Artenvielfalt: Karettschildkröte sichert sich genetische Vielfalt
Die Auswahl bei der Partnersuche ist für stark bedrohte Tierarten wie die Echte Karettschildkröte (Eretmochelys imbricata) normalerweise nicht sehr groß. Doch das scheint sich zumindest für dieses Reptil langsam zu ändern: Wie Karl Phillips und sein Team von der New University of East Anglia im britischen Norwich herausfanden, paart sich eine weibliche Karettschildkröte mit jeweils einem Männchen pro Saison, das seinerseits auch nur dieses eine Weibchen befruchtet. Die so entstehende genetische Vielfalt der Nachkommen nehmen die Wissenschaftler als Anzeichen sich erholender Bestände. Karettschildkröten wurden lange Zeit wegen ihres Panzers gejagt und gelten noch heute als stark bedroht.
Weil sich Karettschildkröten im offenen Meer paaren, weiß man wenig über ihre Familienverhältnisse. Während die Weibchen einmal im Jahr zur Eiablage an den Strand kommen, bleiben die Männchen im Ozean, und man kann ihre Zahl nur schätzen. Anhaltspunkte lieferte jetzt ein umfassender Vaterschaftstest: Auf der Seychelleninsel Cousine isolierten die Forscher die DNA von 43 weiblichen Karettschildkröten samt Nachwuchs. Sie durchsuchten die Genomsequenzen auf kleine variable Markierungen und rekonstruierten nach deren Abgleich die Sequenz des Vaters. Bei 91 Prozent der Weibchen wurden alle Nachkommen mit einem Männchen gezeugt. Nur vier Tiere legten Eier von zwei verschiedenen Vätern, und auch dann stammte der Großteil der Eier von einem der beiden. Die Schildkrötenweibchen können dessen Sperma über längere Zeit in ihren Eileitern aufbewahren und verwenden es während der folgenden zweieinhalb Monate mehrmals zur Befruchtung. Alle Eier der bis zu fünf Gelege eines Weibchens haben laut Phillips so den gleichen Vater.
Die Studie ergab, dass der gesamte Nachwuchs der Gruppe von 47 Männchen stammte. Die Ergebnisse stimmen die Wissenschaftler positiv: "Die gute Nachricht ist, dass jedes der Weibchen sich mit einem anderen Männchen paarte." Die Autoren schließen daraus, dass es noch genügend Männchen gibt, um eine gesunde Vielfalt aufrechtzuerhalten. Zumindest die Entwicklung der Population auf den Seychellen laufe nicht Gefahr, durch Inzucht zu stagnieren. Ob die Karettschildkröte freiwillig oder notgedrungen monogam ist, bleibt noch zu klären. So ist etwa nicht bekannt, wie oft die Geschlechter aufeinandertreffen und ob Weibchen bestimmte Männchen ablehnen.
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