Direkt zum Inhalt

News: Keime gegen Keime

Offene Wunden sind ein hervorragendes Einfallstor für viele Bakterien. Und immer mehr Krankheitserreger werden gegen Antibiotika resistent. Aber gegen manche ihrer weiter entfernten Verwandten scheinen sie machtlos zu sein. Daher schlagen kanadische Wissenschaftler vor, die gefährlichen Keime mit harmlosen Bakterienarten zu bekämpfen.
Das Bakterium Staphylococcus aureus ist in Krankenhäusern gefürchtet – löst es doch gefährliche Infektionen aus. Der Keim dringt leicht in offene Wunden ein und kann durch seine zunehmende Resistenz immer schwerer mit Antibiotika vernichtet werden. Daher suchen Mediziner nach neuen Wegen, Krankenhausinfektionen zu verhindern. Die jetzt entwickelte Idee, den Krankheitserreger mit anderen Bakterien statt mit Medikamenten zu bekämpfen, klingt zunächst ziemlich verwegen.

Aber genau das schlagen Jeffrey Howard und Gregor Reid von der University of Western Ontario vor. Wie sie am 12. Dezember 2000 auf der Jahrestagung der American Society for Cell Biology in San Francisco berichteten, verwendeten sie hierfür die harmlosen Milchsäurebakterien Lactobacillus fermentum und Lactobacillus rhamnosum (Abstract). Sie wussten bereits, dass ein bestimmtes Protein dieser Bakterienstämme das Wachstum von Staphylococcus auf Teflon- oder Glasoberflächen verhindern kann.

Die Mikrobiologen pflanzten Ratten ein Silikonstück unter die Haut und infizierten dann die Wunde ihrer Versuchstiere mit Staphylococcen. Erwartungsgemäß entwickelte sich eine gefährliche Entzündung. Gaben die Forscher zusätzlich lebende Lactobacillus-Keime in die Wunde, erkrankte dagegen keine der neun Ratten. Das isolierte Lactobacillus-Protein hatte fast den selbe Effekt, wenn auch etwas abgeschwächt.

William Costerton von der Montana State University in Bozeman hält die Idee, Lactobacillus zum Kampf gegen Staphylococcus einzusetzen, für "aufregend und sehr klug". Mediziner setzen Bakterien bereits erfolgreich gegen andere Keime ein – beispielsweise bei Magen-Darm-Erkrankungen –, bisher jedoch nicht bei offenen Wunden. "Sie können sich die Wunde als ökologisches Schlachtfeld vorstellen", ergänzt Costerton. Ein Schlachtfeld, auf dem die guten Keime die bösen vernichten.

Siehe auch

  • Quellen

Schreiben Sie uns!

Wenn Sie inhaltliche Anmerkungen zu diesem Artikel haben, können Sie die Redaktion per E-Mail informieren. Wir lesen Ihre Zuschrift, bitten jedoch um Verständnis, dass wir nicht jede beantworten können.

Partnerinhalte

Bitte erlauben Sie Javascript, um die volle Funktionalität von Spektrum.de zu erhalten.