Klimawandel: Kalte Winter wohl doch nicht durch weniger arktisches Meereis
In den letzten Jahren fielen Jahre mit besonders kalten Wintern auf der Nordhalbkugel oft mit Episoden geringer Eisbedeckung im arktischen Ozean zusammen. Aus dieser Beobachtung ging die Hypothese hervor, es gebe auch einen kausalen Zusammenhang, möglicherweise in Form veränderter Luftströmungen. Nun aber widerspricht eine Arbeitsgruppe um Lantao Sun dieser These, nachdem sie anhand von Computermodellen den Zusammenhang zwischen arktischem Meereis und dem Wetter der mittleren Breiten untersuchte. Demnach gibt es wohl keinen solchen Zusammenhang – die jüngste Häufung kalter Winter auf der Nordhalbkugel ist eine Folge natürlicher Schwankungen in bekannten atmosphärischen Zirkulationsmustern.
Dass eisarme Arktis und kalte Winter in den mittleren Breiten in den letzten Jahren so oft zusammenfielen, sei Zufall. Das arktische Meereis beeinflusse zwar die Temperaturen in der Arktis selbst, nicht aber weit über ihre Grenzen hinaus, wie die ursprüngliche These erfordert. Tatsächlich deuten die Modelle darauf hin, dass sich die Kontinente besonders im Winter durch den Klimawandel erwärmen. Diesen Effekt überlagert derzeit allerdings ein multidekadischer Trend in den mittleren Breiten, der das stationäre Hochdruckgebiet über Sibirien stärkt. Dieses leitet im Winter oft sehr kalte Luft nach Zentraleuropa und in andere gemäßigte Regionen. Einen allgemeinen Zusammenhang zwischen Meereis und dem Wetter in den mittleren Breiten gibt es gleichwohl: Da die arktische Luft wärmer wird, sind die gelegentlich auftretenden Einbrüche arktischer Kaltluft nicht mehr ganz so kalt. Dadurch steigen die Tiefsttemperaturen, und auch die täglichen Temperaturschwankungen werden geringer.
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