News: Kein Verständnis
Die gesprochene Sprache gilt als typische Fähigkeit des Menschen, mit der er sich vom Tierreich abgrenzt. Affen haben zwar ein gewisses Sprachverständnis, komplexere Grammatikregeln durchschauen sie jedoch nicht.
Washoe war eine fleißige Schülerin. Über 1000 Zeichen der Gebärdensprache beherrschte die junge Schimpansendame nahezu perfekt, beachtete dabei einfache Satzbauregeln und war sogar in der Lage, neue Wortkombinationen zu kreieren. Beatrix und Allen Gardner, ihre Lehrer, hatten 1966 mit Washoe an der Einzigartigkeit des Menschen heftigst gerüttelt: Schimpansen sind zu einem zumindest einfachen Sprachverständnis durchaus in der Lage.
Doch war Washoes Kommunikation tatsächlich eine echte Sprache? Tiere kommunizieren zwar rege miteinander – man denke nur an den Bienentanz –, aber zur menschlichen Sprache gehört doch etwas mehr: zum Beispiel Kreativität, also die Fähigkeit, praktisch unendlich viele mögliche Aussagen zu bilden, oder Abstraktion, also über etwas nicht Anwesendes zu sprechen. Washoe zeigte sich zwar kreativ, indem sie die Zeichen "Wasser" und "Vogel" für einen Schwan kombinierte, über Sprache als solche ließ sich mit der Schimpansin allerdings nicht diskutieren. Auch ihre grammatikalischen Fähigkeiten beschränkten sich auf Satzbauregeln wie: "Washoe kitzeln Roger."
Unter Sprachwissenschaftlern umstritten bleibt, ob jedem Menschen so etwas wie eine Universalgrammatik angeboren ist. Zumindest fällt es menschlichen Sprechern nicht schwer, auch komplexere, hierarchisch angeordnete Grammatikstrukturen zu durchschauen. So bleiben Sätze, in denen die sich aufeinander beziehenden Elemente nicht unmittelbar aufeinander folgen – wie in Wenn-dann-Konstruktionen – für uns durchaus verständlich. Wie sieht es mit dem Grammatikverständnis bei Tieren aus?
Lisztäffchen (Saguinus oedipus), die ihren deutschen Namen ihrer auffälligen Haartracht verdanken, gehören zwar nicht wie Washoe zu den Menschenaffen, gelten aber auch als sprachbegabt. Die beiden Psychologen Tecumseh Fitch von der schottischen University of St. Andrews und Marc Hauser von der Harvard University suchten sich daher diese Art aus, um mit ihnen einen kleinen Grammatiktest zu arrangieren.
Die Tiere lernten einfache "Wörter" wie "no", "li", "ba", "pa", wobei diese in zwei Kategorien aufgeteilt waren: Die erste Gruppe wurde den Tieren immer von einer hohen Frauenstimme vorgetragen, während bei der zweiten ein sonorer Männerbass erschallte. Daraus ließen sich nun "Sätze" konstruieren, jeweils mit einer einfachen oder einer komplizierteren "Grammatik": Bei der simplen Variante folgte immer Männer- auf Frauenwort; bei der komplexen Version hing die Anzahl der Bass-Silben von der Anzahl der zuvor erklungenen Sopran-Silben ab.
Nach dem Unterricht folgte die Prüfung: Die Forscher spielten ihren Äffchen per Lautsprecher die nach der jeweiligen Grammatikregel erlernten Sätze vor, hatten aber ab und zu ein paar Fehler eingebaut. So lange alles mit rechten Dingen zuging, interessierten sich die Tiere wenig für die vertrauten Klänge. Wenn sie jedoch einen Grammatikfehler bemerkten, schauten sie verdutzt auf den Lautsprecher.
Die Tiere, welche die einfache Grammatik gepaukt hatten, bestanden den Test mit Bravour. Die meisten Fehler wurden von ihnen erkannt und mit entsprechenden Blicken zum Lautsprecher bestraft.
Ihre Artgenossen, die sich mit der komplexen Variante herumgeplagt hatten, versagten dagegen kläglich. Ihnen war es völlig gleichgültig, ob sich der Lautsprecher in ihrem Käfig an die Grammatik hielt oder nicht.
Selbstverständlich hatten die Forscher ihren Grammatiktest auch mit der Art Homo sapiens durchgeführt – und zwar mit ihren Studenten. Und zum Glück blamierten sich diese nicht, sie erkannten auch Abweichungen von der komplexen Grammatik.
