News: Kannibalismus im Wilden Westen
Da griffen sie auf etwas befremdliche Essgewohnheiten zurück, die uns eher aus Überlieferungen von fremden Inseln im Pazifik oder Gruselgeschichten bekannt sind. Kannibalismus scheint der letzte Ausweg gewesen zu sein, die Menschen vor dem Hungertod zu bewahren – zumindest diejenigen, die noch am Mahl teilnehmen konnten. Vermutungen in dieser Richtung hatten Archäologen schon früher geäußert, aber bisher fehlten die Beweise. Nun haben Brian R. Billmann von der University of North Carolina in Chapel Hill und andere Archäologen in den Überresten der ehemaligen Wohnstätten aber konkrete Hinweise gefunden.
In einem verlassenen "Ort" suchten die Forscher in erloschenen Feuerstellen nach Überresten der letzten Mahlzeiten. Tatsächlich zeigten die prähistorischen Küchenwerkzeuge Spuren menschlichen Blutes, das im Labor anhand des Myoglobins – ein Muskelprotein, das Sauerstoff speichert – identifiziert werden konnte. Auch in den Exkrementen der frühen Farmer konnten die Archäologen menschliches Myoglobin nachweisen, das nur durch den Verdau von Mitbewohnern dorthin gelangen konnte. Es wird vermutet, dass während der Trockenperiode mindestens 35 Erwachsene und auch Kinder ihr Leben lassen mussten (Nature vom 7. September 2000).
Nun sind sich die Forscher durchaus darüber im Klaren, dass ihre Ergebnisse nicht bei allen Amerikanern auf Gegenliebe und Verständnis stoßen werden. Denn wer möchte schon Kannibalismus vor der eigenen Haustür zugeben. Allerdings sind die Wissenschaftler überzeugt davon, dass es sich bei den befremdlichen Speisen eher um eine Ausnahme handelt, als um den gewöhnlichen Mittagstisch. Nur die außergewöhnlichen Umstände konnten die Hungernden zu etwas treiben, von dem sie unter normalen Umständen die Finger gelassen hätten.
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