Direkt zum Inhalt

Entomologie: Kamikazeameise explodiert für ihr Volk

Holzameise
Ameisen sind Meister der chemischen Kommunikation: Drüsen hinter ihren Mandibeln produzieren eine große Bandbreite an Botenstoffen und Sekreten zur Alarmierung von Artgenossen oder Verteidigung. Die südostasiatischen Holzameisen der Art Camponotus cylindricus treiben diese Taktik allerdings auf die Spitze: Sie explodieren regelrecht, wenn sie mit Feinden in Kontakt geraten und überziehen diese mit einem so klebrigen wie tödlichen Sekret – und das schon bei geringsten Berührungen, wie nun Johan Billen von der Universität Leuven entdeckt hat.

Wenn diese Holzameisen angegriffen werden oder Konkurrenten in ihr Territorium eindringen, verbeißen sich einzelne Mitglieder des Volks in den Körpern der Invasoren. Gleichzeitig scheiden sie aromatische Kohlenwasserstoffe auf Polyazetat- und Alkoholbasis aus, die den Gegner demobilisieren. Vielfach opfern sie sich dabei allerdings gleich direkt: Ihre Körpersegmente stehen unter so hoher Spannung, dass sie schon bei der geringsten Berührung aufplatzen und einen ganzen Schwall der gelblichen Sekrete freisetzen, wie Laborversuche belegten.

Die Autopsie der Ameisen erbrachte dann rekordverdächtige Chemieküchen im Körper der Tiere: Die verantwortlichen Kieferdrüsen waren extrem vergrößert und reichten vom Kopf über den Thorax bis in den Abdomen – alle bisher bekannten Drüsenreservoirs von Ameisen fallen deutlich kleiner aus. Trotz des Tods einzelner Individuen lohnt sich diese Verteidigungsstrategie für die Holzameisen: Sie verhindert in den meisten Fällen, dass das Nest geplündert wird und sorgt dafür, dass der Nachwuchs überlebt.
  • Quellen
Act. Zool. 10.1111/j.1463–6395.2011.00523.x, 2011

Schreiben Sie uns!

Beitrag schreiben

Wir freuen uns über Ihre Beiträge zu unseren Artikeln und wünschen Ihnen viel Spaß beim Gedankenaustausch auf unseren Seiten! Bitte beachten Sie dabei unsere Kommentarrichtlinien.

Tragen Sie bitte nur Relevantes zum Thema des jeweiligen Artikels vor, und wahren Sie einen respektvollen Umgangston. Die Redaktion behält sich vor, Zuschriften nicht zu veröffentlichen und Ihre Kommentare redaktionell zu bearbeiten. Die Zuschriften können daher leider nicht immer sofort veröffentlicht werden. Bitte geben Sie einen Namen an und Ihren Zuschriften stets eine aussagekräftige Überschrift, damit bei Onlinediskussionen andere Teilnehmende sich leichter auf Ihre Beiträge beziehen können. Ausgewählte Zuschriften können ohne separate Rücksprache auch in unseren gedruckten und digitalen Magazinen veröffentlicht werden. Vielen Dank!

Partnerinhalte

Bitte erlauben Sie Javascript, um die volle Funktionalität von Spektrum.de zu erhalten.