Biologie: Kegelschnecken jagen mit Turboinsulin
Kegelschnecken haben das Hormon Insulin, das Wirbeltieren eigentlich bei der Verarbeitung von Zucker hilft, meisterlich zur Waffe umfunktioniert: Sind sie hungrig, geben die Meeresbewohner den Stoff ins Wasser ab und lassen damit den Blutzuckerspiegel in der Nähe befindlicher Fische so massiv absinken, dass diese einen hypoglykämischen Schock bekommen, bewusstlos werden und ihren Fressfeinden anschließend hilflos ausgeliefert sind.
Damit dieser Trick reibungslos gelingt und die Beute sich nicht zwischenzeitlich aus dem Staub macht, produzieren die Weichtiere das Hormon offenbar in einer besonders rasch wirkenden Form, wie ein Team um Helena Safavi von der University of Utah nun entdeckte. Das Schneckeninsulin wirkt vermutlich bis zu dreimal schneller als die meisten Insulinpräparate, die aktuell für Diabetiker auf dem Markt sind, berichten die Forscher im Fachmagazin "Nature Structural & Molecular Biology".
Im Labor konnten die Wissenschaftler beobachten, wie das Hormon der Landkarten-Kegelschnecke (Conus geographus) bereits nach etwa fünf Minuten begann, an entsprechenden Rezeptoren anzudocken. Zum Vergleich: Injizieren Diabetiker sich separat Insulin in die Blutbahn, nimmt dieser Vorgang bei den meisten Insulinpräparaten mindestens 10 bis 15 Minuten in Anspruch. Die Forscher gehen davon aus, dass die schnellere Wirkung des Schneckenhormons vor allem seiner speziellen chemischen Struktur geschuldet ist. Während Insulinmoleküle sich normalerweise zu sechst zusammenlagern und es eine gewisse Zeit dauert, bis sie im Körper wieder zu einzelnen Molekülen zerfallen sind, klumpen die Insulinmoleküle der Kegelschnecke nicht zusammen. Dazu fehlt den Molekülen der entsprechende Teil ihrer so genannten B-Kette, der dieses Verhalten bewirkt.
Safavi und ihr Team weisen einschränkend darauf hin, dass noch weitere Untersuchungen nötig seien, um zu verstehen, wie schnell das Schneckenhormon wirklich anschlägt. So könnte es etwa sein, dass es beim Menschen ebenfalls etwas langsamer wirken würde. Fische spüren die Auswirkungen dagegen vermutlich fast augenblicklich, weil sie den Stoff über ihre Kiemen aufnehmen. Zudem ist das Kegelschneckenhormon nicht ganz so effektiv wie humanes Insulin.
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