Paläontologie: Dieses Huhn hätte in keinen Standardherd gepasst
Mit dem Thermometer- (Leipoa ocellata) und dem Buschhuhn (Alectura lathami) leben heute noch zwei Großfußhuhnarten in Australien. Doch verglichen mit ihrem ausgestorbenen Verwandten Progura gallinacea wirken sie wie Zwerge. Der Riesenvogel wog mit bis zu acht Kilogramm Gewicht viermal so viel wie seine Vettern – und war ungefähr so groß wie ein Graues Riesenkänguru. Das leitete Elen Shute von der Flinders University zusammen mit ihrem Team aus Knochenfunden ab, die teilweise schon im 19. Jahrhundert gefunden worden waren und in Museen verwahrt wurden. Damals wurden die Fossilien alle einer einzigen Art zugerechnet, aber nicht endgültig bestimmt. Shute und Co konnten mit ihrer Analyse belegen, dass sich das Material auf insgesamt fünf verschiedene Großfußhuhnarten aufteilt, die sie in "Royal Society Open Science" beschrieben.
Im Gegensatz zu ihren überlebenden Verwandten bauten Progura gallinacea und Co wohl keine Nisthaufen, in denen sie ihre Eier von der Sonne ausbrüten ließen. Stattdessen vergruben sie ihr Gelege eher im warmen Boden, wie es einige indonesische Arten heute noch praktizieren. Das schließen die Paläontologen aus den Fußknochen und Krallen der Fossilien, die kleiner ausfallen als beim Thermometer- und Buschhuhn. Im Gegensatz zu anderen ausgestorbenen Großvogelarten wie dem Dodo oder den Moas konnten diese Hühner aber wohl fliegen. Darauf deuten ihre kräftigen Schwingenknochen hin. Sie glichen damit eher den heutigen Trappen, die sich trotz ihres Gewichts in die Luft erheben können.
"Die Studie zeigt uns, wie wenig wir über die australische Tierwelt vor Ankunft der Menschen wissen, wenn wir selbst große Arten über lange Zeit übersehen", so der an der Studie beteiligte Trevor Worthy. Ein Teil der Knochen stammte aus der Thylacoleo-Höhle in der Nullarbor Plain, die seit 2002 eine Schatzgrube für Paläontologen ist. Allein sieben neue Känguruarten, ein Frosch, zwei riesige Erdkuckucke und zwei Großfußhühner konnten anhand der Knochen von dort identifiziert werden. Warum Progura gallinacea und Co ausstarben, ist unbekannt. Für das massenhafte Artensterben im Pleistozän werden zwei Szenarien diskutiert: Klimawandel und die Einwanderung der ersten Australier. Zahlreiche Indizien sprechen dafür, dass es letztlich die Ankunft der Menschen war, die dann viele große Arten überjagten und durch veränderte Landnutzung mit Feuer den Lebensraum entscheidend beeinträchtigten.
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