Karnivore Verwandlung: Manchmal muss es eben Fleisch sein
Wenn es sein muss, wird sie zum Fleischfresser: Das Haken- oder Dreifaltigblatt (Triphyophyllum peltatum) kommt ausschließlich in einigen westafrikanischen Regenwäldern vor und bildet Lianen aus, die bis zu 70 Meter lang sein können. Doch die Tropenpflanze kann optional in ein karnivores Stadium übergehen. Die Pflanze entwickelt dann Fangblätter mit Sekrettropfen, an denen Insekten festgehalten und anschließend mit speziellen Enzymen verdaut werden. Die Verwandlung des Hakenblatts in eine Fleisch fressende Art ist bisher einzigartig in der Pflanzenwelt, der Auslöser hierfür bislang allerdings kaum erforscht.
Erstmals ist es Forschenden gelungen, das Hakenblatt in einem Gewächshaus zu kultivieren und so ihr ungewöhnliches Verhalten genauer zu beobachten. »Wir haben die Pflanze verschiedenen Stressfaktoren, darunter Mangel an verschiedenen Nährstoffen, ausgesetzt und untersucht, wie sie jeweils darauf reagiert«, sagt Traud Winkelmann vom Institut für Gartenbauliche Produktionssysteme der Universität Hannover in einer Pressemitteilung »Nur in einem Fall konnten wir die Bildung von Fallen beobachten: bei einem Mangel an Phosphor.« Tatsächlich reiche bereits ein stark reduziertes Angebot an Phosphor aus, damit sich das Hakenblatt zur Fleisch fressenden Pflanze entwickle, so die Wissenschaftlerin.
An ihrem ursprünglichen Standort in afrikanischen Tropenwäldern auf nährstoffarmen Böden kann Triphyophyllum peltatum somit einer drohenden Mangelernährung ausweichen, indem es mit den Fallen Insekten fängt und verdaut und so an das wichtige Nährelement kommt. »Diese neuen Erkenntnisse sind ein Durchbruch, weil sie zukünftige molekulare Analysen erlauben, die helfen, die Ursprünge der Karnivorie zu verstehen«, erklären die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler der Leibniz Universität Hannover (LUH) und der Julius-Maximilians-Universität Würzburg (JMU) in ihrer Veröffentlichung der Ergebnisse im Fachmagazin »New Phytologist«.
Das Hakenblatt ist auch für die medizinisch-pharmazeutische Forschung von großem Interesse: So untersuchen Forscherinnen und Forscher, ob bestimmte Inhaltsstoffe der Lianenart möglicherweise gegen Bauchspeicheldrüsenkrebs, Leukämie oder Malaria wirksam sein könnten.
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