Sexuell übertragbare Infektionskrankheiten: Kampf der Zwerge
"Small interfering RNAs" sind Wissenschaftlers Lieblinge - können sie doch mit ihnen Gene nach Belieben aus- und wieder anschalten, um deren Funktion zu erforschen. Nun erweisen sich die winzigen RNA-Stücke auch als wirksame Waffe gegen Viren.
Herpesviren sind omnipräsent: Die meisten Menschen sind damit infiziert – und das schon seit zartem Kindesalter. Das Positive daran: In der Regel hat das Immunsystem den winzigen Mitbewohner fest im Griff, und nur selten ergreift er die Chance, schmerzhafte Bläschen an den Lippen sprießen zu lassen.
Etwas problematischer als Herpes simplex Typ 1, der diese Fieberbläschen verursacht, ist sein Bruder, der sexuell übertragene Typ 2 (HSV-2). Zwar hält das Immunsystem auch diesen Verursacher von Bläschen im Genitalbereich meistens in Schach, doch HSV-2 hat die schlechte Eigenschaft, dem HI-Virus, dem Erreger von Aids, hilfreich zur Hand zu gehen und HIV-Infektionen zu begünstigen. HIV bedankt sich seinerseits, indem es wiederum Infektionen durch HSV-2 fördert.
Diese virale Kooperation ist vielen Wissenschaftlern ein Dorn im Auge. Deborah Palliser von der Harvard Medical School in Boston und ihre Kollegen suchten nun nach einer Möglichkeit, die Zusammenarbeit der beiden Viren zu unterbinden. Ihre Idee: Ein Mikrobizid gegen HSV-2, also eine vaginal aufgetragene Substanz, die Viren den Garaus macht, bevor sie sich im Körper breit machen.
Das Team setzte dabei auf die small interfering RNAs (siRNAs), winzige RNA-Stücke, die ganz gezielt bestimmte Gene lahmlegen. Zunächst bastelten sich die Wissenschaftler siRNAs gegen drei wichtige Gene von HSV-2 und testeten deren Wirksamkeit an Zellkulturen. Am besten verhinderte die siRNA UL29.2 die Vermehrung der Viren in den Testzellen.
Nun musste UL29.2 ihre Arbeit am lebenden Objekt demonstrieren. Dazu hängten ihr die Forscher erst einmal einen Lipidkomplex an, damit die siRNA überhaupt von den Epithelzellen der Vagina aufgenommen werden kann. Dann applizierten sie die Substanz Mäusen in die Vagina und infizierten die Tiere mit einer für die Nager tödlichen Dosis von HSV-2.
Der Erfolg war eindeutig: Nur ein Viertel der mit UL29.2 behandelten Mäuse erlag der viralen Infektion. Hingegen starben in der Kontrollgruppe, die mit Viren infiziert war, aber keine siRNA erhalten hatte, drei Viertel der Tiere. Erfreulicherweise zeigte das Mikrobizid auch noch Wirkung, wenn es erst nach der Infektion mit Viren verabreicht wurde. Bei alldem war die Substanz gut verträglich: Entzündliche Reaktionen in der Vagina blieben aus.
Die siRNA bietet demnach Mäusen Schutz vor einer tödlichen Infektion mit HSV-2. Möglicherweise könnte die Methode auch einmal dazu beitragen, die Verbreitung von HIV einzudämmen. Zwar wäre – rechnet man die für Mäuse benötigte Menge an siRNA auf den Menschen hoch – ein derartiges Mikrobizid finanziell attraktiv; bis ein geeignetes Mittel entwickelt werden kann, sind allerdings noch einige Punkte zu klären. So ist beispielsweise unklar, ob und wie sich die Menstruation auf die Wirksamkeit eines derartigen Medikaments auswirkt, und es muss auch noch eine geeignete Trägersubstanz für die Applikation in der Scheide gefunden werden.
Etwas problematischer als Herpes simplex Typ 1, der diese Fieberbläschen verursacht, ist sein Bruder, der sexuell übertragene Typ 2 (HSV-2). Zwar hält das Immunsystem auch diesen Verursacher von Bläschen im Genitalbereich meistens in Schach, doch HSV-2 hat die schlechte Eigenschaft, dem HI-Virus, dem Erreger von Aids, hilfreich zur Hand zu gehen und HIV-Infektionen zu begünstigen. HIV bedankt sich seinerseits, indem es wiederum Infektionen durch HSV-2 fördert.
Diese virale Kooperation ist vielen Wissenschaftlern ein Dorn im Auge. Deborah Palliser von der Harvard Medical School in Boston und ihre Kollegen suchten nun nach einer Möglichkeit, die Zusammenarbeit der beiden Viren zu unterbinden. Ihre Idee: Ein Mikrobizid gegen HSV-2, also eine vaginal aufgetragene Substanz, die Viren den Garaus macht, bevor sie sich im Körper breit machen.
Das Team setzte dabei auf die small interfering RNAs (siRNAs), winzige RNA-Stücke, die ganz gezielt bestimmte Gene lahmlegen. Zunächst bastelten sich die Wissenschaftler siRNAs gegen drei wichtige Gene von HSV-2 und testeten deren Wirksamkeit an Zellkulturen. Am besten verhinderte die siRNA UL29.2 die Vermehrung der Viren in den Testzellen.
Nun musste UL29.2 ihre Arbeit am lebenden Objekt demonstrieren. Dazu hängten ihr die Forscher erst einmal einen Lipidkomplex an, damit die siRNA überhaupt von den Epithelzellen der Vagina aufgenommen werden kann. Dann applizierten sie die Substanz Mäusen in die Vagina und infizierten die Tiere mit einer für die Nager tödlichen Dosis von HSV-2.
Der Erfolg war eindeutig: Nur ein Viertel der mit UL29.2 behandelten Mäuse erlag der viralen Infektion. Hingegen starben in der Kontrollgruppe, die mit Viren infiziert war, aber keine siRNA erhalten hatte, drei Viertel der Tiere. Erfreulicherweise zeigte das Mikrobizid auch noch Wirkung, wenn es erst nach der Infektion mit Viren verabreicht wurde. Bei alldem war die Substanz gut verträglich: Entzündliche Reaktionen in der Vagina blieben aus.
Die siRNA bietet demnach Mäusen Schutz vor einer tödlichen Infektion mit HSV-2. Möglicherweise könnte die Methode auch einmal dazu beitragen, die Verbreitung von HIV einzudämmen. Zwar wäre – rechnet man die für Mäuse benötigte Menge an siRNA auf den Menschen hoch – ein derartiges Mikrobizid finanziell attraktiv; bis ein geeignetes Mittel entwickelt werden kann, sind allerdings noch einige Punkte zu klären. So ist beispielsweise unklar, ob und wie sich die Menstruation auf die Wirksamkeit eines derartigen Medikaments auswirkt, und es muss auch noch eine geeignete Trägersubstanz für die Applikation in der Scheide gefunden werden.
Wenn Sie inhaltliche Anmerkungen zu diesem Artikel haben, können Sie die Redaktion per E-Mail informieren. Wir lesen Ihre Zuschrift, bitten jedoch um Verständnis, dass wir nicht jede beantworten können.