Imitationslernen: Kein Schritt zu viel
Kinder lernen viel, indem sie das Gebaren Erwachsener imitieren. Dabei kopieren sie alle Abläufe genau, selbst wenn einzelne Aktionen keinen Sinn ergeben. Autisten dagegen neigen nicht zu solchem "Überimitieren", berichten britische Forscher um Antonia Hamilton von der University of Nottingham.
In je fünf Durchgängen schauten 31 autistische sowie 60 normal entwickelte Kinder zu, wie ein Erwachsener ein Spielzeug aus einer Schachtel nahm. Dabei bestand jede Vorführung aus zwei bedeutsamen und einem unnötigen Handlungsschritt: Der Versuchsleiter öffnete beispielsweise zuerst den Verschluss einer Box, klopfte dann auf den Deckel und hob diesen erst danach ab. Anschließend erhielten die Kinder das wieder verschlossene Behältnis mit der Aufforderung, das Spielzeug so schnell wie möglich herauszuholen.
Fast alle Kinder schafften das, Nichtautisten jedoch imitierten sehr häufig auch den überflüssigen Handlungsschritt. Gingen sie weniger rational vor? Keineswegs: Als die jungen Probanden nach jeder Aktion einschätzen sollten, wie sinnvoll oder unsinnig sie sei, erkannten die normal entwickelten Kinder sehr wohl, welcher Handlungsschritt überflüssig war.
Nach Ansicht der Wissenschaftler erfüllt das Nachahmungsverhalten auch eine soziale Funktion: Indem sie ihrer Bezugsperson nacheifern, bauen die Kleinen eine Bindung zu ihr auf und bemühen sich, deren Regeln und Gewohnheiten zu befolgen. Diese Komponente des Imitationslernens ignorieren Autisten offenbar.
Schreiben Sie uns!
Beitrag schreiben