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Haustiere: Katzen würden Tote fressen

Hauskatzen verschmähen Tote nicht. Das belegen Aufzeichnungen einer amerikanischen Leichenfarm. Die Tiere scheinen dabei bestimmte Körperregionen zu bevorzugen.
Manche Katzen haben ihre Besitzer zum Fressen gern

Anekdoten dazu gab es immer wieder: In extremen Fällen haben Katzen auch schon ihre verblichenen Besitzer angefressen, wenn sie mit diesen eingesperrt und keine weiteren Nahrungsmittel mehr vorhanden waren. Doch dieses Verhalten scheint nicht unnatürlich zu sein, wie Sara Garcia von der Colorado Mesa University und ihr Team im »Journal of Forensic Sciences« schreiben. Sie berichten von zwei verwilderten Hauskatzen, die sich teilweise über Wochen auf das Gelände einer so genannten Leichenfarm in Colorado geschlichen und dort an zwei Toten bedient haben. Wissenschaftler nutzen derartige Einrichtungen (meist fern von Ansiedlungen), um den Verwesungsprozess menschlicher Leichen zu untersuchen. Die Daten sollen etwa Forensikern helfen, den genauen Zeitpunkt des Ablebens zu ermitteln, was bei der Aufklärung von Verbrechen helfen kann.

Überwachungskameras zeichnen im Umfeld der ausgebrachten Toten beispielsweise auf, welche Aasfresser sich einfinden. Garcia und Co entdeckten bei ihrer Auswertung, dass sich darunter zwei Katzen befanden. Die Tiere suchten unabhängig voneinander zwei Leichen auf und fraßen daran mehrere Tage bis Wochen. Eines ließ sich nicht einmal davon stören, dass – aus anderen Gründen als seinem Verhalten – ein Käfig über der toten Person platziert wurde, um größere Aasverwerter fernzuhalten. Nachdem der Käfig wieder entfernt wurde, kehrte die Katze zurück und fraß 35 Nächte in Folge an dem Toten.

Beide Tiere interessierten sich sonst für keine weitere Leiche, obwohl mehrere davon in der Nähe ihres makabren Futterplatzes lagen. Dafür wiesen die zwei Katzen ähnliche Vorlieben auf, welche Körperstellen sie anfraßen: das weiche Gewebe des linken Arms und des Rumpfs, wo sie vornehmlich Haut und Fettgewebe aufnahmen. Und beide begannen dort zu fressen, wo die Wissenschaftler den Körper zu Untersuchungszwecken etwas geöffnet hatten. Das deckt sich mit Untersuchungen an Hauskatzen, die aus Futtermangel ihre verstorbenen Besitzer angefressen haben: Hier nutzten die Tiere zuerst das weiche Gewebe im Gesicht. Zudem scheinen Katzen stärkere Verwesungsstadien zu meiden: Der Verfall hatte bei beiden Körpern gerade erst begonnen.

»Verwilderte Hauskatzen sind in den USA und vielen anderen Teilen der Welt weit verbreitet. Wenn wir das Verhalten dieser Aasverwerter verstehen, können wir auch durch sie hervorgerufene Gewebeschäden zum Todeszeitpunkt oder während der Verwesung besser erkennen und unterscheiden«, schreiben Garcia und Co abschließend.

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