Botanik: Kannenpflanzen sind unberechenbar
Die Trichterfallen der Kannenpflanzenart Nepenthes rafflesiana typica arbeiten nur phasenweise höchst effektiv, während sie zu anderen Zeiten eine harmlose Nektarquelle für Insekten bilden. Nach Ansicht von Walter Federle und seinen Kollegen von der Universität Cambridge könnte diese eine Strategie sein, um eine möglichst hohe Insektenausbeute zu erreichen, da ein Gewöhnungseffekt ausbleibt.
Mit ihrer variablen Gefährlichkeit erinnert Nepenthes rafflesiana typica entfernt an einen tierischen Räuber, der darauf angewiesen ist, dass sein Jagdverhalten nicht vorhersagbar ist und die Beute sich nicht zu perfekt daran anpasst. Auf Grund ihres offenen Standorts schwankt der Feuchtegrad der Kannenwände beträchtlich, aber unregelmäßig, sodass sich Insekten nicht anpassen können. Zudem können Ameisen, die nach Nahrung suchen, dies bei Trockenheit gefahrlos tun und Artgenossen zur vermeintlich ergiebigen Quelle locken. Haben sich die Feuchtebedingungen zwischenzeitlich entscheidend verändert, fängt die Pflanze dann insgesamt mehr der Tiere. (dl)
Die Fangquote der Kannenpflanze hängt nach den Beobachtungen der Biologen davon ob, wie stark der Rand des Fangtrichters mit Feuchtigkeit benetzt ist – durch Regentropfen, kondensiertes Wasser oder Nektar, das aus speziellen Öffnungen im Peristom austritt. Unter vorteilhaften Bedingungen fängt die Pflanze bis zu achtzig Prozent der ursprünglich Nahrung suchenden Insekten wie Ameisen – die Hauptnahrung –, wobei der lockende Nektar gleichfalls wasserziehend ist und damit die Rutschbarkeit der Kanne erhöht. Trockene Perioden verhindern das Beutemachen dagegen ganz.
Ihre Beobachtungen überprüften die Forscher auch experimentell, weshalb sie den Pflanzen im Freiland die Nektardrüsen entfernten. Diese Nepenthes blieben anschließend generell trockener und fingen auch nach Regen deutlich weniger Insekten als Vergleichsexsemplare. Womöglich, so die Forscher, steuern diese Kannenpflanzen auch aktiv ihre Nektarfreisetzung, um entsprechend mehr Wasser anzuziehen und die Kannenwände damit rutschiger zu machen. Das nahrhafte Sekret hätte damit eine zusätzliche mechanische Funktion, die über ihre Lockstoffwirkung weit hinausgeht. Weitere Studien sollen klären, ob die Flüssigkeit entsprechend chemisch weiterentwickelt wurde – etwa weniger Aminosäuren und mehr Zucker, der für die Pflanze billiger zu produzieren ist.
Mit ihrer variablen Gefährlichkeit erinnert Nepenthes rafflesiana typica entfernt an einen tierischen Räuber, der darauf angewiesen ist, dass sein Jagdverhalten nicht vorhersagbar ist und die Beute sich nicht zu perfekt daran anpasst. Auf Grund ihres offenen Standorts schwankt der Feuchtegrad der Kannenwände beträchtlich, aber unregelmäßig, sodass sich Insekten nicht anpassen können. Zudem können Ameisen, die nach Nahrung suchen, dies bei Trockenheit gefahrlos tun und Artgenossen zur vermeintlich ergiebigen Quelle locken. Haben sich die Feuchtebedingungen zwischenzeitlich entscheidend verändert, fängt die Pflanze dann insgesamt mehr der Tiere. (dl)
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