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News: Kein Küßchen vom Dino

Wenn ein Triceratops genüßlich Gras rupft und in seine Backentaschen stopft, ein Tyranosaurus rex die Lippen hochzieht, um seine blitzenden Reißzähne zu entblößen, dann orientiert sich die Szene mehr an unserem heutigen Bild von der Welt als an dem (vermutlich) wirklichen Erscheinungsbild der Dinosaurier. Denn die 'schrecklichen Echsen' hatten wahrscheinlich weder fleischige Backentaschen noch bewegliche Lippen.
Lawrence Witmer von der Ohio University kombinierte moderne Untersuchungsmethoden und klassische vergleichende Anatomie, um eine Vorstellung davon zu erhalten, wie die Dinosaurier wohl zu ihren Lebzeiten ausgesehen haben. Seine Ergebnisse, die er auf dem Treffen der Society for Vertebrate Paleontology, präsentierte, das vom 30. September bis zum 3. Oktober 1998 in Snowbird stattfand, sind allerdings deutliche Kritik an seinen Kollegen: "Wenn Sie an ausgestorbenen Tieren arbeiten, spüren Sie ... das aufrichtige Verlangen zu wissen, wie diese Tiere aussahen. Wir malen Bilder, und sie erscheinen uns richtig, weil sie uns an heutige Tiere erinnern. Aber diese Bilder können auch falsch sein."

Als Beispiel führte er Triceratops und Leptoceratops an, von denen aufgrund ihrer pflanzlichen Ernährungsweise angenommen wurde, sie hätten fleischige Wangen. Doch nach Witmers Ansicht stammt diese Folgerung aus dem Vergleich mit heutigen Säugetieren. Leptoceratops war etwa so groß und schwer wie ein Schaf und fraß auch Gras. Also gingen die Wissenschaftler bei ihren Untersuchungen davon aus, daß der Dinosaurier auch ähnliche Weidemanieren hatte. Einige Merkmale an Fossilien schienen diese Annahme auf den ersten Blick zu bestätigen: Zum Beispiel sind in den Kieferknochen Aushöhlungen zu finden, weshalb die Zähne mehr im vorderen Mundbereich vermutet wurden. Nach Witmers Untersuchungen haben moderne Säugetiere mit Backentaschen aber gar keine solche Aushöhlungen. Er hält dieses Merkmal der Dinosauriergruppe Ornithischia eher für den Ansatz eines Schnabels.

Einen ähnlichen Fehler sieht Witmer bei der Rekonstruktion des Tyrannosaurus rex, der mit Eidechsen verglichen wurde. Diese haben nämlich Schuppen, welche bei geschlossenem Mund ihre Zähne bedecken. Das bedeutet aber nicht, daß der Tyrannosaurus Lippen besessen hat, warnt Witmer. Er vermutet eher, daß die Haut des Raubsauriers nur bis an den Kieferrand reichte. "Lippen sind dann wichtig, wenn sie einen Film drehen oder Kinderspielzeug herstellen wollen. Aber sie spielen keine große Rolle, wenn Sie sich vorstellen möchten, wie diese Tiere aussahen", sagt er. "Mit oder ohne Lippen war Tyrannosaurus ein brutaler Jäger."

Der Paläontologe stützt seine Aussagen auf Untersuchungen an Dutzenden von Dinosaurierfossilien, die er mit Computertomographie (CT) durchgeführt hat. Zum Vergleich sezierte er auch viele heutige Tierarten und unterzog sie CT-Scans. Vor allem mit Vögeln und Krokodilen haben Dinosaurier Gemeinsamkeiten, so daß ein hoher Verwandtschaftsgrad angenommen wird. Dennoch sind bisher niemals vergleichende Studien von diesem Umfang durchgeführt worden. Witmer ist sich aber der Möglichkeit bewußt, daß er sich irrt. "Eine der Sachen, auf die ich stolz bin, ist, daß diese Vermutungen widerlegt werden könnten. Ich hoffe natürlich, daß sie einer Überprüfung standhalten, aber zumindest kann sie überprüft werden."

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