Direkt zum Inhalt

Naturschutz: Katzen für Reptilien noch schlimmer

Haus- und verwilderte Katzen sind begnadete Jäger. Sie erlegen nicht nur Vögel, sondern auch Reptilien. Ihre Bilanz ist verheerend für Echsen und Co.
Katze mit Eidechse

Eine Million Vögel erlegen Haus- und verwilderte Katzen jeden Tag in Australien – diese Zahl haben Biologen 2017 in einer großen Metastudie ermittelt. Sie sind einer der wichtigsten Faktoren für den Verlust an Vögeln im Land; regelmäßig finden sich auch seltene Arten unter den Opfern. Doch der auf mindestens sechs Millionen Tiere geschätzte Bestand an verwilderten Katzen und die rund 2,5 Millionen Hauskatzen des Landes beschränken sich nicht nur auf gefiederte Beute. Auch kleine Beuteltiere und vor allem Reptilien landen in den Krallen und Zähnen der Katzen. Fast zwei Millionen Eidechsen und andere kleine Reptilien werden laut einer Studie von John Woinarski von der Charles Darwin University in Casuarina durch die eingeschleppten (Ex-)Haustiere getötet – jeden Tag!

Wie bei der vorherigen Studie zu den Vögeln werteten die Biologen zahlreiche Arbeiten zu den Ernährungsgewohnheiten der Katzen Australiens aus und errechneten daraus die Gesamtsumme. Vielfach wurde dazu der Kot der Tiere analysiert und auf Beuterückstände untersucht. Insgesamt konnten 258 verschiedene Reptilienarten als Jagdopfer identifiziert werden, darunter 11 bedrohte Spezies. Am höchsten waren die Verluste in den inneraustralischen Trockengebieten, wo Reptilien eine der wichtigsten Nahrungsmittel für die Katzen sind. Zusammengenommen sterben im Mittel etwa 650 Millionen Echsen, Schlangen oder Skinke pro Jahr durch Katzen, wobei die Verluste in feuchten Jahren höher sind als in trockenen, wenn viele der eingeschleppten Beutegreifer in der Wüste verdursten. Katzen übertreffen bei ihren Fangzahlen die ebenfalls eingeführten Rotfüchse deutlich; zudem erbeuten sie prozentual gesehen in Australien mehr Reptilien als auf anderen Kontinenten.

Um die einheimische Tierwelt zu schützen, plant die australische Regierung drastische Maßnahmen. In den nächsten Jahren sollen etwa zwei Millionen verwilderte Katzen getötet werden, etwa durch neu konstruierte katzenspezifische Selbstschussanlagen. Seit ihrer Ankunft auf dem fünften Kontinent haben Katzen das Land praktisch flächendeckend erobert. Nur einige kleinere Inseln vor der Küste und wenige spezielle Naturreservate gelten als katzenfrei. Um einige bedrohte Beuteltiere zu schützen, haben Naturschützer im Zentrum des Landes den längsten Katzenzaun der Welt errichtet.

WEITERLESEN MIT »SPEKTRUM +«

Im Abo erhalten Sie exklusiven Zugang zu allen Premiumartikeln von »spektrum.de« sowie »Spektrum - Die Woche« als PDF- und App-Ausgabe. Testen Sie 30 Tage uneingeschränkten Zugang zu »Spektrum+« gratis:

Jetzt testen

(Sie müssen Javascript erlauben, um nach der Anmeldung auf diesen Artikel zugreifen zu können)

Schreiben Sie uns!

Wenn Sie inhaltliche Anmerkungen zu diesem Artikel haben, können Sie die Redaktion per E-Mail informieren. Wir lesen Ihre Zuschrift, bitten jedoch um Verständnis, dass wir nicht jede beantworten können.

Partnerinhalte

Bitte erlauben Sie Javascript, um die volle Funktionalität von Spektrum.de zu erhalten.