Soziales Verhalten: Kein Pardon
Das Thema ist weit älter als Parklücken und Partnerberatung: Was unterscheidet Adam von Eva? Einiges, zeigt sich beim Blick ins Hirn. Ob sich daraus neurobiologische Grundlagen für soziales Verhalten ableiten lassen, sollte aber doch Diskussionsstoff bleiben.
Frauen sind keine besseren oder schlechteren Männer, sie sind einfach anders. Und so langsam darf Frau sogar wieder manche Dinge nicht können wollen, ohne von Geschlechtsgenossinnen schief betrachtet zu werden. Auch Männer sind keine besseren oder schlechteren Frauen, sondern einfach anders. Sie dürfen genauso manche Dinge nicht können. Im Geschlechter-Kombipack gleichen sich idealerweise Stärken und Schwächen prima aus. Scheints hat das aber so manche und mancher noch nicht kapiert.
Lange hat auch die Forschung alles daran gesetzt zu beweisen, dass Männlein eigentlich gleich Weiblein ist und umgekehrt. Inzwischen aber ist es geradezu hip, die natürlichen Unterschiede zu betonen. Und damit gleich ganze Gesellschaftsstrukturen bis zurück in Evolutionszeiten zu erklären, als der moderne, "weise" Mensch die ersten Schritte wagte. In diesem Sinne neu im Angebot: die Schadenfreude.
Befriedigung beim Anblick eines zu Schaden kommenden Mitmenschen, der sich zuvor durch unfaires Verhalten selbst disqualifiziert hatte, empfinden nur Männer, sagen britische Forscher. Mitgefühl? Fehlanzeige. Wer sich daneben benimmt, darf ruhig auch dafür büßen. Anders hingegen das als emotionsbetont geltende weibliche Geschlecht: Hier regte sich selbst für eingestandenermaßen unbeliebte Zeitgenossen Bedauern, wenn diese sichtbar schmerzhaft gequält werden.
Doch erklären wir die Geschichte erst einmal etwas genauer. Tania Singer vom University College London und ihre Kollegen baten 32 Männer und Frauen zum beliebten Gefangenendilemma-Spiel. Sie verrieten ihnen nicht, dass ihr Gegenüber ein Schauspieler war, der sich in einem Fall als fairer Mitstreiter zum gegenseitigen monetären Nutzen entpuppte und in anderen Spielrunden als egoistischer Spielverderber, der nur zum Nachteil des anderen einsackte. Die Profis machten ihre Sache offenbar gut, denn in anschließenden Fragebögen wurden die "Guten" mit Bestnoten hinsichtlich Fairness, Sympathie und Attraktivität ausgestattet, während die Stinkstiefel entsprechend schlecht abschnitten.
Der eigentlich interessante Teil des Experiments folgte jedoch im Anschluss. Nun durften die Freiwilligen beobachten, wie ihre vorherigen Mitspieler mit schwachen Stromstößen "gequält" wurden, während die Forscher mittels funktioneller Magnetresonanztomografie bei den zuschauenden Probanden nach Zeichen von Mitgefühl fahndeten.
Fündig wurden sie immer dann, wenn ein "Guter" den Schocks ausgesetzt war – bei Frauen wie Männern regten sich dann gleichermaßen spezifische Areale in den fronto-insularen und anterior-cingulaten Kortizes. Anders sah das Bild jedoch aus, wenn ein "Schlechter" an den Elektroden hing. Frauen litten trotz der vorangegangenen negativen Erfahrung und ihrer ausgesprochenen Abneigung mit den Gepeinigten mit – nur etwas weniger ausgeprägt. Bei Männern hingegen blieb nun die Mitleidsecke des Hirns ruhig. Dafür aber meldete sich deutlich das Belohnungszentrum des Nucleus accumbens, ganz nach dem Motto: Ja! Das geschieht ihm gerade recht!
Womit wir zu den Schlussfolgerungen der Forscher kommen. Die Daten zeigten, so Singer und Co, dass es womöglich eine neuronale Grundlage für unsere Vorstellungen des sozialen Zusammenlebens gebe. Letzteren zufolge bewerten wir den Erfolg von uns fair erscheinenden Mitmenschen positiv, während wir Egoisten Gutes missgönnen. Daraus abgeleitet kooperieren wir gern mit Menschen, die eben selbst kooperationswillig sind. Jene jedoch, die nur an den eigenen Vorteil denken, wünschen wir für ihr unsoziales Verhalten zu bestrafen – wie tief dieses Bedürfnis gründet, haben schon zahlreiche Spielchen à la Gefangenendilemma gezeigt.
Doch Singer und ihre Kollegen gehen noch einen Schritt weiter. Vielleicht habe ihr Versuchsdesign die Reaktion bei Männern stärker herausgefordert als bei Frauen, weil es um eine Art körperliche Bestrafung ging, und nicht um psychologische oder finanzielle Repressalien – offenbar halten die Wissenschaftler diesen Weg für männertypisch. Die Alternative wäre, so die Forscher, dass sie eine neurobiologische Grundlage gefunden hätten, die Männern eine herausragende Rolle beim Aufrechterhalten von Recht und Ordnung in menschlichen Gesellschaften zuschreibe. Als scheinten nur sie in der Lage, unsozialen Abweichlern passend bestrafend zu begegnen, und Frauen, mit ihrem undifferenzierten Mitgefühl, schlechte Richter.
