News: Keine Beweise für 'Elektrosmog'
Um der Sache auf den Grund zu gehen, schlossen sich Krebsforscher aus ganz Großbritannien zusammen und suchten in England, Schottland und Wales nach einem Zusammenhang zwischen dem Auftreten von Krebserkrankungen bei Kindern – insbesondere von Leukämie und Tumoren im Zentralnervensystem – und der Nähe von elektromagnetischen Feldern – seien es Hochspannungsleitungen, Untergrundkabel oder Verteileranlagen. Sie sammelten die Daten von 3380 an Krebs erkrankten sowie von 3390 gesunden Kindern und verglichen die Erkrankungsraten von Kindern, die in einer Umgebung mit relativ hohen magnetischen Feldern von mehr als 0,2 Mikrotesla lebten, mit denen, die einer Feldstärke von weniger als 0,1 Mikrotesla ausgesetzt waren.
In ihrer jetzt vorliegenden Studie (British Journal of Cancer vom Dezember 2000, Abstract) schreiben die Wissenschaftler: "Es gab keinen Hinweis, dass in Großbritannien die Nähe zu elektrischen Installationen oder zu den von ihnen produzierten magnetischen Feldern mit einem erhöhten Risiko für kindliche Leukämie oder irgendeiner anderen Krebserkrankung zusammenhängt." Weder bei Kindern, die im Abstand von 50 Metern zu einer Hochspannungsleitung lebten, noch bei denen, die erhöhten magnetischen Feldstärken ausgesetzt waren, gab es signifikant mehr Leukämiefälle.
Damit bestätigen sich vorläufige Ergebnisse, welche die Wissenschaftler unter der Federführung von Nick Day von der University of Cambridge letztes Jahr veröffentlichten (The Lancet vom 4. Dezember 1999). Gleichzeitig berichtete John Dockerty von der University of Oxford zusammen mit neuseeländischen Kollegen in derselben Zeitschrift von einer Studie über elektromagnetische Felder und Leukämie bei Kindern in Neuseeland. Auch hier fanden die Wissenschaftler keinen Zusammenhang. Beide Arbeiten wurden jedoch kritisiert, insbesondere wegen der geringen Anzahl der untersuchten Kinder, die hohen Feldstärken von mehr als 0,2 Mikrotesla ausgesetzt waren. "Obwohl die Studie sehr umfangreich und gut durchgeführt ist", meinte damals Michael Repacholi von der WHO, "ist sie nicht die 'definitive' Studie, die sich viele Wissenschaftler erhofft haben."
Jetzt muss sich die neue Studie der britischen Forscher der Diskussion stellen. John Toy vom Imperial Cancer Research Fund hofft, mit den vorliegenden Ergebnissen Eltern beruhigen zu können, die in der Nähe von Hochspannungsleitungen leben. Er weist jedoch darauf hin, dass Krebs durch viele unterschiedliche Faktoren ausgelöst werden kann: "Krebs bei Kindern ist eine sehr leidvolle Krankheit. Trotz der inzwischen erhöhten Überlebensraten ist es dringend nötig, dass wir die Ursachen finden."
Siehe auch
- Spektrum Ticker vom 2.11.2000
"Unfruchtbar durch Elektrosmog?"
(nur für Ticker-Abonnenten zugänglich) - Spektrum Ticker vom 23.10.2000
"Der Elektrosensibilität auf der Spur"
(nur für Ticker-Abonnenten zugänglich) - Spektrum Ticker vom 22.9.2000
"Gesundheit unter Spannung"
(nur für Ticker-Abonnenten zugänglich) - Spektrum der Wissenschaft Spezial 1996, Seite 31
"Lokale Häufung von Krebsfällen"
(nur für Heft-Abonnenten online zugänglich)
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