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Schnelle astronomische Vagabunden : Katapultieren Supernovae verkohlte Sterne auf Rekordtempo?

Kohlenstoffzwerge sind rätselhafte Sterne: Sie sind rekordverdächtig schnell und zu dunkel für ihr Alter. Astronomen hoffen, das nun bald erklären zu können.
Stern und Supernova

Nicht wenige Sterne wurden von unbekannten Gravitationseinflüssen auf merkwürdige Bahnen durchs All getrieben – nicht so häufig aber finden Astronomen einen Vagabunden wie SDSS J1128, der nicht nur rekordverdächtig schnell mit mindestens 1,54 Millionen Kilometern pro Stunde durchs Weltall rauscht, sondern zugleich auch noch merkwürdige Eigenschaften aufweist. Beides hängt zusammen, meinen die Entdecker des Objekts um Kathryn Plant von der University of California in Santa Cruz.

Der schnelle Stern ist einer von mittlerweile rund 500 bekannten so genannten Kohlenstoffzwergen; er zeigt also Hinweise auf Kohlenstoff auf seiner Oberfläche, erklären die Forscher. Allerdings ist SDSS J1128 deutlich zu jung, um diesen Kohlenstoff selbst gebildet zu haben: Normalerweise findet sich das Element in nennenswerten Mengen am Ende des langen Sternenlebens von Roten Riesen. Kohlenstoffzwerge sind aber recht jung – deutlich jünger etwa als Weiße Zwerge.

Wahrscheinlich, so spekulieren die Forscher, stammt der Kohlenstoff auf Kohlenstoffzwergen wie SDSS J1128 von einem älteren Stern, der ein Begleiter in einem ein Doppelsternsystem war. Dieser Stern verging dann am Ende seines Lebens als Supernova, die dann auch den jüngeren Partner mit hoher Geschwindigkeit ins All katapultiert hat.

Der schnelle Stern war Astronomen bereits bei der Auswertung des Sloan Digital Sky Survey im März 2000 aufgefallen. Auf der Suche nach der Ursache des hohen Tempos des Objekts war zunächst vermutet worden, er sei vom supermassereichen Schwarzen Loch im Zentrum der Milchstraße beschleunigt worden; Auswertungen ergaben dann aber, dass seine Flugrichtung und Entfernung diese Erklärung nicht stützen. Nach der Auswertung älterer Aufnahmen ergab sich, dass er der Erde deutlich näher ist und zudem viel lichtschwächer als ursprünglich vermutet.

Die Astronomen hoffen nun, die Supernova-Theorie mit neuen Beobachtungen des rekordschnellen Objekts zu stützen. Mit etwas Glück könnten etwa die Daten der Gaia-Mission helfen, wenn der schnelle Kohlenstoffzwerg ins Blickfeld des Gaia-Himmelsvermessers gefallen ist.

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