Was lernen wir daraus? Wie schon gesagt: Männer sind anders, Frauen auch. Und das ist gut so. Genau deshalb sollten wir aber auch gemeinsam regeln, wie wir in einer Gesellschaft miteinander umgehen – auch Gnade kann ein gutes Urteil sein.
Lange hat auch die Forschung alles daran gesetzt zu beweisen, dass Männlein eigentlich gleich Weiblein ist und umgekehrt. Inzwischen aber ist es geradezu hip, die natürlichen Unterschiede zu betonen. Und damit gleich ganze Gesellschaftsstrukturen bis zurück in Evolutionszeiten zu erklären, als der moderne, "weise" Mensch die ersten Schritte wagte. In diesem Sinne neu im Angebot: die Schadenfreude.
Befriedigung beim Anblick eines zu Schaden kommenden Mitmenschen, der sich zuvor durch unfaires Verhalten selbst disqualifiziert hatte, empfinden nur Männer, sagen britische Forscher. Mitgefühl? Fehlanzeige. Wer sich daneben benimmt, darf ruhig auch dafür büßen. Anders hingegen das als emotionsbetont geltende weibliche Geschlecht: Hier regte sich selbst für eingestandenermaßen unbeliebte Zeitgenossen Bedauern, wenn diese sichtbar schmerzhaft gequält werden.
Doch erklären wir die Geschichte erst einmal etwas genauer. Tania Singer vom University College London und ihre Kollegen baten 32 Männer und Frauen zum beliebten Gefangenendilemma-Spiel. Sie verrieten ihnen nicht, dass ihr Gegenüber ein Schauspieler war, der sich in einem Fall als fairer Mitstreiter zum gegenseitigen monetären Nutzen entpuppte und in anderen Spielrunden als egoistischer Spielverderber, der nur zum Nachteil des anderen einsackte. Die Profis machten ihre Sache offenbar gut, denn in anschließenden Fragebögen wurden die "Guten" mit Bestnoten hinsichtlich Fairness, Sympathie und Attraktivität ausgestattet, während die Stinkstiefel entsprechend schlecht abschnitten.
Der eigentlich interessante Teil des Experiments folgte jedoch im Anschluss. Nun durften die Freiwilligen beobachten, wie ihre vorherigen Mitspieler mit schwachen Stromstößen "gequält" wurden, während die Forscher mittels funktioneller Magnetresonanztomografie bei den zuschauenden Probanden nach Zeichen von Mitgefühl fahndeten.
Fündig wurden sie immer dann, wenn ein "Guter" den Schocks ausgesetzt war – bei Frauen wie Männern regten sich dann gleichermaßen spezifische Areale in den fronto-insularen und anterior-cingulaten Kortizes. Anders sah das Bild jedoch aus, wenn ein "Schlechter" an den Elektroden hing. Frauen litten trotz der vorangegangenen negativen Erfahrung und ihrer ausgesprochenen Abneigung mit den Gepeinigten mit – nur etwas weniger ausgeprägt. Bei Männern hingegen blieb nun die Mitleidsecke des Hirns ruhig. Dafür aber meldete sich deutlich das Belohnungszentrum des Nucleus accumbens, ganz nach dem Motto: Ja! Das geschieht ihm gerade recht!
Womit wir zu den Schlussfolgerungen der Forscher kommen. Die Daten zeigten, so Singer und Co, dass es womöglich eine neuronale Grundlage für unsere Vorstellungen des sozialen Zusammenlebens gebe. Letzteren zufolge bewerten wir den Erfolg von uns fair erscheinenden Mitmenschen positiv, während wir Egoisten Gutes missgönnen. Daraus abgeleitet kooperieren wir gern mit Menschen, die eben selbst kooperationswillig sind. Jene jedoch, die nur an den eigenen Vorteil denken, wünschen wir für ihr unsoziales Verhalten zu bestrafen – wie tief dieses Bedürfnis gründet, haben schon zahlreiche Spielchen à la Gefangenendilemma gezeigt.
Doch Singer und ihre Kollegen gehen noch einen Schritt weiter. Vielleicht habe ihr Versuchsdesign die Reaktion bei Männern stärker herausgefordert als bei Frauen, weil es um eine Art körperliche Bestrafung ging, und nicht um psychologische oder finanzielle Repressalien – offenbar halten die Wissenschaftler diesen Weg für männertypisch. Die Alternative wäre, so die Forscher, dass sie eine neurobiologische Grundlage gefunden hätten, die Männern eine herausragende Rolle beim Aufrechterhalten von Recht und Ordnung in menschlichen Gesellschaften zuschreibe. Als scheinten nur sie in der Lage, unsozialen Abweichlern passend bestrafend zu begegnen, und Frauen, mit ihrem undifferenzierten Mitgefühl, schlechte Richter.
Was lernen wir daraus? Wie schon gesagt: Männer sind anders, Frauen auch. Und das ist gut so. Genau deshalb sollten wir aber auch gemeinsam regeln, wie wir in einer Gesellschaft miteinander umgehen – auch Gnade kann ein gutes Urteil sein.
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