das Leben in einer Heeresameisenkolonie hat allerdings viele Vorteile: Sie bietet wegen der aggressiven Soldaten Schutz vor Fressfeinden, und auf der anderen Seite schaffen die Mitglieder des Volks beständig und in rauen Mengen Nahrung herbei, an der Nymphister kronaueri potenziell schmarotzen kann. Insekten, die in Ameisenstaaten leben, produzieren zudem oft Duftstoffe, die sie als Teil des Wirts tarnen – sie werden als Artgenosse erkannt. Mehrere hundert Insektenarten versuchen daher, von der Treiberameisenart Eciton burchellii auf irgendeine Weise zu profitieren. Keine bislang bekannte Spezies hat die Anpassung bislang allerdings so weit getrieben wie der neu beschriebene Käfer.

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