Neuroimaging: Kein X für ein U vorgemacht
Allein aus den verrauschten Mustern der Hirnaktivität herauslesen, was jemand wahrnahm – das ist keine Zukunftsvision mehr: Bereits 2011 rekonstruierte ein Team um Jack Gallant von der University of California in Berkeley anhand von Bildgebungsdaten grob, aber wiedererkennbar kurze Videos, die Probanden während der Messungen im Hirnscanner zuvor gesehen hatten. Niederländische Forscher um Sanne Schoenmakers von der Radboud-Universität in Nimwegen entwickelten jetzt eine Methode, mit der Computer aus den neuronalen Mustern der Sehrinde gelesene Buchstaben erkennen können.
Drei Teilnehmer betrachteten die handgeschriebenen Großbuchstaben B, R, A, I, N und S in je 60 Versionen, während die Wissenschaftler ihre Sehrinde im Magnetresonanztomografen scannten. Die registrierten Aktivitätsmuster des visuellen Kortex verknüpfte ein Computer mit den wahrgenommenen Bildern und lernte so, die Buchstaben auseinanderzuhalten. Im Lauf der Zeit konnte der Rechner neue Hirnmuster immer besser mit den Schriftzeichen abgleichen.
Die Forscher wollten so nachvollziehen, wie unser Denkorgan Buchstaben verarbeitet. "Unsere Methode spiegelt vermutlich wider, wie das Gehirn vorhandenes Wissen mit neuen Sinneseindrücken kombiniert", meint Koautor Marcel van Gerven. "Wir suchen nach realistischen Modellen, die zeigen, was im Gehirn beim Lesen geschieht."
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