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News: Kein Eis aus dem Weltraum

Eis aus dem Weltraum - nein, nicht mit Vanillie-, Schokoladen- oder Erdbeergeschmack, sondern schödes Wassereis - soll unsere Erde bombardieren. Nach der Theorie, die ein Wissenschaftler schon vor Jahren entwickelt hat, dringen Tag für Tag Eiskometen in die Erdatmosphäre ein. Stimmt alles gar nicht, sagen die anderen. Und 'die anderen' haben jetzt den Nachweis dafür gebracht, daß wirklich nichts dran zu sein scheint an der Behauptung. Dafür haben sie mehr als 2700 Fotos ausgewertet, die sie innerhalb eines Jahres aufgenommen hatten.
Louis Frank von der University of Iowa und sein Kollege John Sigwarth haben die "Theorie der kleinen Kometen" aufgestellt. Danach sollen im Durchschnitt jede Minute 20 Eiskometen, mit einem Gewicht von 20 bis 40 Tonnen, in die Erdatmosphäre eindringen (Journal of Geophysical Research-Space Physics vom 1. Januar 1999). In dem Artikel erklären die Wissenschaftler dunkle Flecken, die sie auf Fotos vom Polar-Satellit der NASA erhalten hatten, mit eben jenen Eiskometen. Störungen, die auf die Instrumente zurückzuführen sind, hatten sie mathematisch beseitigt. Die jeweilige Formel war ebenfalls in dem Artikel beschrieben. Trotzdem meinen viele Wissenschaftler, diese dunklen Flecken seien von der verwendeten Kamera und nicht durch kosmischen Beschuß verursacht worden.

Daraufhin machten sich Robert Mutel von der University of Iowa und John Fix von der University of Alabama in Huntsville auf, diese Frage zu klären. Sie verwendeten dafür etwa 2700 Fotos, die sie mit dem Iowa Robotic Observatory (IRO) von September 1998 bis Juni 1999 aufgenommen und ausgewertet hatten. "Es war uns nicht möglich, die Existenz solcher Kometen nachzuweisen", sagt Mutel. "Im Moment können wir zwar nicht gänzlich ausschließen, daß es solche Kometen gibt, doch wenn sie existieren, dann in wesentlich geringerer Zahl als bisher behauptet wurde." Die Forscher stellten ihre Ergebnisse im Dezember 1999 auf einer Tagung der American Geophysical Union in San Francisco vor.

Mutel und Fix hatten für ihre Untersuchungen ein Spiegel-Teleskop des IRO mit 50 Zentimetern Durchmesser verwendet. Dieses war so beschaffen, daß sie die eventuellen Kometenschweife ohne eine statistische Analyse hätten sehen müssen. Ihre Beobachtungen hatten die Forscher jeden Monat bei Neumond durchgeführt. Damit wollten sie gewährleisten, daß schwach leuchtende Objekte mit Schweif registriert werden konnten. Die vom IRO-Teleskop produzierten Bilder waren mit mehrfach-Blendentechnik aufgenommen worden. Dadurch hätten kosmische Strahlen, Sensor-Ungenauigkeiten und andere Artefakte von potentiellen, kleinen Kometen unterschieden werden können. Das Teleskop suchte nach Objekten, die sich in Richtung der Erdumlaufbahn, mit einem Abstand von etwa 55000 Kilometern zur Erde bewegten.

Von den fast 6200 Bildern, die das IRO aufgenommen hat, wäre die Qualität von 2700 Aufnahmen ausreichend gewesen, um Objekte mit Schweif ab einer Größenordnung von 16,5 abbilden zu können. Das ist 10 000mal schwächer als der schwächste Stern, den wir gerade noch mit dem bloßen Auge erkennen können. Doch auf keiner dieser Aufnahmen haben sie wirklich einen Nachweis über die Existenz der Kometen bringen können. Dabei hätten sie mindestens 80 solcher Objekte detektieren müssen, wenn die Eiskometen tatsächlich in einer so großen Zahl vorhanden wären, wie Louis Frank behauptet. Also doch keine Eiskometen?

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