Liegt hier nun ein fundamentaler Unterschied zwischen Mensch und Tier vor? Die Forscher wissen nicht, ob auch Schimpansen wie Washoe bei der Grammatikprüfung durchfallen würden, der amerikanische Psychologe David Premack ist sich allerdings sicher, dass das Sprachverständnis unserer nächsten Verwandten nicht nur grammatikalisch eingeschränkt ist: "Schimpansen können nur wiedergeben, was sie sehen, während Menschen auch wiedergeben, was sie sich vorstellen."
Doch war Washoes Kommunikation tatsächlich eine echte Sprache? Tiere kommunizieren zwar rege miteinander – man denke nur an den Bienentanz –, aber zur menschlichen Sprache gehört doch etwas mehr: zum Beispiel Kreativität, also die Fähigkeit, praktisch unendlich viele mögliche Aussagen zu bilden, oder Abstraktion, also über etwas nicht Anwesendes zu sprechen. Washoe zeigte sich zwar kreativ, indem sie die Zeichen "Wasser" und "Vogel" für einen Schwan kombinierte, über Sprache als solche ließ sich mit der Schimpansin allerdings nicht diskutieren. Auch ihre grammatikalischen Fähigkeiten beschränkten sich auf Satzbauregeln wie: "Washoe kitzeln Roger."
Unter Sprachwissenschaftlern umstritten bleibt, ob jedem Menschen so etwas wie eine Universalgrammatik angeboren ist. Zumindest fällt es menschlichen Sprechern nicht schwer, auch komplexere, hierarchisch angeordnete Grammatikstrukturen zu durchschauen. So bleiben Sätze, in denen die sich aufeinander beziehenden Elemente nicht unmittelbar aufeinander folgen – wie in Wenn-dann-Konstruktionen – für uns durchaus verständlich. Wie sieht es mit dem Grammatikverständnis bei Tieren aus?
Lisztäffchen (Saguinus oedipus), die ihren deutschen Namen ihrer auffälligen Haartracht verdanken, gehören zwar nicht wie Washoe zu den Menschenaffen, gelten aber auch als sprachbegabt. Die beiden Psychologen Tecumseh Fitch von der schottischen University of St. Andrews und Marc Hauser von der Harvard University suchten sich daher diese Art aus, um mit ihnen einen kleinen Grammatiktest zu arrangieren.
Die Tiere lernten einfache "Wörter" wie "no", "li", "ba", "pa", wobei diese in zwei Kategorien aufgeteilt waren: Die erste Gruppe wurde den Tieren immer von einer hohen Frauenstimme vorgetragen, während bei der zweiten ein sonorer Männerbass erschallte. Daraus ließen sich nun "Sätze" konstruieren, jeweils mit einer einfachen oder einer komplizierteren "Grammatik": Bei der simplen Variante folgte immer Männer- auf Frauenwort; bei der komplexen Version hing die Anzahl der Bass-Silben von der Anzahl der zuvor erklungenen Sopran-Silben ab.
Nach dem Unterricht folgte die Prüfung: Die Forscher spielten ihren Äffchen per Lautsprecher die nach der jeweiligen Grammatikregel erlernten Sätze vor, hatten aber ab und zu ein paar Fehler eingebaut. So lange alles mit rechten Dingen zuging, interessierten sich die Tiere wenig für die vertrauten Klänge. Wenn sie jedoch einen Grammatikfehler bemerkten, schauten sie verdutzt auf den Lautsprecher.
Die Tiere, welche die einfache Grammatik gepaukt hatten, bestanden den Test mit Bravour. Die meisten Fehler wurden von ihnen erkannt und mit entsprechenden Blicken zum Lautsprecher bestraft.
Ihre Artgenossen, die sich mit der komplexen Variante herumgeplagt hatten, versagten dagegen kläglich. Ihnen war es völlig gleichgültig, ob sich der Lautsprecher in ihrem Käfig an die Grammatik hielt oder nicht.
Selbstverständlich hatten die Forscher ihren Grammatiktest auch mit der Art Homo sapiens durchgeführt – und zwar mit ihren Studenten. Und zum Glück blamierten sich diese nicht, sie erkannten auch Abweichungen von der komplexen Grammatik.
Liegt hier nun ein fundamentaler Unterschied zwischen Mensch und Tier vor? Die Forscher wissen nicht, ob auch Schimpansen wie Washoe bei der Grammatikprüfung durchfallen würden, der amerikanische Psychologe David Premack ist sich allerdings sicher, dass das Sprachverständnis unserer nächsten Verwandten nicht nur grammatikalisch eingeschränkt ist: "Schimpansen können nur wiedergeben, was sie sehen, während Menschen auch wiedergeben, was sie sich vorstellen."
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