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Quantenphysik: Kein Spuk mehr

Das Konzept der Quantenteleportation wurde experimentell zunächst zwischen zwei verschiedenen Lichtstrahlen verwirklicht. Später gelang dies auch mit anderen Objekten. Jetzt folgte ein weiterer wichtiger Schritt: die Übertragung der Quantenzustände eines Lichtpulses auf ein materielles Objekt.
Quantenteleportation
Seit Beginn der 1990er Jahre hat die Erforschung der Quantenteleportation bei theoretischen und experimentellen Physikern Hochkonjunktur. Dabei tritt bei der Übermittlung von Quanteninformationen ein grundsätzliches Problem auf: Nach der Heisenberg'schen Unschärferelation lassen sich zwei komplementäre Eigenschaften eines Quantenteilchen – etwa Ort und Impuls – nicht gleichzeitig präzise messen. Die gesamte Information des Systems muss also übertragen werden, ohne dass man sie vollständig kennt. Doch die Natur der Teilchen hält auch die Lösung für dieses Problem bereit: Sie liegt in der Möglichkeit, zwei Teilchen miteinander so zu "verschränken", dass deren Eigenschaften perfekt korreliert sind. Misst man eine bestimmte Eigenschaft an einem der "Zwillingsteilchen", so ist damit die entsprechende Eigenschaft des anderen automatisch und mit sofortiger Wirkung festgelegt.

Mit Hilfe verschränkter Teilchen lässt sich eine erfolgreiche Quantenteleportation in etwa folgendermaßen durchführen: Man erzeugt ein Hilfspaar von miteinander verschränkten Teilchen, die jeweils an "Alice" beziehungsweise "Bob" verschickt werden. Die Bezeichnungen "Alice" und "Bob" haben sich eingebürgert, um das Versenden von Quanteninformationen von A nach B zu beschreiben. Alice verschränkt nun das Objekt, das sie teleportieren will, mit einem der Hilfsteilchen, und misst anschließend den gemeinsamen Zustand (Bell-Messung). Das Ergebnis schickt sie auf klassischem Weg an Bob. Der wendet es auf sein Hilfsteilchen an und "zaubert" daraus das Teleportationsobjekt.

Handelt es sich bei solchen "Gebrauchsanleitungen" um bloße Gedankenspiele? Die große Herausforderung für theoretische Physiker besteht darin, Konzepte auszuarbeiten, die sich auch in die Praxis umsetzen lassen. Gedacht, getan: Ein Forscherteam um Eugene Polzik am Niels-Bohr-Institut in Kopenhagen führte erfolgreich einen Versuch aus, der auf einen Vorschlag von Ignacio Cirac vom Max-Planck-Institut für Quantenoptik und seinen Mitarbeiter Klemens Hammerer (inzwischen Universität Innsbruck) zurückging.

Quantenteleportation mit Licht und Materie | Zunächst wird das "Zwillings-Pärchen" erzeugt, indem ein starker polarisierter Lichtpuls auf ein mit Cäsium-Gas gefülltes Glasröhrchen (Mitte) geschickt wird. Die magnetischen Momente der Gasatome werden in einem homogenen Magnetfeld ausgerichtet. Unter diesen Bedingungen treten Licht und Atome miteinander in Wechselwirkung, sodass der nach dem Gang durch das Gas austretende Lichtpuls, der an Alice geschickt wird, mit dem Ensemble von 1012 Cäsium-Atomen, das sich bei Bobs Aufenthaltsort befindet, "verschränkt" ist.
Zunächst wird das "Zwillings-Pärchen" erzeugt, indem ein starker Lichtpuls auf ein mit Cäsium-Gas (etwa 1012 Atome) gefülltes Glasröhrchen geschickt wird. Die magnetischen Momente der Gasatome werden in einem homogenen Magnetfeld ausgerichtet. Auch das Licht hat eine Vorzugsrichtung: Es ist polarisiert, das elektrische Feld schwingt also nur in einer Richtung. Unter diesen Bedingungen treten Licht und Atome miteinander in Wechselwirkung, sodass der nach dem Gang durch das Gas austretende Lichtpuls, der an Alice geschickt wird, mit dem Ensemble von 1012 Cäsium-Atomen, das sich bei Bobs Aufenthaltsort befindet, "verschränkt" ist.

Alice mischt den ankommenden Puls mit Hilfe eines Strahlteilers mit dem Objekt, das sie teleportieren will – einem schwachen, nur wenige Photonen enthaltenden Lichtpuls. Die resultierenden Lichtpulse an den beiden Ausgängen des Strahlteilers werden mit Photodetektoren gemessen, und die Messergebnisse werden an Bob gesandt.

Aufgrund der Messergebnisse weiß Bob, was zu tun ist, um die Teleportation abzuschließen und die ausgewählten Quantenzustände des Lichtpulses, Amplitude und Phase, auf das atomare Ensemble zu übertragen. Dazu legt er ein niederfrequentes Magnetfeld an, das den kollektiven Spin (Eigendrehimpuls) des Systems zum Schwingen bringt. Dieser Vorgang lässt sich vergleichen mit der Präzession eines Kreisels um seine Hauptachse: Die Auslenkung des Kreisels korrespondiert mit der Amplitude des Lichtes, während der Nulldurchgang der Phase entspricht.

Um nachzuweisen, dass die Teleportation erfolgreich war, wird nach 0,1 Millisekunden ein zweiter starker Puls polarisiertes Licht auf das atomare Ensemble geschickt, der dessen Zustand gewissermaßen "ausliest". Aus diesen Messwerten können die theoretischen Physiker die so genannte "Fidelity" berechnen, eine Gütezahl, die angibt, wie gut der Zustand des teleportierten Objektes mit dem Original übereinstimmt. Eine Gütezahl von 1 entspricht einer perfekten Übertragung, während der Wert Null bedeutet, dass gar keine Übertragung statt gefunden hat. Im vorliegenden Experiment beträgt die Gütezahl 0,6 und liegt damit deutlich über dem Wert von 0,5, der bestenfalls auf klassischem Weg, zum Beispiel durch Übermittlung der Messwerte per Telefon, ohne Beteiligung von verschränkten Teilchen, zu erreichen wäre.

Anders als es der geläufigen Vorstellung von "Beamen" entspricht, ist hier nicht ein Teilchen von einem Platz verschwunden und an einem anderen Platz wieder aufgetaucht. "Es geht bei der Quantenteleportation um Kommunikationsmethoden mit Anwendung in der Quantenkryptographie, der Verschlüsslung von Daten, und nicht um neuartige Verkehrswege", betont Hammerer. "Die Bedeutung des Experimentes liegt darin, dass erstmals eine Teleportation zwischen Atomen, die stationäre Quantenspeicher darstellen, und Licht, das man für die Übertragung von Informationen über weite Strecken braucht, gelungen ist. Damit ist ein wichtiger Schritt getan, Quantenkryptographie, also absolut sichere Kommunikation über lange Distanzen, etwa zwischen München und Kopenhagen, zu ermöglichen."

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