Artensterben: Keine Chance für Spezialisten
Schmetterlingsarten, die auf besondere Bedingungen in ihrem Lebensraum angewiesen sind, sterben aus. Daran können auch Naturschutzgebiete nichts ändern, lautet nun das düstere Fazit einer Studie von Wissenschaftlern um Jan Christian Habel von der Technischen Universität München. Die Forscher werteten Artenlisten und Schmetterlingssammlungen für die Region um Regensburg über den Zeitraum der vergangenen 200 Jahren hinweg aus. Entlang der Donau herrschen dort besonders günstige Bedingungen für Schmetterlinge und andere Insekten; rund 45 Hektar sind seit 1992 Naturschutzgebiet.
Trotzdem nehmen spezialisierte Schmetterlingsarten auch dort beständig ab: So konnten die Wissenschaftler für die Jahre 1840 bis 1849 noch 117 verschiedene Arten von Tagfaltern und Widderchen ausmachen, zwischen 2010 und 2013 waren es nur noch 71. Statt vieler verschiedener Spezies tummeln sich in der Region inzwischen nur noch einige wenige Habitat-Generalisten wie Zitronenfalter oder Ochsenaugen, die keine besonderen Ansprüche an ihren Lebensraum stellen.
Die Forscher glauben, dass dies vor allem mit dem steigenden Ausstoß von reaktivem Stickstoff zusammenhängt, der etwa durch verschiedene Verbrennungsprozesse oder intensive Landwirtschaft entsteht. Er überdüngt die Böden und sorgt dafür, dass die typische Flora nach und nach verdrängt wird. Damit wird es auch für spezialisierte Schmetterlinge immer enger. Der Luftstickstoff, so Habel, mache schließlich auch vor den Grenzen der Schutzgebiete nicht Halt, die meist nur sehr klein und dünn über die Landschaft verteilt seien. Die Frage, ob man mit Hilfe des etablierten Netzes von Fauna-Flora-Habitat-Schutzgebieten überhaupt langfristig effektiven Naturschutz betreiben könne, müsse man demnach wohl verneinen.
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