Medizin: Wind verbreitet Kawasaki-Krankheit
Der Wind ist wohl schuld daran, dass jedes Jahr hunderte japanische Kinder an einer mysteriösen und potenziell tödlichen Krankheit leiden. Diese 2011 erstmals veröffentlichte Hypothese hat jetzt ein internationales Team mit neuen Daten auf ein festes Fundament gestellt. Die Forscher um Xavier Rodó von der Universitat de Barcelona führen den Ursprung der Kawasaki-Krankheit auf einen Giftstoff zurück, der je nach Wetterlage aus Nordostchina herüberweht.
Nach dieser Hypothese verursacht das Toxin bei anfälligen Kindern eine überschießende Immunreaktion, die eigentliche Ursache der Symptome. Um was für einen Stoff es sich handelt, konnten die Forscher bisher nicht klären, ihre Ergebnisse stehen allerdings im Einklang mit der These, dass Hefepilze der Gattung Candida beteiligt sind.
Die Kawasaki-Krankheit, die überwiegend Kinder unter fünf Jahren befällt, ist seit ihrer Erstbeschreibung vor mehr als vier Jahrzehnten rätselhaft geblieben. Das Syndrom ähnelt in seinen vielfältigen Entzündungssymptomen einer Autoimmunkrankheit – das Muster seines Auftretens jedoch, mit saisonalen Spitzen und sogar veritablen Epidemien, spricht für einen äußeren Auslöser.
Mit ihrer neuen Arbeit kommen die Forscher nun jedoch zu dem Schluss, dass ein infektiöser Organismus als Erreger ausscheidet: Die Gruppe um Rodó verglich die täglichen Erkrankungsdaten in benachbarten Städten und stellte fest, dass die Zahlen viel zu synchron für eine Infektionskrankheit sind. Selbst die kürzeste denkbare Inkubationszeit eines Erregers würde das synchrone Muster nicht erklären.
Ein in der Luft verteiltes Gift dagegen würde regional in vielen Städten gleichzeitig Erkrankungen verursachen. Mit einem Flugzeug nahm das Team daher während einer Kawasaki-Welle Proben in großer Höhe und am Boden. Wie erwartet, unterschieden sich die vorhandenen Pilze erheblich: Während nahe am Boden Arten der Schimmelpilzgattung Aspergillus dominierten, zeigte sich in der Höhe eine größere Vielfalt, von der Candida-Hefen etwas mehr als die Hälfte ausmachten – ein Indiz dafür, dass diese Mikrobengemeinschaft von weither angereist ist. Strömungsmodelle deuten darauf hin, dass die Keime aus den bedeutenden Getreideanbauregionen im Nordosten Chinas stammen. Die Forscher vermuten daher, dass die Kawasaki-Krankheit in China deutlich häufiger auftritt, als bisher bekannt ist.
Schreiben Sie uns!
Beitrag schreiben