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Karstlöcher: Das Wachstumsgeheimnis von Chinas verborgenen Wäldern

Im Süden Chinas gibt es ganz eigene Ökosysteme: Wälder, die in tiefen Karstlöchern wachsen. Sie gedeihen trotz des häufigen Lichtmangels.
Luftbild eines Ökosystems: Im dichten Regenwald Südchinas mit vielen unterschiedlich grünen Baumarten klafft ein Loch, in dem ebenfalls unterschiedliche Pflanzenarten wachsen. Das Loch wird umgrenzt von steilen, kalkweißen Felsen.
Karstlöcher sind schwer zugängliche, extreme Lebensräume. Und nicht immer bekommen die Pflanzen darin so viel Licht wie hier in Südchina.

Der Grund tiefer Karstlöcher gehört für die Wissenschaft noch vielfach zu den letzten weißen Flächen der Erde. Am Boden dieser Erdfälle können oft dichte Pflanzengemeinschaften wachsen, die nie von Menschen betreten wurden und daher womöglich einen Blick in die Vergangenheit der umgebenden Ökosysteme erlauben. Wie die Pflanzen unter den extremen, teils sehr lichtarmen Bedingungen wachsen, ist ebenfalls kaum erforscht, doch einem Team um Lili Zheng von der Guangxi Normal University gelang ein wichtiger Schritt vorwärts: Es hatte die Nährstoffversorgung von Pflanzen in Karstlöchern untersucht.

Im südwestlichen China erstreckt sich ein ausgedehntes Kalksteinplateau, das von zahllosen Karstlöchern durchzogen ist, in denen ganze Wälder stehen können. Viele der Pflanzen sind gut an die schattigen Verhältnisse angepasst und gedeihen dank der sehr guten Nährstoffversorgung, wie Zheng und Co anhand von Pflanzenproben ermittelt haben. Verglichen mit Gewächsen außerhalb der Löcher weisen die Pflanzen deutlich mehr Stockstoff, Phosphat, Magnesium, Kalzium und Kalium auf, was sie aus dem Untergrund aufnehmen; außerhalb der Erdfälle sind die Böden dagegen vergleichsweise verarmt an diesen Nährelementen.

Durch die gute Versorgung kompensieren sie die Lichtarmut am Grund und wachsen stark und kräftig empor, so dass sie letztlich doch das Optimum an Licht für sich herausholen können. Die Nährstoffe werden bei der Verwitterung des umgebenden Gesteins frei und gelangen durch Niederschläge zusätzlich in die tiefen Löcher: Diese wirken wie eine Art Falle für das Material, das sich darin sammelt. Entsprechend sind die Böden dort fruchtbarer als im Umfeld auf dem Kalkplateau.

Während die Gehalte an Nährelementen erhöht sind, weisen die Pflanzen geringere Kohlenstoffgehalte auf als Artgenossen an der Oberfläche: Sie besitzen also mehr krautige und weniger verholzte Bestandteile. Das scheint aber kein Problem zu sein. Denn in den Löchern ist es feuchter und kühler, so dass die Gewächse besser mit Wasser versorgt sind und weniger Feuchtigkeit durch Evapotranspiration verlieren.

Wegen der unzugänglichen Standorte haben sich hier viele Karstpflanzen erhalten, die außerhalb der Erdstürze selten geworden sind, schreiben die Forscher. Dazu gehören beispielsweise verschiedene Lorbeergewächse oder Farne, die an schattige und kühle Bedingungen angepasst sind. Manche dieser Löcher sind bis zu 100 Meter tief und warten noch auf genauere Erkundung.

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