Alternativer Nobelpreis 2010: Kämpfer für bessere Welt geehrt
Erwin Kräutler hat keine Scheu, sich mit populären ebenso wie mit äußerst finsteren Gestalten anzulegen: Der in Österreich geborene 71-jährige Bischof, der seit Jahrzehnten in Brasilien lebt und arbeitet, setzt sich seit Langem für den Schutz des Amazonasregenwaldes und vor allem seiner indianischen Bewohner ein – ein Engagement, das ihn mit dem brasilianischen Präsidenten Lula da Silva in Konflikt bringt und ihm bisweilen auch Todesdrohungen von Großgrundbesitzern einträgt. Sein Einsatz für die Rechte der Indianer wurde nun mit der Vergabe des Alternativen Nobelpreises gewürdigt.
Gegen die Dauerölpest
Dem Poeten und Umweltschützer Nnimmo Bassey aus Nigeria sind die katastrophalen Zustände im Nigerdelta ein Dorn im Auge. Marode Förderanlagen, Anschläge und das illegale Abzapfen des gefragten Rohstoffs sorgen dort für eine dauerhafte Ölpest, die Mensch und Natur belastet – ohne dass die ortsansässige Bevölkerung von den Gewinnen der Ölindustrie profitiert.
Entwicklung von unten
"Weil sie selbst im Angesicht der Bedrohung durch politische Gewalt und Instabilität der Welt zeigen, wie die Mobilisierung von Dorfgemeinschaften Armut überwinden kann", erhalten auch die nepalesische Organisation Sappros und ihr Gründer Shrikrishna Upadhyay den Alternativen Nobelpreis. Als langjähriger Vorstandsvorsitzender der Landwirtschaftsbank von Nepal und Mitglied der National Planning Commission, die Strategien zur Entwicklung des Landes ausarbeitet, kam Upadhyay zu dem Schluss, dass Entwicklung von oben nicht funktioniert.
Medizin ohne Grenzen
Das Komitee der Right Livelihood Foundation, das den Preis in diesem Jahr zum 31. Mal verleiht, ehrt damit einen Mann, der seit seiner Entsendung in die brasilianische Territorialprälatur Xingu unter schwierigen Bedingungen arbeitet. Kräutler wurde in den 1980er Jahren von der damals vorhandenen Militärpolizei verhaftet und verprügelt und überlebte einen Mordanschlag. Nach der Ermordung der amerikanischen Nonne und Regenwaldschützerin Dorothy Stang im Jahr 2005 durch Auftragsmörder erhielt er wieder Todesdrohungen, weil er auch die Hintermänner vor Gericht sehen wollte. Aktuell setzt sich Kräutler gegen das von der Regierung vorangetriebene Staudammprojekt Belo Monte am Ríu Xíngu ein, das die Lebensgrundlage tausender Indianer bedroht.
Gegen die Dauerölpest
Dem Poeten und Umweltschützer Nnimmo Bassey aus Nigeria sind die katastrophalen Zustände im Nigerdelta ein Dorn im Auge. Marode Förderanlagen, Anschläge und das illegale Abzapfen des gefragten Rohstoffs sorgen dort für eine dauerhafte Ölpest, die Mensch und Natur belastet – ohne dass die ortsansässige Bevölkerung von den Gewinnen der Ölindustrie profitiert.
Bassey gründete daher nach dem Vorbild des deutschen BUND eine Umweltorganisation in Nigeria, die Gemeinden im Delta juristisch hilft, Umweltbildung leistet und bei der Ausbildung nigerianischer Journalisten hilft. Sein Leben als Umwelt- und Menschenrechtsaktivist begann mit einem traurigen Ereignis: Er war 1990 Zeuge, als Armeeeinheiten sein Dorf überfielen und 80 Menschen in den Kämpfen starben – die Bewohner hatten zuvor ein großes Ölunternehmen beschuldigt, es verschmutze die Umwelt und missachte die Region wirtschaftlich.
Entwicklung von unten
"Weil sie selbst im Angesicht der Bedrohung durch politische Gewalt und Instabilität der Welt zeigen, wie die Mobilisierung von Dorfgemeinschaften Armut überwinden kann", erhalten auch die nepalesische Organisation Sappros und ihr Gründer Shrikrishna Upadhyay den Alternativen Nobelpreis. Als langjähriger Vorstandsvorsitzender der Landwirtschaftsbank von Nepal und Mitglied der National Planning Commission, die Strategien zur Entwicklung des Landes ausarbeitet, kam Upadhyay zu dem Schluss, dass Entwicklung von oben nicht funktioniert.
Daraufhin gründete er unter anderem 1991 die Entwicklungshilfeorganisation SAPPROS (Support Activities for Poor Producers of Nepal), die sich vor allem um Infrastruktur- und Ausbildungsmaßnahmen kümmert und dabei die Dorfbevölkerung intensiv einbindet. So steht am Beginn der Arbeit stets eine gemeinsame Analyse der Situation und des Handlungsbedarfs, und für die Leitung der Projekte wählen die Beteiligten einen Dorfbewohner. Inzwischen hat die Organisation mit über 200 000 Haushalten zusammengearbeitet, um Pläne für eine sichere Wasserver- und -entsorgung, Straßen und Brücken, Gesundheitseinrichtungen, Schulen und Gemeinschaftshäuser zu realisieren.
Medizin ohne Grenzen
Ärztliche Versorgung steht jedem zu, egal welcher Religion, Nationalität oder Geschlecht er angehört: Dieser Gedanke beherrschte die Gründer von Physician for Human Rights-Israel (PHRI). 1988 riefen israelische und palästinensische Ärzte diese mittlerweile 1000 Mitglieder umfassende Organisation ins Leben. Sie gliedert sich heute in verschiedene Abteilungen, die sich beispielsweise mit Hilfe einer mobilen Klinik um Menschen in den besetzten Gebieten kümmern oder für die Rechte und medizinische Versorgung von Gefangenen, Migranten und ohne legale Aufenthaltserlaubnis in Israel lebenden Menschen streiten. Dieser "unbezähmbare Geist, mit dem sie für das Recht auf Gesundheit für alle Menschen in Israel und Palästina einstehen", brachte den Medizinern den Alternativen Nobelpreis ein. (dl/af)
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