Direkt zum Inhalt

Kakaokrise: Wilde Verwandte sollen Schokolade klimafest machen

Nach drei schlechten Ernten ist Schokolade so knapp wie nie. Und der Klimawandel verschärft das Problem. Neu entdeckte, wild lebende Kakaoarten machen nun Hoffnung auf widerstandsfähigere Sorten.
Zwei Kakaofrüchte mit danebenliegenden Kakaobohnen und Kakaopulver, das sich auf einem Holzlöffel befindet, auf hölzernem Untergrund.
Kakao, der Rohstoff für Schokolade, wird knapp. Mehrere Jahre mit schlechten Ernten haben die Preise explodieren lassen.

Nie zuvor war Schokolade so teuer wie dieses Jahr. Mehr als 12 000 Dollar pro Tonne kostete Kakao, der wichtigste Rohstoff dafür, im Frühjahr 2024 – rund fünfmal so viel wie in den vorangegangenen Jahrzehnten. Drei Jahre in Folge hatten Starkregen, heftiger Wind, Trockenheit und Schädlinge die Ernten dezimiert. Und das ist erst der Anfang: Klimamodelle zeigen, dass die Anbauregionen der anspruchsvollen Feldfrucht in Zukunft deutlich schrumpfen werden. Doch es gibt mögliche Auswege aus der Kakaokrise. Denn die Kakaopflanze Theobroma cacao hat viele enge Verwandte, deren Erbgut helfen könnte, sie für zukünftige widrige Klimabedingungen fit zu machen.

Das zeigt eine nun in der botanischen Fachzeitschrift »Kew Bulletin« veröffentlichte Arbeit. Ein Team um Matheus Colli-Silva vom Königlichen Botanischen Garten in Kew (UK) beschreibt darin drei bisher unbekannte enge Verwandte der Kakaopflanze. Die Arten Theobroma globosum, T. nervosum und T. schultesii wachsen im westlichen Amazonasbecken, den Anden und in deren Vorland. Sie gehören zu einer ganzen Gruppe von Kakaoverwandten, die in teilweise sehr unterschiedlichen Regionen lebt – eine Art sogar in der Wüste von Arabien. Fachleute hoffen, Theobroma cacao mit solchen wild vorkommenden Arten kreuzen zu können, um sie widerstandsfähiger zu machen.

Wild lebende Arten haben oft noch Eigenschaften, die ihren für die Landwirtschaft optimierten Verwandten abhanden gekommen sind. Sie trotzen etwa Trockenheit und Schädlingen besser, während Kulturpflanzen hauptsächlich gezüchtet wurden, um hohe Erträge zu bringen. Weil der Klimawandel viele Feldfrüchte größerem Stress aussetzt, versuchen Fachleute, etablierte Kulturpflanzen mit ihren wilden Verwandten zu kreuzen, um die erwünschten Eigenschaften beider Pflanzen in einer neuen Sorte zu kombinieren.

Diese Strategie soll auch die Zukunft der Schokolade sichern. »Die Entdeckung erweitert die genetischen Ressourcen, die uns zur Verfügung stehen«, sagt James Richardson vom University College Cork, einer der Mitautoren der Veröffentlichung und Leiter des Projekts »Cacao WiRe«, in dem das Team um Colli-Silva die Vielfalt der wilden Kakaoverwandten katalogisiert. »Mit ihnen könnten wir dürretolerante oder krankheitsresistente Kakaobäume produzieren.«

Schreiben Sie uns!

Wenn Sie inhaltliche Anmerkungen zu diesem Artikel haben, können Sie die Redaktion per E-Mail informieren. Wir lesen Ihre Zuschrift, bitten jedoch um Verständnis, dass wir nicht jede beantworten können.

Partnerinhalte

Bitte erlauben Sie Javascript, um die volle Funktionalität von Spektrum.de zu erhalten.